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Gala zur Eröffnung des Koningin Elisabethsaal

Juan Diego Flórez


Samstag, 30. September 2017, 20 Uhr, Koningin Elisabethsaal Antwerpen
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Elisabethcenter Antwerpen
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Antwerp Symphony Orchestra
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Mehr Galaglanz zur Neueröffnung des Koningin Elisabethsaal geht nicht!

Von Thomas Tillmann

Nicht weniger als "Belgium's premier classical music venue" möchte der neu eröffnete Koningin Elisabethsaal sein, der in warmem Goldtönen und mit seinen mehr als 2000 roten Sitzen nicht nur eine Augenweide darstellt, sondern auch akustisch sehr überzeugt, wie man bei der Eröffnungsgala mit Juan Diego Flórez überprüfen konnte (in Zukunft soll stets ein solch besonderes Ereignis am Beginn einer neuer Saison stehen). Und der Peruaner schonte sich nicht, sondern absolvierte an diesem Abend ein unglaublich anspruchsvolles, langes und abwechslungsreiches Programm.

Etwas schwerfällig und ohne rechten Esprit erklang zu Beginn die Ouvertüre zu Mozarts Schauspieldirektor, während diejenige zur Entführung zu rasant und zu knallig ertönte, wie Christopher Franklin, der häufig Konzerte von Flórez begleitet, überhaupt eine merkwürdige Überrrumpelungstaktik an den Tag legte, die glücklicherweise die Mitglieder des Antwerp Symphony Orchestra nicht an befürchtete Grenzen führte, ebensowenig wie die brillante Otello-Sinfonia, die besonders wegen des exzellenten Oboensolos in Erinnerung bleibt.

Bereits in der Cimarosa-Arie (in bequemer Lage und ohne allergrößte Schwierigkeiten und damit gut gewählt für den ersten Titel) bot sich für den Solisten Gelegenheit, ein eindringliches Beispiel seiner vollendeten Pianokultur zu liefern. Auch für den Belmonte hat der Tenor genau den richtigen edlen Ton, ein wundervolles Legato, die nötige Flexibilität und Phrasierungseleganz, aber leider hat sich nach all den Jahren sein Deutsch nicht wesentlich verbessert (ein Manko, das sich auch auf seiner aktuellen Mozart-CD als Wermutstropfen erweist). Absolut perfekt gelangen dem Sänger dagegen im Anschluss die Verzierungen in der Arie aus Il re pastore, die freilich ebenso wie in "Ecco, ridente in cielo" nie zum Selbstzweck werden, sondern bei Flórez stets Figur wie Stuation perfekt charakterisieren. In der ersten Rossini-Szene geriet man ins Schwärmen über seinen elegischen Ton, die herrlich weichen Töne, die perfekte Atemkontrolle, in der zweiten über das gekonnte Umsetzen der Verzweiflung, die deutlich dramatischeren Akzente, die geschmackvollen Kadenzen und die strahlenden Acuti.

Nach der Pause eröffnete der Tenor mit drei Leoncavallo-Stücken, die in seiner Interpretation anders als bei Kollegen nie vulgär, sondern ebenso elegant wie die Melodien der Belcantomeister klingen - vor allem dank der geschmackvoll eingesetzen mezza voce- und Pianoeffekte. Die im Anschluss gegebene, übertrieben schwülstige Wiedergabe des Manon Lescaut-Intermezzo wollte da nur bedingt passen, auch nicht zu der differenziert-feinen, eloquenten Interpretation der Tenorarie aus Gianni Schicchi. Noch nie hatte ich von Flórez die Rodolfo-Arie gehört, auch hier war ich sofort sehr angetan von dem Stil seines Singens, dem guten Geschmack, der Süße des Tons, dem darstellerischen Einfühlungsvermögen auch bei einer Rolle, die er noch nicht auf der Bühne gesungen hat (und auch nicht unbedingt singen muss), das ganz ohne Überzeichnungen auskommt, ohne oberflächliche Schluchzer. Auch den Alfredo kann man sich prinzipiell sehr gut mit dem sympathischen Lateinamerikaner vorstellen, dessen Arie er unglaublich empfindsam und mit unwiderstehlich jugendlichem Ton präsentiert, mit perfektem Timing und exzellenter Phrasierung und mitreißender Verve in der Cabaletta. Nicht vergessen werden soll die Arie des Oronte, die ebenfalls außerhalb seines Bühnenrepertoires liegt, die er aber nichtsdestotrotz mit hinreißender Leidenschaftlichkeit singt. Reichlich überflüssig empfand ich die grob und unidiomatisch und allein den äußeren Effekt suchende Ausführung der obligatorischen Forza-Ouvertüre; immerhin, als Begleiter des Solisten bewährte sich der Gastdirigent, aber beim Rezensenten stellte sich doch der Wunsch ein, das belgische Orchester bald unter einem kompetenteren musikalischen Leiter zu erleben.

Und danach war immer noch nicht Schluss: Ein Muss ist natürlich der Auszug aus der Tonio-Arie mit den wie stets perfekten, elektrisierenden neun hohen Cs. Die drei volkstümlichen Titel, die Flórez zur eigenen Gitarrenbegleitung mit unglaublicher Sinnlichkeit und Raffinesse und ohne Ermüdungserscheinungen intonierte, rissen das Publikum ebenso zu Beifallsstürmen hin wie die Triller und Fermaten im finalen Granada.




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Ausführende

Juan Diego Flórez, Tenor

Antwerp Symphony Orchestra

Christopher Franklin, Dirigent


Werke


W. A. Mozart
aus Der Schauspieldirektor:
Ouvertüre

D. Cimarosa
Il matrimonio segreto:
"Pria che spunti in ciel l'aurora"

W. A. Mozart
Die Entführung aus dem Serail:
Ouvertüre
"Ich baue ganz auf deine Stärke"

I re pastore:
"Si spande al sole in faccia"

G. Rossini
Otello, ossia Il moro di Venezia:
Sinfonia
"Che ascolto? Ahimè - Ah, come mai non senti"

Il barbiere di Siviglia:
"Ecco, ridente in cielo"

R. Leoncavallo
Aprile
Vieni, amor mio
Mattinata

G. Puccini
Manon Lescaut:
Intermezzo

Gianni Schicchi:
"Firenze è come un'albero fiorito"

aus La bohème:
"Che gelida manina"

G. Verdi
La forza del destino:
Sinfonia

I Lombardi alla prima crociata:
"La mia letizia infondere"

La Traviata:
"Lunge da lei"
"De' miei bollenti spiriti… O mio rimorso"




Weitere Informationen

Antwerp Symphony Orchestra
www.antwerpsymphonyorchestra.de



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