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Jauchzet, frohlocket!
Wenn
Weihnachten naht, darf Bachs Weihnachtsoratorium nicht fehlen. Im
Konzerthaus Dortmund sorgte in diesem Jahr Thomas
Hengelbrock mit dem Balthasar-Neumann-Chor und
-Ensemble für den besonderen, adventlichen Glanz.
25 Chorsolisten - 2 der 5 Altisten sind Männer -
, ein in historischer Aufführungspraxis
geschultes Ensemble sowie der Evangelist Tilman Lichdi
faszinierten mit einer zwischen Besinnlichkeit und
Dramatik changierenden Darbietung.
Homogen und
transparent, mit schlanken Stimmen und rhythmisch
akzentuierter, tänzerisch schwingender
Leichtigkeit, mit knallenden, nachbebenden Pauken und
festlichen Barocktrompetenklängen ertönte
zunächst der Eingangschor "Jauchzet, frohlocket!
Auf, preiset die Tage" und die weiteren Abschnitte des
1. Teils. Welch eine in Klang modellierte
Weihnachtsfreude! Anschließend folgten Teil IV
mit Lobpreisung und Meditation über den Namen
Jesu, Teil V und VI mit der Ankunft und Anbetung der
Weisen aus dem Morgenlande.
Hengelbrock
pflegt eine Bach'sche Aufführungspraxis, nach der
- mit Ausnahme des Evangelisten - Arien und andere
Solopartien von Solisten des Chores übernommen
werden.
Ob Sopran,
Alt, Tenor oder Bass, ob Chor, Choral, Arie oder
instrumental- bzw. orgelbegleitetes Rezitativ,
bei all der kontrastreichen Satzvielfalt Bachs und
trotz differenzierter Dynamik und Tempogestaltung
bleibt immer der Grundtenor einer rhythmisch
federnden Inbrunst, Andacht und empfindungsreichen
Innigkeit gewahrt.
Auf der
anderen Seite betont Hengelbrock die barocke, beredte
Interpretationskunst in konzertanten und dramatisch
exponierten Szenen. In der sogenannten Echo-Arie (das
Echo übernimmt die Oboe) des vierten Teils bspw.
führt ein Gläubiger ein Zwiegespräch
mit dem Christuskind. Katja Stuber ließ die
bange Ausgangsfrage dynamisch-dramatisch mit geradezu
schneidendem Sopranklang aufblitzen, während die
antwortende Sopranstimme von Heike Heilmann - die
szenische Anlage unterstützend - zart, aus
entfernten Raumhöhen erklang.
Auch
Gastsänger Tilman Lichdi trug nicht nur in
einigen Arien zur dramatisch interpretierenden
Textauslegung bei. Wie er sprachbetont, mit
körperlos schlankem, lyrisch schwingendem Tenor
als Evangelist berichtet, um zugleich einige Begriffe
ausdrucksstark gestaltend hervorzuheben, ist
große, theatral anmutende, barocke
Interpretations- und Gestaltungskunst.
Nach dem
prunkvollen, von Pauken und Trompeten begleiteten
Schluss des sechsten Teils und langanhaltenden
Applausi entließen die Musiker das Publikum mit
zwei wunderbaren Zugaben, zunächst dem Choral Jesu bleibet meine
Freude aus der Bach-Kantate Herz und Mund und Tat
und Leben und dann den A-Capella-Chorsatz von
Felix Mendelssohn-Bartholdy in eindrucksvollem
Pianissimo vorgetragen: "Denn er hat seinen Engeln
befohlen über dir, dass sie dich behüten auf
all deinen Wegen..." Beseelter hätte das Konzert
nicht schließen können.
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Evangelist Tilman Lichdi Balthasar-Neumann-Chor und Solisten Balthasar-Neumann-Ensemble Dirigent Thomas Hengelbrock Programm: Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium, Kantaten I, IV - VI, BWV 248 (1735) Kantate
I Kantate
IV Kantate
V Kantate
VI
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