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BOSY Concerto 1
Presepio - Eine italienische Weihnacht

Musik von Antonio Vivaldi, Lorenzo Gaetano Zavateri, Arcangelo Corelli und Francesco Geminiani

Aufführungsdauer: ca. 1h 55' (eine Pause)

Samstag, 16.12.2017, 20.00 Uhr
Großer Saal, Anneliese Brost Musikforum Ruhr



Bochumer Symphoniker
(Homepage)

Barocke Klänge zur Vorweihnachtszeit

Von Thomas Molke

Eine weitere Reihe, die die Bochumer Symphoniker neben den regulären Symphoniekonzerten präsentieren, beschäftigt sich unter dem Titel BOSY Concerto mit Alter Musik und historischer Aufführungspraxis. Dafür steht ihnen auch in dieser Spielzeit mit Enrico Onofri ein ausgewiesener Experte zur Seite, der diese Konzertreihe nicht nur musikalisch leitet, sondern auch mit der Violine begleitet. Für das erste Konzert in dieser Spielzeit ist unter dem Titel Presepio - Eine italienische Weihnacht ein Programm zusammengestellt worden, das zum einen feinsten Barockklang bietet und zum anderen weihnachtliche Gefühle weckt. Für den Gesang, der neben den reinen Instrumentalstücken geboten wird, ist die junge italienische Sopranistin Francesca Aspromonte verpflichtet worden, die sich auf das Repertoire des 17. und 18. Jahrhunderts spezialisiert hat.

Kompositionen von Antonio Vivaldi bilden einen Rahmen um das komplette Konzert. Den Anfang macht das Concerto Madrigalesco d-Moll für Streicher und Basso continuo RV 129, das Vivaldi als Konzert für chorisch besetzte Streicher ("Concerto ripieno") während seiner Tätigkeit als "Maestro di violino" am Ospedale della Pietà in Venedig in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts komponierte. Onofri arbeitet mit den Bochumer Symphonikern die schnellen Sätze in deutlichem Kontrast zu den langsamen Abschnitten präzise heraus.

Aus dem Gloria D-Dur, das nach Art einer Kantate in zwölf abgeschlossenen musikalischen Sätzen vermutlich um 1713 zu einem festlichen Anlass in der Pietà aufgeführt wurde, gibt es den Vers "Domine Deus", der in Form einer ruhigen Sopran-Arie gestaltet ist. Aspromonte überzeugt hier mit glockenklaren Höhen und sauberen Koloraturen. Einen Höhepunkt des Abends stellt Vivaldis Vertonung des Psalms 112 Laudate pueri Dominum für Solo-Sopran und Streichorchester dar, bei dem Aspromonte in insgesamt zehn Sätzen die ganze Bandbreite ihres leuchtenden Soprans unter Beweis stellen kann. Besonders interessant ist bei dieser Vertonung auch die Orchestrierung, die beim Lob des Herrn mit dem ganzen Orchester Aspromonte durch halsbrecherische Koloraturen führt und in anderen Sätzen zur Laute und zum Cello ganz sanfte Töne anschlägt. Einen weiteren Glanzpunkt stellt auch ihre Interpretation des 4. Satzes, "Excelsus super omnes gentes Dominus", dar, bei dem Aspromonte in einen betörend schönen Wechselgesang mit der Solo-Violine von Onofri tritt.

