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Große Stimmen
Valer Sabadus

Concerto Köln

Aufführungsdauer: ca. 2h 15' (eine Pause)

Sonntag, 31.05.2015, 17.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 



Philharmonie Essen
(Homepage)

Vom Liebeswahn im Barock

Von Thomas Molke / Foto von Uwe Arens

Valer Sabadus hat sich in kürzester Zeit zu einem der gefragtesten Countertenöre unserer Zeit entwickelt. Seit seinem Debüt 2009 bei den Salzburger Pfingstfestspielen als Adrasto in Jommellis Demofoonte unter der Leitung von Riccardo Muti hat der junge im rumänischen Arad geborene Countertenor eine regelrechte Bilderbuchkarriere absolviert. Mit seiner Darstellung des Armindo in Händels Partenope bei den Händel-Festspielen 2011 in Karlsruhe gelang ihm der große Durchbruch, dem zahlreiche weitere bedeutende Partien folgten. Zu nennen seien an dieser Stelle die Partie der Semira in Leonardo Vincis Oper Artaserse, die in einer Produktion von Parnassus mit insgesamt  fünf Countertenören europaweit riesige Erfolge feierte (siehe auch unsere Rezension), die Partie des Nerone in Händels Agrippina  im Stadttheater Gießen (siehe auch unsere Rezension) und natürlich die Titelpartie in Serse in der gefeierten Inszenierung von Stefan Herheim in Düsseldorf (siehe auch unsere Rezension). Nun tritt er gemeinsam mit dem Concerto Köln in der Philharmonie Essen im Rahmen des Abonnements Große Stimmen auf und huldigt erneut einem Komponisten, der seiner Stimmlage die schönsten Melodien in die Kehle gelegt hat: Georg Friedrich Händel.

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Valer Sabadus

Das Programm erinnert dabei an drei berühmte Kastraten, für die Händel während seiner frühen Jahre in Italien und später in London wunderbare Sopranpartien komponiert hat, die für Sabadus' Stimmlage mit seinem strahlend hohen Countertenor gewissermaßen zum Markenzeichen geworden sind. Den Anfang machen dabei Auszüge aus der Pastoral-Ode L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato, die Händel 1740 in London auf ein allegorisches Gedicht-Paar John Miltons, L'Allegro und Il Penseroso, komponierte, als seine Opernproduktionen in London nicht mehr an die früheren Erfolge anknüpfen konnten und Händel sich dem englischsprachigen Oratorium widmete. In dieser Ode treten der das Leben genießende Tagmensch (L'Allegro) und der schwermütig-melancholische Nachtmensch (Il Penseroso) in einen Dialog. Nach der hoch angesetzten Arie "Mirth, admit me of thy crew", in der Sabadus mit scheinbarer Leichtigkeit die Freude des Tagmenschen zum Ausdruck bringt, folgt als ein Höhepunkt des Abends die Arie des Nachtmenschen, "Sweet bird, that shun'st the noise of folly". Während der Tagmensch die Lerche besingt, konzentriert sich der Nachtmensch auf den Klageruf der Nachtigall und tritt dabei in einen innigen Dialog mit der Traversflöte. Wie Sabadus hier die Koloraturen im Zusammenspiel mit der Flöte perlen lässt, geht regelrecht unter die Haut. Die ätherische Klarheit seines Gesangs lässt das Publikum nach einem Moment des Innehaltens in frenetischen Applaus ausbrechen.

Nach der Pause widmet sich Sabadus einer Kantate, die Händel Anfang 1707 für den berühmten Kastraten "Checchino", Francesco Besci, in Rom komponiert hatte. Da aufgrund eines päpstlichen Erlasses öffentliche Theater- und Opernaufführungen verboten waren, widmete sich Händel dieser Form. Wenn Sabadus in der Arie "Lascia omai le brune vele", in der die Nymphe Chloris dem Schäfer Thyrsis, um dessen Liebe sie vergeblich gekämpft hat, nun eine gute Fahrt auf dem Fluss in die Unterwelt wünscht, in sanften Tönen deutlich macht, mit welcher Zuneigung die Nymphe dem jungen Schäfer immer noch verbunden ist, wird der zarte Klang von Sabadus' Countertenor von einer Blockflöte bewegend untermalt.

