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Unter FreundenKantaten und Kammermusik von Telemann und J.S. Bach
Von Dr. Ingo Negwer
Im Fokus der diesjährigen Kaisersaalkonzerte im Frankfurter Römer steht Georg Philipp Telemann, dessen Todestag sich 2017 zum 250. Mal jährt. Dieser Themenschwerpunkt liegt nahe, war Telemann doch von 1712 bis 1721 städtischer Kirchenmusikdirektor in Frankfurt am Main, ehe er sich endgültig in der Hansestadt Hamburg niederließ. Seine Bewerbung um das Thomaskantorat in Leipzig zog er 1722 zurück, nachdem die Hamburger ihren Musikdirektor mit allerlei Verbesserungen seiner Position zum Bleiben überredet hatten. Thomaskantor wurde bekanntlich Johann Sebastian Bach. Beide Komponisten verband nicht nur eine große Wertschätzung unter Kollegen sondern auch eine tiefe persönliche Freundschaft. Telemanns Nachfolger als Musikdirektor in Hamburg sollte sein Patenkind und Bachs zweitältester Sohn Carl Philipp Emanuel werden. - Diese außergewöhnliche Musikerfreundschaft stand im Mittelpunkt des zweiten Kaisersaalkonzerts.
Das Programm zeichnete sich durch eine enge Verzahnung Telemannscher und Bachscher Kompositionen aus und brachte so gleichermaßen die stilistische Nähe als auch die individuellen Eigenarten der beiden Meister zu Gehör. Mit Telemanns Kanon Ich will den Herren loben zog der Gutenberg Kammerchor der Universität Mainz, begleitet vom Neumeyer Consort, in den Kaisersaal ein. Es folgte Johann Sebastian Bachs Osterkantate Der Friede sei mit dir BWV 158, die mit ihrer Satzfolge Rezitativ - Aria - Rezitativ - Choral recht fragmentarisch wirkt. Sie wurde von den Ausführenden durch den vorangestellten Schlusschor Bei deinem Grab und Leichenstein aus Bachs Markus-Passion/Trauer-Ode und eine Sinfonia D-Dur von Telemann ergänzt.
Klaus Mertens (Foto: Ingo Negwer)
Für die Triosonate G-Dur, in einer Fassung für Viola da Gamba und obligates Cembalo BWV 1027 sowie in einer weiteren für zwei Traversflöten und Basso continuo BWV 1039 überliefert, hatte Bach in der Urfassung vermutlich zwei Violinen und Basso continuo als Besetzung vorgesehen. Das Neumeyer Consort mit Barbara Mauch-Heinke (Violine), Felix Koch (5-saitiges Violoncello) und Markus Stein stellten eine eigene hörenswerte Version des Werks vor, bei der man die Tempi der vier Sätze aber durchaus kontrastreicher hätte gestalten können.
Der erste Teil des Konzerts ging mit der Pfingstkantate Zischet nur, stechet ihr feurigen Zungen aus Telemanns Zyklus Der harmonische Gottesdienst und dem Choral Nun bitten wir den heiligen Geist zu Ende. Wie schon in der vorangegangenen Osterkantate beeindruckte Klaus Mertens, der 2016 mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis der Stadt Magdeburg ausgezeichnet wurde, mit seinem in allen Lagen nobel ausgewogenen Bariton. Seine Interpretationen geistlicher Barockkantaten setzten nach wie vor Maßstäbe, an denen sich die jüngeren Generationen messen lassen müssen. Den virtuosen Koloraturen der konzertanten Eingangsarie verlieh Mertens eine geradezu jugendliche Frische. Den umfangreichen Text des zentralen Rezitativs meisterte er mit klarer, natürlicher Deklamation, ehe er der zweiten Arie einen versöhnlichen lyrisch warmen Ton verlieh. Zum Abschluss ließ es sich der sympathische Künstler nicht nehmen, in den Choral des Gutenberg Kammerchors mit einzustimmen.
Nach der Pause setzten Shogo Fujii (Oboe), Barbara Mauch-Heinke (Violine), Felix Koch (Violoncello) und Markus Stein (Cembalo) das Programm mit Telemanns Triosonate g-Moll aus den Essercii Musici fort. Es folgte eine Sinfonia C-Dur in gleicher Besetzung und die Kantate Ein feste Burg ist unser Gott für Bass, Violine und Basso continuo von Georg Philipp Telemann sowie abschließend der Choral Das Wort sie sollen lassen stahn aus Johann Sebastian Bachs Markus-Passion.
Mit Telemanns Motette Ein feste Burg ist unser Gott", 1730 zum 200. Jubiläum der Augsburger Konfession 1730 komponiert, setzten der gewohnt bestens disponierte Gutenberg Kammerchor und das Neumeyer Consort unter der Leitung von Felix Koch den Schlusspunkt. Das Publikum im einmal mehr ausverkauften Kaisersaal dankte mit begeistertem Applaus
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Kaisersaalkonzert im Römer Frankfurt am Main, 23. April 2017 AusführendeKlaus Mertens (Bass-Bariton)Gutenberg-Kammerchor Neumeyer Consort: Shogo Fujii (Oboe) Barbara Mauch-Heinke (Violine) Felix Koch (Violoncello) Christoph Lamprecht (Violoncello) Christian Undisz (Kontrabass) Markus Stein (Cembalo, Orgel) Leitung und Moderation: Felix Koch ProgrammG. P. Telemann:Ich will den Herren loben G-Dur für Chor, Instrumente und B.c. J. S. Bach: Chorsatz Bei deinem Grab und Leichenstein G. P. Telemann: Sinfonia D-Dur für Oboe, Violine, Violoncello und B.c. J. S. Bach: Kantate Der Friede sei mit dir BWV 158 für Bass, Chor, Oboe, Violine und B.c. Triosonate G-Dur BWV 1039 für Violine, Violoncello und B.c. G. P. Telemann: Zischet nur, stechet ihr feurigen Zungen aus Der harmonische Gottesdienst Nun bitten wir den heiligen Geist Triosonate g-Moll für Oboe, Violine und B.c. aus Essercii Musici Sinfonie C-Dur für Oboe, Violine und B.c. Kantate Ein feste Burg ist unser Gott für Bass, Violine und B.c. J. S. Bach: Choral Das Wort sie sollen lassen stahn G. P. Telemann: Motette Ein feste Burg ist unser Gott
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