Zwischen den Kompositionen von Vivaldi stehen bis zur Pause Werke auf dem Programm, die sich vor allem durch den Begriff "Pastorale" verbinden und weihnachtliche Gefühle aufkommen lassen. Die Wahl fällt dabei zunächst auf das Concerto op. 1 Nr. 10 in D-Dur für zwei Violinen, Violoncello, Streicher und Basso continuo von dem Corelli-Schüler Lorenzo Gaetano Zavateri. Der in Bologna beheimatete Violinist Zavateri veröffentlichte 1735 eine Sammlung mit insgesamt 12 "Concerti da chiese da camera", die auch ein Concerto grosso enthielt, das er in Anlehnung an Corellis Fatto per la notte di Natale ebenfalls Pastorale nannte. Corelli hatte mit diesem Stück am Heiligen Abend des Jahres 1689 ein Weihnachts-Oratorium seines Kollegen Flavio Lanciani im vatikanischen Palast ergänzt, bevor er mit diesem Satz sein eigenes Concerto grosso in g-Moll op. 6 Nr. 8 abschloss. Onofri überzeugt in Zavateris Concerto mit einer weiteren Solo-Violinistin der Bochumer Symphoniker durch bewegendes Spiel. Auch Corellis Concerto grosso wird von den Bochumer Symphonikern feinfühlig interpretiert. Der 7. Satz, die ursprüngliche Pastorale für das Weihnachts-Oratorium, vermerkte Corelli mit dem Hinweis "ad libitum" ("nach Belieben"), um das Werk auch außerhalb der Weihnachtszeit spielen zu lassen. Es versteht sich natürlich von selbst, dass man in der Vorweihnachtszeit im Anneliese Brost Musikforum auf diesen Satz nicht verzichtet.

Nach der Pause steht noch neben Vivaldis Psalm 112 ein Concerto grosso des Corelli-Schülers Francesco Geminiani auf dem Programm. Geminiani konnte nach einer kurzen Zeit als Konzertmeister im neapolitanischen Opernorchester große Erfolge als Geiger, Komponist und Pädagoge in London, Paris und schließlich in Dublin feiern. Dabei blieb bei seinen weiteren Kompositionen stets seine Begeisterung für die Instrumentalwerke seines ehemaligen Lehrers spürbar. So bearbeitete er beispielsweise Corellis Violinsonaten op. 5 zu Concerti grossi und publizierte sie in zwei Bänden. Von diesen Concerti grossi ist die Nr. 10 in F-Dur zu hören. Als Zugaben präsentiert dann Aspromonte noch eine Vivaldi-Arie mit halsbrecherischen Koloraturen und wiederholt gemeinsam mit Onofri den 4. Satz aus Vivaldis Laudate pueri Dominum. Blumen gibt es nicht nur offiziell für Onofri, Aspromonte und die Solo-Violinistin, sondern auch die Musiker überreichen ihrer Kollegin einen Strauß, worüber die Musikerin sichtlich gerührt ist.

FAZIT

Den Bochumer Symphonikern gelingt mit diesem Konzert eine gute Einstimmung auf das nahende Weihnachtsfest.



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Ausführende

Francesca Aspromonte

Bochumer Symphoniker

Enrico Onofri, Violine und
Musikalische Leitung

 


Werke

Antonio Vivaldi
Concerto Madrigalesco für Streicher
und Basso continuo
1. Adagio
2. Allegro
3. Adagio
4. Allegro molto moderato

Lorenzo Gaetano Zavateri
Concerto op. 1 Nr. 10 in D-Dur
Pastorale
für zwei Violinen, Violoncello, Streicher und
Basso continuo
1. Grave
2. Allegro
3. Largo
4. Andante (Pastorale)

Antonio Vivaldi
"Domine Deus"
für Sopran, Violine und Basso continuo
aus Gloria, RV 589

Arcangelo Corelli
Concerto grosso  in g-Moll op. 6 Nr. 8
Fatto per la notte di Natale
1. Vivace
2. Grave
3. Allegro
4. Adagio
5. Vivace
6. Allegro
7. Largo (Pastorale)

Francesco Geminiani
Concerto grosso in F-Dur
(nach der Violinsonate op. 5 Nr. 10
von Arcangelo Corelli)
1. Preludio: Adagio
2. Allemanda: Allegro
3. Sarabanda: Largo
4. Gavotta: Allegro
5. Giga: Allegro

Antonio Vivaldi
Laudate pueri Dominum c-Moll
für Sopran, Streicher und Basso continuo
RV 600


Weitere Informationen
erhalten Sie von den

Bochumer Symphonikern
(Homepage)



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