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1. Konzert Wiener Klassik
glut_voll


Werke von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart

Aufführungsdauer: ca. 1h 35' (eine Pause)

Aufführung am 5. Oktober 2015, 19.00 Uhr
Großer Saal im Konzerthaus Dortmund

 

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"Leiden"-schaft

Von Thomas Molke / Fotos: © Linda Briinums und Anneliese Schürer / Dortmunder Philharmoniker

Neben den Philharmonischen Konzerten präsentieren die Dortmunder Philharmoniker im Konzerthaus auch noch eine Reihe unter dem Titel "Wiener Klassik", in der man sich auf die großen Komponisten konzentriert, die zum Ende des 18. Jahrhunderts und am Beginn des 19. Jahrhunderts die Musikszene in Europa beherrscht und Wien im Vergleich zu den Musikmetropolen Paris und London den Vorzug gegeben haben. Im ersten Konzert widmet man sich aber weniger dem häufig recht anmutigen Stil, sondern schlägt mit zwei Moll-Werken einen eher ernsteren Tonfall an. Als Gast hat man die junge in Lettland geborene Pianistin Aurelia Shimkus eingeladen, die bereits mit 11 Jahren bei einem internationalen Kammermusikfestival in Litauen ihr erstes Solokonzert gab und seitdem mit zahlreichen Preisen - unter anderem beim "Kissinger Klavierolymp" 2013 - ausgezeichnet worden ist. Dass sie im letzten Jahr Stipendiatin der Dortmunder Mozart Gesellschaft gewesen ist, dürfte neben der moderaten Preisgestaltung auch einen Anteil daran haben, dass das Konzerthaus an diesem Montag bis auf den letzten Platz ausverkauft war.

Den Anfang machen die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Motonori Kobayashi mit "Die Vorstellung des Chaos aus Joseph Haydns Die Schöpfung, einem Oratorium, das sicherlich zu den bedeutendsten deutschen Werken dieser Gattung zählt. Haydn hatte sich dabei vor allem von Händels Oratorien mit der großen Chorbesetzung inspirieren lassen und zu einem Libretto von dem einflussreichen Musikmäzen Baron Gottfried van Swieten die in der Genesis überlieferte Schöpfungsgeschichte nach einer Adaption von John Miltons 1667 veröffentlichten epischen Dichtung Paradise Lost vertont. Der Sündenfall findet in Haydns Komposition allerdings nicht mehr statt. "Die Vorstellung des Chaos" enthält mit ihren 59 Takten natürlich noch keine Chorpassagen. Hier herrscht noch das Nichts und die Leere. Vielleicht liegt es an den Eindrücken, die die Aufführung dieses Oratoriums bei der Ruhrtriennale in der Kraftzentrale im Landschaftspark in Duisburg vor einem Monat hinterlassen hat, bei der für dieses wabernde Chaos in einer Videoprojektion bewegende Bilder gefunden sind, dass sich in Dortmund das "Chaos" in diesem kurzen Auszug nicht richtig durchsetzen kann. Vielleicht fehlt gerade der im Anschluss folgende Engelschor, der die vorherige Leere greifbar macht. So wirkt dieser Anfang ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen.

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Aurelia Shimkus (© Linda Briinums)

Interessant ist dennoch, wie nahtlos der Auszug aus der Schöpfung in den ersten Satz des Konzertes für Klavier und Orchester c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart übergeht. Hier wird Haydns "Vorstellung des Chaos" beinahe zu einem dem Klavierkonzert vorangestellten Satz. Shimkus agiert beim "Allegro" noch recht zurückhaltend, was allerdings auch daran liegen mag, dass hier auch die Holzblasinstrumente ins Zentrum gestellt werden. Shimkus integriert sich folglich in das Orchester, ohne dem Klavier eine herausgehobene Stellung zu erkämpfen. Die bekommt sie automatisch bereits im zweiten Satz, dem Larghetto, wenn sie ein ruhig fließendes Thema vorstellt, dem das Orchester anschließend folgt. Hier arbeitet Shimkus mit intensivem Spiel die Melancholie der Melodie beeindruckend heraus. Der dritte Satz präsentiert sich dann wieder ganz anders. Shimkus entlockt dem Klavier nun glutvoll leidenschaftliche Momente, die dem Konzert einen fulminanten Abschluss geben. So gibt es für die junge Pianistin nach diesem bewegenden Klavierkonzert großen Beifall.

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Motonori Kobayashi mit den Dortmunder Philharmonikern bei Haydns Sinfonie Nr. 49 f-Moll (© Anneliese Schürer / Dortmunder Philharmoniker)

Nach der Pause folgt dann Haydns Sinfonie Nr. 49 f-Moll, die den Beinamen La passione trägt. Es wird in der Literatur viel spekuliert, wie es zu diesem Beinamen gekommen ist. Haydn selbst hat ihn jedenfalls seiner Sinfonie nicht gegeben. Ob nun ein Todesfall in Haydns Familie oder das Abbrennen seines Hauses den Auslöser für die Entstehung dieser Sinfonie gegeben hat, lässt sich nur spekulieren. Vielleicht ist es auch nur die "Passionszeit", die den schwermütigen Klang des Werkes hervorgerufen hat. Kobayashi führt die Dortmunder Philharmoniker mit fester Hand differenziert durch die vier Sätze der Sinfonie, die in ihrem Aufbau durchaus bemerkenswert ist. Gleich zu Beginn erklingt das aus drei Tönen bestehende Hauptmotiv, das sich nun in zahlreichen Variationen durch die einzelnen Sätze zieht. Während im "Adagio" dieses Motiv von tiefer Trauer durchzogen ist und der klagende Ton vom Horn noch unterstützt wird, rast die Musik im "Allegro di molto" regelrecht dahin, wobei die Trauer hierbei einer gewissen Aggressivität weicht. Die Geigen vollführen hier tollkühne Sprünge, die im "Finale: Presto" noch größer werden. So endet der Abend mit einem fulminanten Klang und wird vom Publikum mit großem Beifall belohnt.

FAZIT

Mit dem richtigen Programm kann man auch an einem Montagabend das Dortmunder Konzerthaus bis auf den letzten Platz füllen.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Motonori Kobayashi

Dortmunder Philharmoniker

Klavier
Aurelia Shimkus

 

Werke

Joseph Haydn
"Die Vorstellung des Chaos"
aus Die Schöpfung, Hob XXI:2

Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klavier und Orchester
c-Moll, KV 491
I. Allegro
II. Larghetto
III. Allegretto

Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 49 f-Moll, Hob I:49
La passione
I. Adagio
II. Allegro di molto
III. Menuett
IV. Finale: Presto


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Dortmund
(Homepage)



Da capo al Fine

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