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Die Tore zum Paradies stehen weit offen
Von Stefan Schmöe Mit Bedacht hat Stefan Soltesz Gustav Mahler 2. Symphonie auf das Programm seines letzten Konzerts als Chefdirigent der Essener Philharmoniker gesetzt: Ist es doch ein Abschied nicht nur vom Orchester, sondern auch vom Philharmonischen Chor sowie dem Chor und Extrachor des Aalto-Theaters. Auch ist Mahler ein Schwerpunkt des Konzertdirigenten Soltesz gewesen (wie Wagner und Strauss auf der Bühne des benachbarten Aalto-Theaters) – mit Mahlers dritter Symphonie hatte er seine Amtszeit begonnen (und 2008 erneut aufgeführt – unsere Rezension). So schließt sich der Bogen. Soltesz kann mit dem Werk noch einmal exemplarisch vorführen, welche außerordentlichen Qualitäten die Essener Philharmoniker besitzen. Da ist extrem saubere Intonation (allein ein paar Stellen der Trompete gerieten an diesem Abend etwas hoch), der schlanke, helle und durchsichtige Klang, das ungeheuer kontrollierte Spiel der Bläser gerade in den Solo-Passagen mit wohl dosiertem, nie dem Zufall (oder der spontanen Eingebung des einzelnen Musikers) überlassene Vibrato, das sehr genaue Reagieren und damit verbunden eine sehr differenzierte Palette an Klangfarben. Auch in diesem Abschiedskonzert ließ Soltesz keinerlei Sentimentalität oder falsches Pathos zu. Die Architektur der Musik ist klar durchstrukturiert und hat Vorrang vor dem Effekt des Augenblicks. Jedes Detail ist vom Gesamtablauf her disponiert. Das gibt dieser – im Finalsatz ziemlich ausufernden – Musik Klarheit, auch eine gewisse Nüchternheit. Der Jugendstil-Hypertrophie des Chorfinales begegnet Soltesz mit leicht angezogenem, immer flüssigen Tempo. Hatten seine Dirigate in früheren Jahren mitunter bei allem Hochglanz auch eine gewisse Sterilität, so wirkt diese Interpretation doch sehr organisch. Soltesz kostet den wunderbaren Klang des Orchesters aus, hat bei aller Straffheit des Dirigats Ruhe im Detail. Die Abstimmung mit dem Fernorchester hinter der Bühne ist hervorragend. Vor allem im zweiten Satz Andante moderato trifft Soltesz den volksmusikhaften Ton sehr schön, ohne die symphonische Linie aufzugeben. Bei aller Dramatik ist relativ früh klar, dass diese Symphonie ins Paradies führen muss. Die Chöre singen sehr nuanciert und klangvoll, klingen aber auch in den Aufschwüngen nicht massig und trotz des großen Aufgebots sehr präzise und beweglich. Michaela Selinger gestaltet das Urlicht mit schönem, leicht eingedunkeltem Mezzo – ein satter Alt allerdings brächte da eine zusätzliche Klangfarbe, die hier eben nicht vorhanden ist. Ailyn Pérez singt die Sopranpartie im Finale mit interessant dunklem Timbre, fällt aber mit relativ starkem Vibrato ein wenig aus dem Gesamtklang heraus. Am Ende großer Applaus für alle Beteiligten und stehende Ovationen für den scheidenden Chefdirigenten. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Ailyn Pérez, Sopran Michaela Selinger, Mezzosopran Opern- und Extra-Chor des Aalto Theaters Philharmonischer Chor Essen Choreinstudierung: Alexander Eberle Essener Philharmoniker Leitung: Stefan Soltesz Gustav Mahler: Symphonie Nr. 2 c-Moll
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