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BOSY Symphonie 3
Notturna

Musik von Ferruccio Busoni, Manuel de Falla und Claude Debussy

Aufführungsdauer: ca. 1h 55' (eine Pause)

Donnerstag, 18.01.2018, 20.00 Uhr
Großer Saal, Anneliese Brost Musikforum Ruhr



Bochumer Symphoniker
(Homepage)

Nächtliche Impressionen des frühen 20. Jahrhunderts

Von Thomas Molke

Das dritte reguläre Symphoniekonzert in der zweiten Spielzeit im Anneliese Brost Musikforum Ruhr widmet sich der "Nacht in der Musik" und weist mit der Pianistin Angela Hewitt und dem österreichischen Dirigenten Hans Graf direkt zwei renommierte Gäste auf, die sich bei der Stückauswahl auf die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts konzentrieren. Hewitt, die sich vor allem als Bach-Interpretin einen Namen gemacht hat und bis 2019  in insgesamt zwölf Konzerten über einen Zeitraum von vier Jahren die kompletten Klavierwerke Bachs aufzuführen plant, stellt gemeinsam mit den Bochumer Symphonikern Manuel de Fallas Nächte in spanischen Gärten vor, die von Ferruccio Busonis Tanzwalzer für Orchester op. 53 und Claude Debussys dreisätzigen "Images" für Orchester eingerahmt werden.

Busonis Tanzwalzer entstand laut eigenem Bekunden "beim Gehen auf der Straße, veranlasst durch Walzerklänge, die aus dem Innern eines Kaffeehauses drangen", und zwar in Busonis Wahlheimat Berlin. Uraufgeführt wurde das Stück am 13. Januar 1921 unter Busonis Leitung in der alten Berliner Philharmonie und erhielt den Untertitel Dem Andenken Johann Strauß, an dessen Stil in diesem Werk vieles erinnert, auch wenn man Busoni keineswegs vorwerfen kann, Strauß, den er aufrichtig bewunderte, lediglich kopiert zu haben. So beginnt das Stück mit einer dunklen Einleitung, die Assoziationen an einen Spaziergang durch ein nächtliches Berlin weckt, in dem ein düsterer Nebel das flackernde Licht der Straßenlaternen überdeckt. Erst allmählich durchdringen Walzerklänge diese düstere Stimmung. Man hört sie zunächst wie von ferne und hat das Gefühl, dass der nächtliche Spaziergänger sich in Richtung der Musik begibt. Dann wird gewissermaßen eine Tür zu einem Tanzsaal aufgestoßen, und der Zuhörer wird von einer regelrechten Walzerseligkeit ergriffen. Doch man bleibt nicht in dieser heilen Welt und muss wieder hinaus in die Dunkelheit, was durch die Musik eindrücklich untermalt wird. Insgesamt vier Wiener Walzer begegnen dem Zuhörer auf dem Weg durch die Nacht. Hans Graf gelingt es, mit den Bochumer Symphonikern diese bildhaften Momentaufnahmen sehr präzise und detailliert herauszuarbeiten.

Es folgen Manuel de Fallas Symphonische Impressionen für Klavier und Orchester, bei denen das Orchester durchaus gleichberechtigt neben dem Klavier steht und somit eine größere musikalische Bedeutung hat als in vielen anderen Konzerten, die für Klavier-Solo mit Orchesterbegleitung komponiert wurden. Die Nächte in spanischen Gärten gehen zurück auf eine Folge von Nocturnes, die de Falla für Klavier solo 1909 in Paris komponiert hatte. Erst der Pianist Ricardo Viñes und der Komponist Isaac Albéniz überredeten de Falla aus diesen Einzelstücken eine dreiteilige symphonische Suite für Klavier und Orchester zu konzipieren, die am 9. April 1916 mit dem Pianisten José Cubiles in Madrid uraufgeführt wurde. Die einzelnen Titel der drei Sätze machen dabei deutlich, welche Bilder der Nacht de Falla hierbei von seiner andalusischen Heimat zeichnet. Es beginnt im Garten des "Generalife" bei Granada, der alten Sommerresidenz der maurischen Könige neben der Alhambra. Die flirrenden Klänge des Soloklaviers lassen vor dem geistigen Auge den in sanftes Mondlicht getauchten Garten mit seinen Wasserspielen entstehen. Hewitt arbeitet hier mit unglaublichem Gespür verschiedene Farben heraus und lässt mit ihrem Spiel den Zuhörer gewissermaßen wie ein Insekt oder Vogel über die Blumenpracht des Gartens schweben. Dabei entstehen von den Bochumer Symphonikern unter der Leitung von Graf sehr dezent Anklänge an andalusische Volksgesänge, bei denen klar wird, wie gekonnt de Falla sich in seiner Komposition diesen Stil angeeignet hat.

