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Zeitinsel Antonio Caldara
La concordia de' pianeti


Componimento teatrale in einem Akt
Libretto von Pietro Pariati
Musik von Antonio Caldara

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: 2h 15' (eine Pause)

Konzertante Aufführung am Samstag, 18. Januar 2014, 20.00 Uhr
Großer Saal im Konzerthaus Dortmund

 

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Hohelied auf Kaiserin Elisabeth

Von Thomas Molke / Fotos folgen

Nachdem Andrea Marcon mit dem La Cetra Barockorchester im Rahmen der "Zeitinsel Antonio Caldara" am ersten Abend Arien aus den zahlreichen vergessenen Opern und Oratorien Caldaras vorgestellt und der zweite Abend sich mit Instrumentalwerken des venezianischen Komponisten aus seiner Zeit am Wiener Hof beschäftigt hat, hat Marcon für den dritten und letzten Abend ein komplettes Bühnenwerk ausgegraben, das seit der Uraufführung am 19. November 1723 nun erstmals wieder zu erleben ist. Dabei handelt es sich nicht um eine Oper im eigentlichen Sinne, kommt dieser Gattung im Aufbau allerdings sehr nahe. Caldara selbst hat seine Komposition La concordia de' pianeti als "Componimento teatrale" bezeichnet, ein sogenannter Applausus musicus, dem als Huldigungskomposition für einen Herrscher weitestgehend die für die Oper erforderliche Handlung, Spannung oder Dramatik fehlt. Insgesamt komponierte Caldara während seiner Zeit als Vize-Kapellmeister am Wiener Hof insgesamt 16 derartige Applausus, was für seinen großen kulturellen Einfluss zur damaligen Zeit sicherlich nicht unbedeutend gewesen sein dürfte. Vielleicht wäre man auch heutzutage gegen ständige Kürzungen im Kulturetat eher gewappnet, wenn man den kulturverantwortlichen Politikern mit musikalischer Panegyrik schmeicheln würde.

Caldara komponierte dieses Werk 1723 auf die damalige Kaiserin Elisabeth, die darin "Elisa" genannt wird. Die Habsburger Monarchie konnte in dieser Zeit unter Kaiser Karl VI. die größte Ausdehnung des Reiches verzeichnen, und alles, was dem Herrscherpaar noch fehlte, war ein Thronfolger, nachdem der erste Sohn Leopold 1716 kurz nach der Geburt gestorben war. Nun war Kaiserin Elisabeth erneut schwanger, was neben der Krönung zur Königin von Böhmen auf dem Rückweg aus Prag zum Anlass genommen wurde, im Schloss zu Znaim in Südmähren in einer großen Open-Air-Veranstaltung den Namenstag der Kaiserin zu feiern. Caldara lässt in seinem Werk sieben Himmelsgebilde in Form von mythologischen Gottheiten aufeinander treffen, die darüber diskutieren, ob die Kaiserin in den Kreis der himmlischen Götter aufgenommen werden soll. Nachdem sich zu Beginn der Oper alle einig sind, dass Elisabeth auf Erden alle anderen Menschen überstrahle, sind Venus (Venere), Diana, Apollo und Mars (Marte) allerdings zunächst noch nicht bereit, die Kaiserin als ihnen ebenbürtig anzuerkennen. Es kommt zu einem Streitgespräch, was Göttervater Giove (Jupiter) schließlich schlichtet, so dass auch Venus am Ende verkündet, dass Elisabeth in "Übereinstimmung der Planeten" ("concordia de' pianeti) in den Kreis der himmlischen Götter aufgenommen werde.