Anschließend wendet sich Sabadus dem Bereich der Oper zu und hat drei eher unbekannte Werke ausgewählt. Den Anfang macht die Arie des Tirinto aus der Oper Imeneo. Tirinto muss in dieser Oper seine Geliebte Rosmene an den Gott der Hochzeit, Hymenaios (Imeneo), abtreten, weil dieser sie aus der Hand von Piraten befreit hat. In seiner Arie "Se potessero i sospir' miei" fürchtet Tirinto, dass die Geliebte noch auf dem Piratenschiff weilt und bittet den Gott um Hilfe an. Mit bewegender Eindringlichkeit interpretiert Sabadus die Sorge des jungen Mannes. In der großartigen Arie des Ulisse aus Händels letzter Oper Deidamia, bevor er sich dem Oratorium zuwandte, zeigt Sabadus erneut sein ganzes Können. Der relativ ruhig gehaltene A-Teil steht in scharfem Kontrast zum furiosen B-Teil, in dem Sabadus mit halsbrecherischen Koloraturen Rache für den Liebesbetrug sucht. Die Arie des Faramondo aus der gleichnamigen Oper, in der der Titelheld den Mann vernichten will, der seiner Liebe im Weg steht, bildet in Sabadus' Interpretation einen fulminanten Abschluss.

Bemerkenswert ist auch die musikalische Begleitung durch das Ensemble Concerto Köln, das ohne einen Dirigenten auskommt und dabei mit absoluter Präzision agiert und unter Beweis stellt, dass die Musiker großartig aufeinander abgestimmt agieren. Neben der Begleitung, bei der unter anderem das präzise Spiel von Cordula Breuer an der Travers- und Blockflöte hervorzuheben ist, begeistert vor allem auch die erste Violine Mayumi Hirasaki bei den drei Instrumentalstücken mit furiosen Soli. Auch Susanne Regel setzt mit der Oboe bei der Introduzione zu Händels Kantate Delirio amoroso besondere Akzente. Als Zugaben lässt Sabadus dann nach der Lerche und der Nachtigall im ersten Teil auch noch die Engel und die Furien zu Wort kommen. Zunächst präsentiert er aus Händels Oratorium Jephta "Happy, Iphis, shalt thou live", bevor er sich fulminant mit Serses "Crude furie degli orridi abissi" verabschiedet. Diese Arie singt er dann auch nicht mehr vom Blatt, weil er in der Partie ja bis vor kurzem noch an der Deutschen Oper am Rhein auf der Bühne gestanden hat.


FAZIT

Valer Sabadus wird seinem Ruf als Shooting-Star der Barock-Szene in diesem Konzert mehr als gerecht.



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Ausführende

Valer Sabadus, Countertenor

Concerto Köln


Werke

Alessandro Scarlatti
Concerto grosso Nr. 3 F-Dur
für Streicher und Basso continuo
1. Allegro, 2. Largo, 3. Allegro, 4. Largo,
5. Allegro

Georg Friedrich Händel
aus L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato,
HWV 55
Air (L'Allegro): "Mirth, admit me of thy crew"
Accompagnato (Il Penseroso):
"First, and chief, on golden wing"
Air (Il Penseroso):
"Sweet bird, that shun'st the noise of folly"
Air (Il Penseroso):
"But oh, sad virgin, that thy pow'r"

Charles Avison
Concerto Nr. 3 d-Moll
nach Cembalosonaten von Domenico Scarlatti
1. Largo andante, 2. Allegro spirituoso,
3. Vivace, 4. Allegro

Georg Friedrich Händel
Introduzione und Arie
"Lascia omai le brune vele"
aus der Kantate Delirio amoroso, HWV 99

"Se potessero i sospir' miei"
Arie des Tirinto aus der Oper Imeneo, HWV 41

Francesca Geminiani
Concerto grosso d-Moll "La follia"
nach der gleichnamigen Sonate op. 5 Nr. 12
von Arcangelo Corelli
Adagio - Allegro - Adagio - Vivace.
Allegro - Andante - (Allegro) - Adagio -
(Allegro) - Adagio - Allegro

Georg Friedrich Händel
"Perdere il bene amato"
Arie des Ulisse aus der Oper Deidamia, HWV 42

"Voglio che sia l'indegno"
Arie des Faramondo aus der Oper
Faramondo, HWV 39


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



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