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Trialog von Mozart, Koninklijk Concertgebouw Orkest und der Pianistin Maria Joao Pires Mozart pur, obwohl das Jubiläumsjahr 2006 längst Geschichte ist? In dem nachmittäglichen Sinfoniekonzert in der Essener Philharmonie kamen verschiedene internationale Spezialisten zusammen. Das niederländische Royal Concertgebouw Orchestra, eines der Orchester, mit dem der Begründer der historischen Aufführungspraxis Nikolaus Harnoncourt lange Zeit schwerpunktmäßig zusammenarbeitete, der ungarische Dirigent Iván Fischer, der zwei Spielzeiten lang als Assistent von Harnoncourt lernte und die bedeutende Mozart-Interpretin, die portugiesische Pianistin Maria Joao Pires, zeigten, wie differenziert und facettenreich Mozart heute klingt und interpretiert wird. Das Concertgebouwest trat in mittelgroßer, aus historischen und modernen Instrumenten gemischten Besetzung an. Holz- und Blechbläserbesetzung wechselte je nach Komposition. Besonders auffällig war die Betonung des Bassfundaments. Celli, Holzbläser und vier Kontrabässe saßen in ansteigender Aufstellung dem Dirigenten gegenüber; die Blechbläser waren - bis auf die zwei Hörner im Klavierkonzert - auf die rechte und linke Seite aufgeteilt. Ergebnis war ein klangvoll grundiertes, transparentes und die Dialogstruktur hervorhebendes, dynamisches Klangbild.
Mit langsamer, feierlicher Strenge der symbolischen drei Adagio-Akkorde und verspielter Leichtigkeit des sich in einer vierstimmigen Fugenexposition entfaltenden ersten Themas erklang zunächst die Ouvertüre zur Zauberflöte, die Mozart kurz vor seinem Tode vollendete.
Auf diesem Hintergrund wirkte das 1786 vollendete, folgende Klavierkonzert A-Dur KV 488 mit seinem Wegfall der "Lärminstrumente" wie Trompeten, Pauke, Oboe eher wie ein Klangbeispiel für intime, empfindsame, klassische Ausgewogenheit von Solistin und Orchester. Nach der Pause erklang ein eher selten zu hörendes Werk Mozarts, eine 1783 entstandene, vierstimmige Fugenkomposition zunächst für zwei Klaviere in c-Moll, die Mozart 1788 für Streichorchester bearbeitete und der er ein kurzes Adagio voranstellte. Es ist noch nicht die geniale Verbindung aus kontrapunktischer und thematischer Arbeit wie im letzten Satz der folgenden Jupiter-Sinfonie. Die eigenwillige Auseinandersetzung mit der hohen Kunst des Kontrapunktes beruht hier eher darauf, das Fugenthema ob in Originalgestalt, Spiegelung, Umkehrung oder Engführung ohne Unterlass durchzuführen. Zudem endet der Satz nach einem ausdrucksvollen Innhalten auf einer Vorhaltsdissonanz so abrupt, dass das Publikum völlig vergaß zu klatschen. Die abschließenden Darbietung der Jupiter-Sinfonie von Iván Fischer war ein Lehrstück für transparente Klangrede, die bei aller Ausdruckskunst das klassische Ebenmaß der Sinfonie der Wiener Klassik nicht aus dem Auge verliert. Ob im ersten Satz mit geradezu behutsamer Genauigkeit von Artikulation und Phrasierung, oder im zweiten Satz die lebendig schwingende, betonte Unterscheidung von gebundenem und nicht gebundenem Spiel, Fischer veranschaulichte nicht nur kontrastreich den Dialogcharakter, die antithetische Struktur und Architektonik der Musik, sondern legte - unterstützt vom Concertgebouwest mit wunderbar spielenden Holzbläsern - ebenso viel Wert auf wechselnde Farbigkeit, Ausdruck. Ein wunderbarer Abschluss, zu dem es als Zugabe noch einen kurzen rumänischen Volkstanz von Béla Bartók gab! Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Maria Joao Pires Klavier Royal Concertgebouw Orchestra Iván Fischer Dirigent Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre zur Oper "Die Zauberflöte", KV 620 Konzert Nr.23 A-Dur für Klavier und Orchester, KV 488 Adagio und Fuge c-Moll für Streicher, KV 546 Sinfonie Nr.41 C-Dur, KV 551, "Jupiter"
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