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Max Raabe


Samstag, 5. September 2015, 20 Uhr
Philharmonie Essen
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Reizend

Von Thomas Tillmann

Neben seinen zahlreichen Auftritten mit dem von ihm selbst gegründeten und geleiteten Palast-Orchester ist Max Raabe immer auch solistisch unterwegs (zuletzt in der renommierten Londoner Wigmore Hall oder auch im August als Mackie Messer in der Dreigroschenoper unter HK Gruber bei den Salzburger Festspielen), und diese Abende sind immer ganz besonders.

Es ist bemerkenswert, wie Raabe es in wenigen Augenblicken schafft, das Publikum in einem ja nicht gerade kleinen Konzertsaal mit knapp über 20 Titeln, die man in der Mehrheit aus dem vor einigen Jahren erschienenen Album Übers Meer kennt, zum Zuhören geradezu zu zwingen, mehr und mehr lassen Nebengeräusche und Husten nach, mehr und mehr wird das anfängliche Lachen über bestimmte Effekte verdrängt von einem verhalteneren Schmunzeln in den Gesichtern der aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörer - ein sehr ruhiger, konzentrierter, aber keineswegs steifer oder anstrengender Abend war das, den man gut gelaunt und vor sich hin summend verließ, bestens unterhalten von einem echten Meister des gesungenen, gehauchten, hingetupften Wortes. Und so bewunderte man knapp zwei Stunden lang die entspannte, nie verkrampfte Art seines Singens, die perfekte Atemkontrolle, die präzise, nie übertriebene Artikulation, sein Wissen um den richtigen Abstand zum Mikrofon, die Contenance des Vortrags, die noble Nonchalance, die eben so anders ist als vieles, was man heute im Bereich Entertainment geboten bekommt (Raabe eröffnete in der Philharmonie eine Aboreihe mit demselben Titel, in der auch Tom Gaebel mit einer Sinatra-Hommage, Mariza, Ute Lemper oder der Mnozil Brass auftreten werden). Nicht unerwähnt bleiben darf, dass seine Mimik natürlich umwerfend komisch ist und dass er völlig ohne Gesten auskommt, wenn er die unsterblichen Miniaturen von Benatzky, Mackeben, Amberg, Kollo, Egen, Werner Richard Heymann, Walter Jurmann oder Franz Doelle zum Leben erweckt.

Christoph Israel ist ein sehr diskreter Begleiter, der sich nicht durch aberwitzige Arrangements in den Vordergrund spielt, sondern der den sanften Untergrund bietet für Max Raabes große, leise Kunst. Nur im (von den beiden selbst geschriebenen) Russischen Tango darf er sich in einer an Tschaikowski gemahnenden Kadenz richtig austoben und zeigen, dass er pianistisch einiges "drauf hat" (so wie im selben Stück der Sänger demonstrierte, dass die Stimme neben den luftigen Kopftönen auch eine klangvolle, profunde Baritonlage hat), und Pfeifen kann er wie der Protagonist (etwa im herrlich sentimentalen "Ganz dahinten, wo der Leuchtturm steht").

Zu drei Zugaben ließ Raabe sich hinreißen, mit "Küssen kann man nicht alleine" erinnerte er an die beiden Alben mit neu geschriebenen Liedern im Stil der Zwanziger und Dreißiger, die er in den letzten Jahren erfolgreich zusammen mit Anette Humpe herausgebracht hat, gefolgt von Friedrich Hollaenders witzigem "Rotkäppchen" und dem wunderbaren "Lebe wohl, gute Reise".




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Ausführende

Max Raabe, Gesang

Christoph Israel, Klavier







Weitere Informationen

Philharmonie Essen
www.philharmonie-essen.de



Da capo al Fine

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