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Konzert des WDR Sinfonieorchesters Köln
"Happy Hour"

Werke von Richard Wagner und Ludwig van Beethoven

10. Oktober 2017, Philharmonie Köln


Philharmonie Köln
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WDR Sinfonieorchester
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Die "WDR Happy Hour" mit Wagner und Beethoven

Von Claudia Jahn

Klassik in 60 Minuten - so heißt das Motto der WDR-Konzertreihe "Happy Hour", die die Meisterwerke der Klassik vor allem den Nicht-Kennern nahebringen will. Das Format hat Erfolg und schaffte es, die Philharmonie fast randvoll zu füllen. Unter der Leitung von Yutaka Sado, der seit der Spielzeit 2015/16 Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters ist, spielte das WDR-Sinfonieorchester die symphonische Dichtung "Siegfried-Idyll" von Richard Wagner und anschließend Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 5, auch bekannt als "Schicksals-Sinfonie". Durch den Abend führte Matthias Bongard, Moderator des WDR 2, auf humorvolle und geradlinige Weise. Unverblümt lieferte er so einige wenig verbreitete und pikante Details aus den Biographien der Komponisten und versorgte das Publikum mit interessantem Hintergrundwissen zu den einzelnen Werken.

Das erste Werk, Wagners Siegfried-Idyll, war eine geheime Komposition auf Basis von Motiven aus der Oper Siegfried, die als Geburtstagsgeschenk für seine Frau Cosima gedacht war. So wurde das Werk für Kammerorchester 1870 zu ihrem Geburtstag in Wagners Landhaus in Tribschen uraufgeführt. Im Original hieß die symphonische Dichtung folgendermaßen: "Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelgesang und Orange-Sonnenaufgang, als Symphonischer Geburtstagsgruss. Seiner Cosima dargebracht von Ihrem Richard". Wie der programmatische Titel andeutet, lässt sich vieles in die einzelnen musikalischen Motive hineininterpretieren, von Naturbildern bis hin zu friedlichem Familienglück. Mit diesem Werk drückt Wagner seine Dankbarkeit über seinen mit Cosima ersten gemeinsamen Sohn Siegfried aus, der den Spitznamen "Fidi" trug.

Zarte Streicherklänge führen den Zuhörer in eine friedliche Landschaftsidylle. Dabei ist die Balance im Gesamtklang zwischen den hohen und tiefen Stimmgruppen wohl ausgeglichen. Diese "Streicherlandschaft" gibt der anschließend einsetzenden Solo-Flöte genügend Raum, um glanzvoll zu strahlen. Sado gibt ein sehr langsames Tempo vor, das jedoch stellenweise angezogen wird. Die Komposition baut sich langsam auf, fordert die zwei Hörner in exponierten Tonwiederholungen im Duo und festigt zunehmend ein leicht wiedererkennbares Motiv zum thematischen Orientierungspunkt. Dieses wird im Verlauf des Werkes weiterverarbeitet und von einem Soloinstrument zum nächsten gereicht. Überhaupt sind die Bläser in diesem Werk solistisch stark gefordert, wie zum Beispiel bei dem Horn-Solo mit präzisen Einwürfen von Klarinette und Flöte. In seiner Gesamtheit betrachtet, ist das Werk ein Auf- und Abschwellen, bei dem auch zauberhafte Effekte entstehen, wie zum Beispiel mit den Streichertrillern über einer ruhenden Bläserharmonie. Besonders hervorzuheben sind die schönen Harmoniewechsel im Pianissimo. Sado gelingen mit einer dezenten Gestik große Abstufungen in der Dynamik. Dabei überwiegt insgesamt eher eine Zartheit als eine intensive Dramatik, was die bei der Uraufführung im Familienkreis entstandene Kammeratmosphäre erahnen lässt.

Als Kontrast zu den von Wagner hervorgerufenen Bildern einer idyllischen Natur und zartem Familienglück folgt nun mit schwerer Dramatik und imposanter Größe Beethovens Fünfte Sinfonie. Während auf der Bühne umgebaut und das Orchester vergrößert wird, erläutert Bongard, dass die Uraufführung dieser Sinfonie bemerkenswerterweise kein Erfolg war. Das Werk brauchte seine Zeit, um zu der Bedeutung zu gelangen, die es heute hat. Die Thematik des Werkes ist berühmt und spricht für Beethovens tiefgründige Gedankenwelt: Der Kampf des Individuums mit seinem Schicksal, das schließlich vom Menschen bezwungen wird.

Das WDR-Sinfonieorchester steigert sich mit dem 1. Satz zu einer explosiven Dramatik und schafft einen spannenden Kontrast zwischen Haupt- und Nebenthema. Nach diesem schmerzvoll-dramatischen Einstieg eröffnen die Celli souverän den 2. Satz. Auch hier erreicht Sado eine sehr genau differenzierte dynamische Gestaltung, wodurch der Tutti-Ausbruch nach einem filigranen Streicher-Pianissimo eine umso größere Wirkung hat. Herausragend sind die kammermusikalisch wirkenden Einlagen der Holzbläser, in denen sie harmonisch und genau aufeinander abgestimmt agieren. Der von der Bassgruppe im Pianissimo eingeleitete 3. Satz beinhaltet ein mitreißendes Fugato, das die Musiker mit höchster Konzentration entwickeln. Mit einem Attacca wird der 4. Satz direkt angeschlossen, der zweifellos den Triumph des Individuums repräsentiert. Nach einem leidvollen Ringen mit dem Schicksal ist der Mensch nun zu seiner Erlösung gekommen. Kurz erklingt eine Reminiszenz an das Leid in abgeschwächter Form wie aus der Ferne, bevor er sich wieder auf seinen Sieg besinnt und sich der Freude hingibt. Sado, der die Sinfonie sehr energisch und mit viel Einsatz dirigierte, treibt das Sinfonieorchester hier zu mitreißenden Ausbrüchen. Das Accelerando zum Schluss zeigt, wie präzise die Verbindung zwischen dem Dirigenten und den Musikern ist. Nach dem Schlussakkord ist das Publikum kaum zu halten. Bravo-Rufe mischen sich mit einem tobenden Applaus und im Anschluss strömt das begeisterte Publikum scharenweise in Richtung Freibier, das am Ende eines jeden "Happy-Hour-Konzertes" des WDR verteilt wird. Wenn das Beethoven erlebt hätte!




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Ausführende

Moderation: Matthias Bongard

WDR Sinfonieorchester Köln

Leitung: Yutaka Sado


Werke

Richard Wagner:
Siegfried-Idyll (WWV 103)

Ludwig van Beethoven:
Symphonie Nr. 5 c-Moll op.67

Der Mittschnitt des Konzerts wird
am 29. Dezember 2017 um 20:04
von WDR 3 gesendet.




Weitere Informationen:

WDR Sinfonieorchester

Philharmonie Köln



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