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Gala-Abend
El
īna Garanča
"Meditation"

Staatliche Philharmonie Brünn
Dirigent: Karel Mark Chichon

Aufführungsdauer: ca. 2h 5' (eine Pause)

Mittwoch, 5. November 2014, 20.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 



Philharmonie Essen
(Homepage)

Von spiritueller zu weltlicher Musik

Von Thomas Molke / Foto von Paul Schirnhofer

Elīna Garanča kann wohl zu Recht als ein Shootingstar der Klassik-Szene bezeichnet werden. Nachdem sie innerhalb kurzer Zeit von einem Festengagement am Südthüringer Staatstheater in Meiningen den Sprung an die großen Opernhäuser der Welt geschafft hatte, wurde sie nicht nur 2007 und 2009 mit dem ECHO Klassik als Sängerin des Jahres ausgezeichnet und erhielt 2013 für ihr Album Romantique erneut einen ECHO Klassik, sondern wurde 2013 sogar von der Wiener Staatsoper als eine der jüngsten Titelträgerinnen zur Kammersängerin ernannt. Neben dieser Bilderbuchkarriere bekam sie auch zu Beginn dieses Jahres ihr zweites Kind und ist seit Ende August wieder aus der Babypause zurück. In der Philharmonie Essen hat sie nun ihre Deutschlandtournee abgeschlossen, mit der unter anderem auch Werbung für ihr im September erschienenes Album Meditation verbunden ist, in dem sie sich geistlicher und spiritueller Musik widmet. Von der CD präsentiert Garanča allerdings nur zwei Stücke, bevor sie im Anschluss mit großen Szenen der Opernliteratur das Publikum regelrecht von den Sitzen reißt.

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Ein Hauch von Grace Kelly: Elīna Garanča

Nach einer eindringlichen Interpretation des berühmten "Air" von Johann Sebastian Bach durch die Staatliche Philharmonie Brünn unter der Leitung von Garančas Ehemann Karel Mark Chichon beginnt Garanča den Abend mit dem Lied "Repentir" von Charles Gounod, welches erst ein Jahr nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Eine junge Frau bittet darin den christlichen Gott um die Vergebung ihrer Schuld. Garanča begeistert bei diesem Lied, das in der romantischen Anlage durchaus auch aus einer von Gounods zahlreichen Opern stammen könnte, mit einem warmen und voluminösen Klang in der Mittellage. Dass sie die Höhen etwas vorsichtig ansetzt, mag der Tatsache geschuldet sein, dass Garanča an diesem Abend an einer Erkältung laboriert und von daher sich auch zu Beginn als leicht indisponiert ansagen lässt. Dennoch gelingt der Wechsel in die Höhen sauber und ohne Brüche. Die gleiche Perfektion beweist sie auch in dem folgenden "Ave Maria" von Vladimir Vavilov, das dem italienischen Barockkomponisten Giulio Caccini zugeschrieben wird. Bei ihrem dritten Auftritt tritt Garanča zwar als Leonora aus Verdis La forza del destino immer noch in einen Dialog mit Gott, vollzieht musikalisch aber schon durchaus einen Wechsel von spiritueller zu weltlicher Musik. Mit großem Pathos lässt sie Leonoras Leiden in ihrer großen Arie "Pace, pace mio Dio!" mit dramatischen Ausbrüchen spürbar werden. Auch die zuvor von der Staatlichen Philharmonie präsentierte Ouvertüre stimmt das Publikum wunderbar auf die Gefühlswallungen in Verdis Oper ein.

