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Alte Musik bei Kerzenschein
Magdalena Kož
ená
Händel-Arien

Musik von Georg Friedrich Händel

Aufführungsdauer: ca. 2h 15' (eine Pause)

Mittwoch, 1. November 2017, 17.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 



Philharmonie Essen
(Homepage)

Händel-Perlen bei Kerzenschein

Von Thomas Molke / Fotos folgen

Die Reihe "Alte Musik bei Kerzenschein" erfreut sich beim Publikum mittlerweile seit vielen Spielzeiten großer Beliebtheit und taucht dabei die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, die in der Regel von eher kleinen Orchestern präsentiert wird, mit zahlreichen Kerzen im Alfried Krupp Saal in ein besonderes Licht. Nachdem vor zweieinhalb Wochen die konzertante Aufführung der Oper Giulio Cesare in Egitto mit der Accademia Bizantina unter der musikalischen Leitung von Ottavio Dantone den Anfang gemacht hat (siehe auch unsere Rezension), steht nun wieder Händel auf dem Programm. Die tschechische Mezzosopranistin Magdalena Kožená, die zuletzt in der Philharmonie vor drei Jahren mit einem Monteverdi-Programm zu erleben war (siehe auch unsere Rezension), hat musikalische Perlen von Händel im Gepäck. Begleitet wird sie wie beim letzten Auftritt in Essen von Andrea Marcon, der dieses Mal allerdings mit dem 1997 von ihm gegründeten Venice Baroque Orchestra anreist, das sich auf Alte Musik und das Musizieren auf authentischen Instrumenten spezialisiert hat.

In Zweierblöcken präsentiert Kožená bekannte Arien von Händel, die dieser für berühmte Kastraten und Mezzosopranistinnen seiner Zeit komponiert hat. Dazwischen gibt es drei Concerti grossi, zu denen Händel durch seine Bekanntschaft mit Arcangelo Corelli in Rom inspiriert wurde, und die Ouvertüre zu Ariodante. Ungewöhnlich ist, dass die Musiker des Venice Baroque Orchestra beinahe nach jedem Stück ihre Instrumente neu stimmen müssen. Dafür begeistern sie allerdings auch sowohl in den drei Concerti als auch bei der Begleitung Koženás mit äußerst filigranem und exaktem Spiel.

Versucht man in der Gliederung der Arien eine Struktur zu erkennen, lässt sich vielleicht feststellen, dass sich Kožená bis zur Pause den männlichen Heroen in Händels Opernschaffen widmet und im zweiten Teil die weiblichen Charaktere in den Mittelpunkt stellt. Das geht zwar bei der Arie des Ariodante am Ende des Abends nicht ganz auf, aber seit Cecilia Bartolis Interpretation bei den Salzburger Pfingstfestspielen wissen wir ja, dass man Ariodante auch zu einer Heldin mutieren lassen kann (siehe auch unsere Rezension). Kožená beginnt mit der Arie des Sesto, "L'angue offeso", aus Giulio Cesare in Egitto, in der der Sohn des Pompeo Rache für den Mord an seinem Vater nehmen will. Vielleicht hätte Kožená diese mit Koloraturen gespickte Arie nicht an den Anfang des Abends stellen sollen, da ihr hier noch ein wenig die Beweglichkeit in den Läufen fehlt und die Dramatik nicht so deutlich wird wie vor zweieinhalb Wochen in der Interpretation von Julie Boulianne. Samtig weiche Töne findet Kožená dann bei der berührenden Arie "Cara sposa", in der Rinaldo den Verlust seiner Verlobten Almirena betrauert. Auch Ruggieros "Verdi prati" aus Alcina präsentiert Kožená mit großer Melancholie und weicher Stimmführung. Den Abschluss des ersten Teils bildet dann Rinaldos Bravourarie "Venti turbini", in der Kožená in den Koloraturen mit flexiblen Bögen punktet.

Nach der Pause erlebt der Abend noch eine Steigerung. In den Rollen der Heroinen scheint sich Kožená wohler zu fühlen als in den Hosenrollen im ersten Teil. In der großen Klage-Arie der Cleopatra, "Se pietà di me non senti", in der sie glaubt, dass ihr Geliebter Cesare in den Fluten ertrunken sei, begeistert Kožená mit großer Dramatik und intensivem Spiel, so dass sie zu Recht dafür frenetischen Beifall erhält. Einen weiteren Höhepunkt stellt ihre Interpretation der Agrippina in der Arie "Pensieri, voi mi tormentate" dar, in der Neros Mutter ihre Zuversicht auf ein erfolgreiches Ende ihrer Ränkespiele verloren hat und fürchtet, dass ihre Intrigen entdeckt werden. Mit dramatischen Höhen verleiht Kožená den Qualen der Kaiserin dabei glaubhaft Ausdruck und begeistert auch in der Mittellage durch großes Volumen. Mit einem fröhlichen "Dopo notte" aus Ariodante rundet sie dann den Abend mit beweglichen Koloraturen siegesgewiss ab und erntet zu Recht gemeinsam mit dem Venice Baroque Orchestra und Andrea Marcon großen Jubel.

Als erste Zugabe hat sie dann noch einmal Cleopatra aus Händels Giulio Cesare in Egitto im Gepäck. Die berühmte Arie "Piangerò la sorte mia", in der Cleopatra als Gefangene ihres Bruders Tolomeo ihr Schicksal beweint, gestaltet Kožená mit großer Leidenschaft und Dramatik. Dabei changiert sie zwischen berührend leisen Tönen und großer Verzweiflung. Danach will das Publikum sie natürlich noch nicht gehen lassen. Für die zweite Zugabe verlässt sie dann Händel und die bekannten Arien und widmet sich Antonio Vivaldis Oper La verità in cimento. Aus diesem relativ unbekannten Werk präsentiert sie die fröhliche Arie der Rosane, "Solo quella guancia bella", mit leicht strömenden Läufen.

FAZIT

Magdalena Kožená führt mit dem Venice Baroque Orchestra unter der Leitung von Andrea Marcon souverän durch bekannte Opernperlen von Händel.



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Ausführende

Magdalena Kožená, Mezzosopran

Venice Baroque Orchestra

Andrea Marcon, Dirigent


Werke

Georg Friedrich Händel
Concerto grosso B-Dur, op. 3 Nr. 2, HWV 313
Vivace
Largo
Allegro
Moderato
Allegro

"L'angue offeso"
Arie des Sesto
aus Giulio Cesare in Egitto, HWV 17

"Cara sposa"
Arie des Rinaldo aus Rinaldo, HVW 7

Concerto grosso G-Dur, op. 6 Nr. 1, HWV 319
A tempo giusto
Allegro
Adagio
Allegro
Allegro

"Verdi prati"
Arie des Ruggiero aus Alcina, HWV 34

"Venti turbini"
Arie des Rinaldo aus Rinaldo, HWV 7

Ouvertüre zu Ariodante, HWV 33

"Ogni vento"
Arie der Agrippina aus Agrippina, HWV 6

"Se pietà di me non senti"
Arie der Cleopatra
aus Giulio Cesare in Egitto, HWV 17

Concerto grosso a-Moll, op. 6 Nr. 4, HWV 322
Larghetto affettuoso
Allegro
Largo e piano
Allegro

"Pensieri, voi mi tormentate"
Arie der Agrippina aus Agrippina, HWV 6

"Dopo notte"
Arie des Ariodante aus Ariodante, HWV 33


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



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