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Eine wohlverdiente Auszeichnung Von Christoph Wurzel / Fotos: manolopress Der diesjährige Träger des Herbert-von-Karajan-Musikpreises steht in einer illustren Reihe von Preisträgern, die von Anne Sophie Mutter über Alfred Brendel bis hin zu den Berliner und den Wiener Philharmonikern reicht. Thomas Hengelbrock erhielt diese Auszeichnung, die von der Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden vergeben wird, nun als dreizehnter Preisträger. In ihrer Begründung hebt die Kulturstiftung des Festspielhauses nicht allein Hengelbrocks breites Repertoire hervor, das von der frühen polyphonen Musik bis in die Moderne reicht, sondern betont auch sein vielfältiges Engagement als Gründer und Leiter namhafter Ensembles wie des Freiburger Barockorchesters und des Balthasar-Neumann-Ensembles. In seinen Interpretationen hinterfrage Hengelbrock immer wieder „traditionelle Spiel- und Hörweisen“ in der Musik. Vor allem auch sein persönliches Engagement für die Aus- und Weiterbildung junger Musikerinnen und Musiker rechtfertige diese Auszeichnung in besonderem Maße. Thomas Hengelbrock mit dem Vorsitzenden des Stiftungsrates der Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden Horst Weitzmann (links) und Klaus Maria Brandauer (rechts) Neben der Anerkennung der künstlerischen Bedeutung der Preisträger ist gerade die Förderung des musikalischen Nachwuchses Widmungszweck des Herbert von Karajan Musikpreises. Denn jeder Geehrte soll das damit verbundene stattliche Preisgeld von 50.000 Euro entsprechenden Aktivitäten zugute kommen lassen. Und in dieser Hinsicht hat die Prämie mit Thomas Hengelbrock und der von ihm gegründeten Balthasar-Neumann-Akademie auch in diesem Jahr wieder ein würdiges Ziel gefunden. Gleich in dreifacher Weise widmet sich diese Institution der musikalischen Nachwuchsförderung: mit einer Orchesterakademie für junge Musikerinnen und Musiker, mit umfangreichen Schulprojekten der Balthasar-Neumann-Musikerinnen und -Musiker vor allem am Sitz des Orchesters in Freiburg und nicht zuletzt mit der Cuban-European Youth Academy, einer 2014 gegründeten kubanisch-europäischen Austauschinitiative, die junge Musikerinnen und Musiker aus Cuba fördert und ihnen gemeinsames Musizieren mit europäischen Künstlern ermöglicht; eine Form interkultureller Begegnungen, die bereits vielerlei Früchte getragen hat, dokumentiert unter anderem durch die Kooperation mit dem renommierten Rheingau Musik Festival. Die herausragende Künstlerpersönlichkeit Thomas Hengelbrock würdigte als Laudator der Schauspieler Klaus Maria Brandauer und charakterisierte den Dirigenten als einen Musiker der Lebendigkeit und Frische und der unbedingten Hingabe an die Musik. Im Vergleich z. B. zu den Konzerten des späten Karajan, die er als „clean“ und perfektionistisch empfunden habe, spüre man bei Hengelbrock in jedem Moment, dass diese Musik lebt und dadurch besonderen Zauber entfaltet. Den schlagenden Beweis dafür lieferte die anschließende Aufführung des Oratoriums Elias, dieser kolossalen Komposition des „vielleicht meist unterschätzen deutschen Komponisten“ (Hengelbrock) und eines zudem im Konzertbetrieb sträflich vernachlässigten Werks. Mit hervorragenden Solisten, dem exzellent spielenden Balthasar-Neumann-Ensemble und dem kraftvollen Balthasar-Neumann-Chor entstand in packenden Dramatik eine Interpretation von unmittelbarer Wirkung. Hengelbrock gelang es eindrucksvoll, die breite Ausdruckspalette von Mendelssohns Komposition zu einem schlüssigen Ganzen zu formen, die polyphonen, eher streng gefügten mit den dramatischen Chorsätzen, die episch rezitativischen Passagen mit den romantisch verinnerlichten Soloarien. Das Orchester spielte klangfarbenreich, mit berückend schöner Tongebung und in beredter Artikulation. Ensemble Hochkarätig auch das Sängerensemble: ausdrucksstark Michael Nogy in der Partie des Propheten besonders in der ergreifend ausgestalteten Arie „Es ist genug“. Der klare, warme Sopran von Genia Kühmaier berührte in der Partie der Witwe ebenso wie in der Arien. Das „Höre Israel“ sang sie ergreifend ausdrucksvoll. Höchste Empathie für die musikalische Aussage verströmte auch die Stimme der Mezzosopranistin Ann Hallenberg. Der exzellent geführte Tenor von Lothar Odinius beeindruckte in den Obadja-Passagen und erstrahlte förmlich in der Arie „Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne“. Glockenklar sang ein leider ungenannter Knabensopran der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund die Regenverkündigung am Ende des 1. Teils. Und in reiner Schönheit erklangen die Gesänge der Engel in den wunderschönen Stimmen der Solistinnen und Solisten des Balthasar-Neumann-Chors. FAZIT Thomas Hengelbrock, regelmäßiger Gast in Baden-Baden, bestätigte an diesem Abend (und besonders an diesem Abend) wieder auf's Neue seine besondere Klasse bezüglich Repertoireauswahl wie auch musikalischer Präsentation.
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Das Programm Begrüßung Laudatio Felix Mendelssohn-Bartholdy Musikalische Leitung Solisten Solist des Knabenchores Balthasar-Neumann-Solisten Balthasar-Neumann-Chor Balthasar-Neumann-Ensemble
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