Der Teil nach der Pause gehört dann komplett der Oper und der Leidenschaft, was Garanča auch optisch durch den Auftritt in einer feuerroten Robe deutlich macht. Nachdem die Staatliche Philharmonie Brünn den aus der "Coppenrath & Wiese"-Werbung allseits bekannten "Tanz der Stunden" aus Ponchiellis ansonsten eher unbekannten Oper La Gioconda mit bezaubernder Finesse interpretiert hat, widmet sich Garanča mit der Arie der Zayda aus Donizettis Spätwerk Dom Sébastien, Roi de Portugal eher unbekanntem Terrain. Die afrikanische Prinzessin beklagt darin ihre zwiespältigen Gefühle zwischen ihrer Liebe zu ihrer afrikanischen Heimat und ihren Gefühlen zu dem portugiesischen König Dom Sébastien. Mit eindringlichem samtig klingendem Mezzo macht Garanča diesen inneren Konflikt der jungen Frau nachvollziehbar. Wesentlich bekannter geht es dann mit der Romanze der Santuzza aus Mascagnis Cavalleria rusticana weiter, in der Santuzza ihrer Mutter ihr Leid darüber klagt, dass ihr Geliebter Turiddu immer noch ihre Rivalin Lola liebt. Den Abschluss bildet dann das berühmte "Chanson Bohème" der Carmen aus der gleichnamigen Oper, einer Partie, die nicht nur einen Höhepunkt in Garančas Karriere im Royal Opera House in London markierte, sondern in der sie auch in einer Produktion an der Metropolitan Opera weltweit in den Kinos in einer Live-Übertragung zu erleben war. Vielleicht ist es Garančas Angeschlagenheit geschuldet, dass sie in dieser Nummer nicht die verführerische Leidenschaft entwickeln kann, für die man sie sonst in dieser Partie stets so bewundert hat. Garančas Vortrag erreicht zwar stimmliche Perfektion, lässt jedoch aufgrund der großen inneren Anspannung der Sängerin den darstellerischen Charakter einer Femme fatale ein wenig vermissen.

Erst in der Zugabe blüht Garanča noch einmal richtig auf, wenn sie mit dem bekannten "Carceleras" aus Ruperto Chapís Zarzuela Las hijas del Zebedeo sich noch einmal richtig ins Zeug legt. Danach wirkt sie allerdings so erschöpft, dass auch die stehenden Ovationen des Publikums und der nicht endende Beifall sie nicht zu einer weiteren Zugabe bewegen können. Die Begeisterung des Publikums wird dadurch aber trotzdem nicht getrübt, zumal sich auch die Staatliche Philharmonie Brünn unter der Leitung von Karel Mark Chichon nicht nur als kongenialer Begleiter während der einzelnen Arien erweist, sondern auch mit einer differenzierten Gestaltung der recht bekannten Instrumentalstücke punktet, die weit über bloße Intermezzi zwischen Garančas einzelnen Auftritten hinausgehen, auch wenn die Auswahl der Finlandia im Teil vor der Pause zwischen den sonst eher spirituellen Werken nicht ganz nachvollziehbar ist.


FAZIT

Elīna Garanča wird ihrem Ruf als Ausnahme-Sängerin trotz leichter Indisponiertheit an diesem Abend in der Philharmonie mehr als gerecht.



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Ausführende

Elīna Garanča, Mezzosopran

Staatliche Philharmonie Brünn

Karel Mark Chichon, Musikalische Leitung


Werke

Johann Sebastian Bach
"Air" aus Suite Nr. 3 in D-Dur,
BWV 1068

Charles Gounod
"Repentir" ("O Divine Redeemer")

Jean Sibelius
Finlandia, Op. 26

Giulio Caccini / Vladimir Vavilov
"Ave Maria"

Giuseppe Verdi
Ouvertüre aus La forza del destino

"Pace, pace mio Dio!"
Arie der Leonora aus
La forza del destino

Amilcare Ponchielli
"Danze delle ore" aus La Gioconda

Gaetano Donizetti
"Que faire - Sol adoré de la patrie"
Arie der Zayda aus
Dom Sébastien, Roi de Portugal

Pietro Mascagni
"Intermezzo" aus Cavalleria rusticana

"Voi lo sapete, o Mamma"
Romanze der Santuzza aus Cavalleria rusticana

Georges Bizet
Menuett und Farandole aus
L'Arlésienne Suite Nr. 2

"Chanson Bohème"
Arie der Carmen aus Carmen


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



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