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 Cecilia Bartoli singt Vivaldi

Ensemble Matheus unter der Leitung von Jean-Christophe Spinosi


6. Juli 2011 im Festspielhaus Baden-Baden


 
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Festspielhaus Baden-Baden
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Im Piano liegt die Kraft

Von Christoph Wurzel

Cecilia Bartoli ist zu Vivaldi zurückgekehrt. Vor ca. 12 Jahren hatte sie mit einem Vivaldi-Album die beeindruckende Serie ihrer Solo-Recitals begonnen, in denen  sie ihr Publikum durch die weiten Gefilde des Belcanto zwischen Barock und Romantik geführt hat. Nun hat sie sich also wieder dem Venezianer zugewandt und bot bei einer Tournee, die in Baden-Baden endete, eine bis auf zwei Ausnahmen neue, hinreißende Auswahl seiner Arien. Mit dem enorm engagierten Ensemble Matheus präsentierte sie nicht weniger als ein Dutzend Trouvaillen aus der Feder des kessen Priesters, dessen Opernschaffen in den letzten Jahren immer mehr bekannt und geschätzt wird. Und es ist wirklich erstaunlich, wie vielfältig Vivaldis Arien sein können und mit welchem Raffinement sie komponiert sind. Die Bartoli besitzt nun auch die nötige Souveränität in sängerischer Technik ebenso wie im Ausdruck, dass sie diese kleinen Edelsteine  intensiv zum Funkeln bringen kann und das Orchester unter Jean-Christophe Spinosi kostet noch jede kleinste Nuance von Vivaldis sinnenfroher Klangsensibilität aus und kann besonders im feinnervigen Pianospiel regelrecht atemberaubend sein.

Die Bartoli schlug einen spannungsreichen Bogen von heißblütigen Wahnsinnsarien über kontemplative Naturidyllen bis hin zu anrührend verzweifelten Lamentos. In der Totenklage des Farnace über seinen Sohn hört man, ja fühlt man gleichsam mit, wie das Blut in den Adern friert (Gelido in ogni vena scorrer mi sento il sangue), wenn die Streicher ähnlich wie in Vivaldis Winter ihre staccati fahl über die Saiten schieben und die Bartoli die Stimme derart zurücknimmt, dass fast nur noch ein Hauch von dieser Trauer zu hören ist, die aber umso mehr unter die Haut geht, je leiser sie besungen wird. Die Bartoli kreiert Vivaldis musikalische Affekte, sie stellt sie nicht nur aus.

Mit ihrer Wandlungsfähigkeit, ihrer Kunst innerhalb einer Arie blitzschnell in gegensätzliche Dimensionen des Ausdrucks zu wechseln, faszinierte sie gleich zu Beginn in der Eifersuchtsarie Gelosia, tu già rendi l’alma mia dell’inferno assai peggior  aus Ottone in Villa, wenn sie in der zweiten Strophe mit neuer weicher Stimmfärbung einen ganz anderen musikalischen Charakter gestaltet, die flehende Bitte, dass der Schmerz über die Eifersucht aber nicht töten möge. Mag bei Cecilia Bartoli in der Vergangenheit mitunter eine Portion Manierismus in der Stimme mitgeschwungen haben, so ist ihr Gesang inzwischen ganz bei echten Gefühlen angekommen. Die Bartoli zeigte sich in diesem Konzert als wahre Gefühlsweckerin.

Mit ihrer stupenden Technik entfachte sie in der Arie des Idaspe Das Meer scheint euch zu verschlingen  aus Bajazet einen  Koloratur-Tornado sondergleichen, bei dem gleichwohl jeder Ton gestochen scharf zu hören war. Und in der Arie Se mai senti spirarti  aus Catone in Utica, in der der leise Hauch des Windes auf dem Antlitz des Geliebten besungen wird, strahlte ihr weiches Timbre höchste Ruhe und inneren Frieden aus.

Jean-Christophe Spinosi dirigierte sein Ensemble Matheus höchst sportiv und die sichtbare Begeisterung an der Musik steckte zuerst die Instrumentalisten an und schwappte schnell auf das Publikum über. Mehrmals griff er auch selbst zur Violine, um den obligaten Begleitpart bei einer Arie zu übernehmen. Und gegen Schluss des Konzerts führte der Gleichklang von Sängerin, Dirigent und Instrumentalisten, dieses Musizieren  aus demselben Geist heraus, mit der geigen-begleiteten Arie des Perseo Sovente il sole risplende in cielo aus Andromeda liberata  wohl zum Höhepunkt des Konzertabends, als diese Arie zu einer Art Doppelkonzert für Stimme und Violine wurde und das Publikum schon vor dem eigentlichen Schluss zu Begeisterungsstürmen hinriss. Als Zugaben folgten noch zwei Händelarien, bei deren letzter das Ensemble Matheus auch mit der strahlenden Trompete noch einmal allen barocken Orchesterglanz aufleuchten ließ.

FAZIT

Soviel Jubel ist auch in Baden-Baden selten. Und er war mehr als berechtigt.



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Cecilia Bartoli
Ensemble Mateus
Ltg.: Jean-Chroistophe Spinosi


Antonio Vivaldi:

Arien aus den Opern

Ottone in Villa
L’Olimpiade
Bajazet
Orlando furioso
Farnace
La Silvia
Catone in Utica
Argippo

Sinfonia aus L’Olimpiade

Sinfonia zu Orlando furioso

Allegro aus der Sinfonia h-Moll RV 168

Allegro aus dem Konzert
für 2 Violinen D-Dur RV 513


Da capo al Fine

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