Veranstaltungen & Kritiken Konzerte |
|
Neue Wagnerstimmen in Hörweite
Von Christoph Wurzel
/ Foto: Jochen Klenk
Ein altes Lied: gute Wagnerstimmen sind rar. Auch in Bayreuth ist dieses Manco nicht zu überhören. Um den sängerischen Nachwuchs im Wagnerfach zu fördern, gibt es bereits seit 1994 einen Wettbewerb für Wagnergesang, der von der internationalen Richard-Wagner-Gesellschaft ausgeschrieben wird. Zum ersten Mal wurde er in diesem Jahr in Karlsruhe ausgetragen, das als Musikstadt auf eine große Wagnertradition zurückblicken kann. Der Wettbewerb ist für junge Sängerinnen und Sänger geöffnet, die entweder frisch vom Studium kommen (Kategorie B: Höchstalter 30 Jahre) oder bereits am Beginn einer Bühnenlaufbahn stehen (Kategorie A: Höchstalter 35 Jahre). Beide treten gemeinsam an und diese Vermischung ist nicht besonders glücklich, denn der Erfahrungshorizont der Konkurrenten ist doch einigermaßen unterschiedlich. Um dies zu kompensieren wurde in diesem Jahr zum ersten Mal neben dem Hauptpreis auch ein Förderpreis vergeben, der nach der Karlsruher Gesangspädagogin Dorothea Glatt benannt ist. In Bayreuth fanden unter den über 30 angemeldeten jungen Künstlern im Sommer die Ausscheidungswettbewerbe statt. In Karlsruhe wurde nun der Sängerwettstreit an zwei weiteren Tagen fortgesetzt. Aus der Gruppe von 18 Semifinalisten gingen die acht Soprane, Tenöre und Baritone hervor, die nun im Finale um die Preise singen durften. Hierbei wurde insgesamt ein beachtliches Niveau erreicht, wenn auch nicht alle Stimmen schon so reif waren, dass sie sich mühelos gegen das wenn auch reduzierte Wagnerorchester (souverän: die Badische Staatskapelle unter Siegfried Köhler) durchsetzen konnten. Auch im Ausdruck war mitunter noch Zurückhaltung zu spüren. Dafür aber war schon ausgeprägt schöner Belcantogesang zu hören (Peter Schöne mit Wolframs Lied an den Abendstern) oder schwelgerisch raumgreifende Gesangslinien (Maraike Schröter mit Sieglindes „Du bist der Lenz...“). Die jungen Sängerinnen und Sänger hatten mit ihrer Wahl zumeist geschickt auf ihre bisherigen Rollenerfahrungen aufgebaut und diese ins Wagnersujet ausgeweitet. So die Amerikanerin Betsy Horne, die aus ihren Erfahrungen als Idamante (Idomeneo) und Sesto (Händels Giulio Cesare) eine sehr schlanke lyrische Tongebung mitbrachte und mit ihrer technisch perfekt beherrschten Stimme mit Elsas Traumerzählung den Förderpreis errang, den sie sich mit Yoontaek Rhim teilt. Der Koreaner, mit 26 Jahren jüngster unter den Finalteilnehmern, beeindruckte mit einer ausgeprägt rollengemäßen Gestaltung des Holländer-Monologs. Gewinnerin des Hauptpreises „Richard Wagners neue Stimmen 2009“: Emma Vetter (mit dem Dirigenten des Abends Siegfried Köhler)
Die Wahl des Publikums im voll besetzten Opernhaus des Badischen Staatstheaters fiel wohl nicht zuletzt wegen seiner präsenten Gestaltung von Amfortas' Klagegesang auf Falko Höhnisch, der momentan an den Staatstheatern Kassel und Darmstadt wirkt. In seinem beeindruckenden Auftritt kamen die stimmlichen Qualitäten des Sängers zum Tragen, sein gut gestützter, volumenreicher Bariton verbunden mit der Fähigkeit zu klangfarbigen Valeurs. Mit der Ballade der Senta hatte die schwedische Sängerin Emma Vetter die neunköpfige Jury aus Wagnerspezialisten, Gesangsexperten und Opernpraktikern unter dem Vorsitz von Eva Wagner-Pasquier am meisten überzeugt. Ihr wurde der Hauptpreis verliehen. Mit heftiger Attacke hatte sie bereits nach wenigen Tönen dieser Rolle ihren energischen Gestaltungswillen aufgeprägt. Und gesangstechnisch blieben bereits beim Preissingen keine Wünsche offen. Beim da-capo nach der Preisverleihung gelang ihr sogar durch noch mehr ausgefeilte Phrasierung die Steigerung ihrer exzellenten Interpretation. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden in weiteren Konzerten u.a. in Trier und Stralsund Ihr Können unter Beweis stellen. Und bald wird man die Eine oder den Anderen auf größeren Bühnen erleben können. Dieser Wettbewerb wäre damit nicht zum ersten Mal das Sprungbrett zu einer Karriere im Wagnergesang. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Wettbewerbsfolge: Paulina Pfeiffer (Schweden), Sopran „Dich, teure Halle, grüß ich wieder...“ (aus Tannhäuser) Yoontaek Rhim (Korea), Bariton „Die Frist ist um...“ (aus Der fliegende Holländer) Dorothea-Glatt-Förderpreis Maraike Schröter (Deutschland), Sopran „Du bist der Lenz...“ (aus Die Walküre) Peter Schöne (Deutschland), Bariton „O du mein holder Abendstern...“ (aus Tannhäuser) Betsy Horne (USA), Sopran „Einsam, in trüben Tagen...“ (aus Lohengrin) Dorothea-Glatt-Förderpreis Hans Kittelmann (Deutschland), Tenor „Immer ist Undank Loges Lohn...“ (aus Das Rheingold) Emma Vetter (Schweden), Sopran „Traft ihr das Schiff...“ (aus Der fliegende Holländer) Jury-Preis Falko Hönisch (Deutschland), Bariton „Nein, lasst ihn unenthüllt...“ („Parsifal“) Publikumspreis Badische Staatskapelle Karlsruhe Leitung: Siegfried Köhler Moderation: Katrin Lorbeer Das Konzert wird am 12.12.2009 im Programm swr2 zu hören sein. |
© 2009 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: konzerte@omm.de