Im zweiten Satz hört man Flamenco-Klänge, die auf einen "Tanz in der Ferne" hinweisen. Die Streicher imitieren dabei mit tiefen Pizzicati Gitarrenklänge, wie sie für Spanien typisch klingen. Hewitt und das Orchester treten dabei in einen betörenden Dialog, wobei mal das Orchester und dann wieder das Klavier die Oberhand behält. Nahtlos geht es dann in den dritten Satz über, in dem ein rauschendes Fest "in den Gärten des Berglands von Córdoba" gefeiert wird und Hewitt zu einem leidenschaftlichen Fandango am Klavier ansetzt, bevor am Ende nach und nach wieder Ruhe einkehrt und die Musik so im Dunkel versinkt, wie sie zu Beginn aus der Nacht hervorgegangen ist. Hewitts Interpretation wird mit großem Applaus bedacht, so dass sie im Anschluss noch als Zugabe Asturias von Isaac Albéniz präsentiert. Auch hier begeistert Hewitt mit eindringlicher Interpretation.

Nach der Pause gibt es dann noch drei "Images pour Orchestre", die Claude Debussy fast parallel zu de Fallas Nächten in spanischen Gärten komponierte. Graf vertritt die Ansicht, dass diese zwischen 1906 und 1912 entstandenen drei Teile in ihrer Reihenfolge nicht festgelegt seien, und beginnt daher mit dem dritten Satz, dem "Rondes de printemps". Debussy zeichnet darin ein Bild seiner französischen Heimat mit zahlreichen unterschiedlichen Stimmungen, die sanft ineinander verwoben werden. Den grundlegenden Tonfall der Musik gibt ein Thema vor, das einem toskanischen Volkslied entstammt und in einem französischen Kinderlied wieder aufgenommen wurde. Debussy variiert die Melodie und führt in dem 4/4-Takt einen Fünferrhythmus ein, was dem Ganzen einen recht eigenwilligen Klang verleiht. Die Bochumer Symphoniker entwickeln unter der musikalischen Leitung von Graf dabei einen leichtfüßigen Klang, der dem Rondo-Charakter gerecht wird.

Es folgt der erste Satz, "Gigues", der nach England führt und den melancholischen Charakter der Renaissance-Musik aufgreift. Debussy zitiert dabei die Melodie eines englischen Folksongs, "The Keel Row". Nach sphärischen Klängen der Harfe, die von zart gedämpften Streichern unterlegt werden, greift die Oboe d'amore in einer wehmütigen Kantilene die Melodie des Folksongs auf, bevor die melancholische Stimmung von einem ausgelassen-fröhlichen Thema kontrastiert wird. Ans Ende setzt Graf den zweiten Satz "Ibéria", der selbst noch einmal in drei Teile gegliedert ist. Hier zeichnet Debussy drei Bilder Spaniens und der spanischen Musik. So hört man zunächst klappernde Kastagnetten und rasselnde Tamburins, die die Straßen voller Geschäftigkeit gut vorstellbar bebildern. Der zweite Teil, "Düfte der Nacht", geht von flirrenden Streichern mit einem Liebesthema in Form einer sehnsuchtsvoll seufzenden Bläserkantilene nahtlos in das geschäftige Treiben des "Morgens eines Festtags" über. Graf setzt mit den Bochumer Symphonikern mit diesem Satz einen fulminanten Schlusspunkt und erntet im Anschluss großen Applaus.

FAZIT

Die Bochumer Symphoniker lassen mit Busoni, de Falla und Debussy eindrucksvolle Bilder der "Nachtmusik" entstehen.



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Ausführende

Angela Hewitt, Klavier

Bochumer Symphoniker

Hans Graf, Dirigent

 


Werke

Ferruccio Busoni
Tanzwalzer für Orchester op. 53
Dem Andenken Johann Strauß
Introduktion: Andante -
Tempo di Valse sostenuto

Manuel de Falla
Nächte in spanischen Gärten
Symphonische Impressionen
für Klavier und Orchester
1. En el Generalife (Im Generalife)
2. Danza lejana (Ferner Tanz)
3. En los jardines de la sierra de Córdoba
(In den Gärten des Berglands von Córdoba)

Claude Debussy
"Images" für Orchester
3. Rondes de printemps
1. Gigues
2. Ibéria:
I. Par les rues et par les chemins
(Auf den Straßen und auf den Wegen)
II. Les parfums de la nuit
(Düfte der Nacht)
III. Le matin d'un jour de fête
(Der Morgen eines Festtags)


Weitere Informationen
erhalten Sie von den

Bochumer Symphonikern
(Homepage)



Da capo al Fine

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