Strukturell lässt sich das Werk in zwei Teile gliedern, die von einem Jubelchor eingerahmt und voneinander abgegrenzt werden. Der erste Teil beschreibt den Streit zwischen den Göttern. Nachdem Merkur (Mercurio) in seiner ersten Arie die Herrscherin mit einem Juwel in einem Kristall vergleicht, der dem durchsichtigen Kristall noch mehr Glanz verleiht - Daniel Behle gestaltet diese Arie mit in den zahlreichen Verzierungen sehr beweglichem Tenor -, wendet Venus ein, dass dennoch eine Hyazinthe und ein Veilchen es nicht mit der Rose aufnehmen könnten. Delphine Galou spielt mit großartiger Mimik und gelungenen Koloraturen in samtigem Mezzo die Arroganz der Göttin der Liebe, die den Titel der Schönsten für sich beansprucht, wunderbar aus. Verónica Cangemi, die kurzfristig für die erkrankte Anna Prohaska als Diana eingesprungen ist, fordert mit jugendlichem Sopran, dass die Kaiserin ihr erst einmal in der Jagd gleichkommen solle, bevor sie sich ihr beuge. Nachdem Luca Tittoto als Saturn (Saturno) mit markantem Bass und beweglichen Koloraturen den Namen der Kaiserin gepriesen hat, dessen Klang bereits die Tore eines Tempels öffne, warnen Mars und Apollo vor den Gefahren der Eitelkeit. An dieser Stelle begeistert vor allem Franco Fagioli als Apollo mit glasklaren Koloraturen und flexibler Stimmführung. Ruxandra Donose, die den erkrankten Countertenor Christophe Dumaux als Jupiter ersetzt, verfügt in ihrer Arie, in der der Göttervater die anderen Götter darauf hinweist, dass Güte und Verdienste auf Erden von den Himmlischen immer geachtet worden seien, über eine zu weiche Stimme, die im Klang der Musik leider ein wenig untergeht und somit die Autorität des obersten Gottes nicht glaubhaft werden lässt.

Im zweiten Teil nach der Pause folgt dann das Einlenken der Götter. Bemerkenswert ist hier die Instrumentation bei Venus' zweiter Arie, wenn sie eingestehen muss, dass ihre Grazien mittlerweile nicht mehr ihr, sondern der Kaiserin folgen. Hier wird Galou nur von zwei Lauten begleitet, die der Arie einen volkstümlichen Charakter verleihen. Auch in den weiteren Arien beweist Caldara beim Einsatz einzelner Instrumente große Variationsfähigkeit. Erwähnenswert ist hier der Einsatz der Solo-Trompete in der zweiten Arie des Mars "Da mia tromba", in der Mars den Namen der Kaiserin aus seiner Trompete erschallen lässt. Carlos Mena glänzt mit seinem Countertenor hierbei mit einem enormen Stimmumfang, der ihm sowohl leuchtende Ausbrüche in die Höhe erlaubt, als auch eine nahezu baritonale Tiefe erreicht. Bei Saturns zweiter Arie werden nur die Fagotte, Celli, Bässe und das Cembalo eingesetzt, wenn der Gott den Thronfolger prophezeit, der im Schoß der Kaiserin nun heranwachse. Nachdem das La Cetra Vokalensemble Basel als Halbgötter erneut in hehren Jubel ausgebrochen ist, darf Galou als Venus noch einmal das Wort ergreifen und in einer koloraturgespickten Arie "La concordia de' pianeti" verkünden. Andrea Marcon haucht mit dem La Cetra Barockensemble Basel diesem vergessenen Werk mit größter Präzision neues Leben ein und lässt diesen Abend gemeinsam mit dem La Cetra Vokalensemble Basel zu einem gefeierten Abschluss dieser Antonio Caldara gewidmeten "Zeitinsel" werden.

FAZIT

Musikalisch ist es begrüßenswert, dass diese Aufführung für eine spätere CD-Veröffentlichung aufgenommen worden ist, auch wenn das Stück inhaltlich höchstens für eine konzertante Aufführung taugt. Insgesamt hat die "Zeitinsel" belegt, dass bei Caldara noch viel zu entdecken ist. Vielleicht erlebt er ja eine ähnliche späte Renaissance wie Vivaldi vor knapp 100 Jahren.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Andrea Marcon

 

La Cetra Barockorchester Basel

La Cetra Vokalensemble Basel



Solisten

Diana
Verónica Cangemi

Venere
Delphine Galou

Marte
Carlos Mena

Apollo
Franco Fagioli

Giove
Ruxandra Donose

Mercurio
Daniel Behle

Saturno
Luca Tittoto



Weitere Informationen
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