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Abonnementsreihe "Meisterpianisten"

Rafał Blechacz



11. Oktober 2018, Konzerthaus Dortmund


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Verloren im Detail

Von Stefan Schmöe

Es ist so eine Sache mit dem scheinbar Leichten. Beethovens Klaviersonate Nr. 28 A-Dur op.101 beginnt ja ganz harmlos, beinahe naiv. Keine große Geste wie bei der folgenden Hammerklavier-Sonate, sondern ein fast intimer Beginn, "mit der innigsten Empfindung" vorzutragen. Rafał Blechacz beginnt wie nebensächlich, als ob da einer sich aus einer Laune heraus ans Klavier setze und ein wenig improvisiere - und prompt geraten die ersten Töne allzu verhuscht, zu unklar. Unschärfe statt Schwerelosigkeit. Es ist durchaus symptomatisch für die Beethoven-Interpretation des 33jährigen polnischen Pianisten, der wunderbar im Piano spielt, durchaus geschmackvoll phrasiert, aber am Ende einer Phrase fast überrascht scheint, was Beethoven da folgen lässt. So reiht sich Bogen an Bogen, aber es erwächst keine Architektur daraus. Oder besser: Man ahnt den Bauplan, aber es hakt an den Schlüsselstellen. Blechacz müsste die Ruhe finden, mehr Zäsuren zu setzen, häufiger innezuhalten (ein Problem, dass sich auch bei den anderen Kompositionen an diesem Abend zeigt). Und er müsste bei Beethoven vorausschauender spielen, um der Struktur der Komposition gerecht zu werden.

Blechacz hat 2005 den Warschauer Chopin-Wettbewerb gewonnen und entwickelte sich danach zum shooting star der Klavierszene (mit blendenden Verkaufszahlen seiner CD-Aufnahmen). Gemessen daran wirkte dieses Dortmunder Recital merkwürdig uninspiriert. Eine Altersfrage ist das nicht unbedingt - der sogar zwei Jahre jüngere Igor Levit hat jüngst mit einer Reihe aufsehenerregender Konzerte für Furore gesorgt, in denen er sich weitaus mehr Freiheiten nahm als Blechacz. Aber diese Freiheiten waren durchweg legitimiert durch eine innere Logik, die der polnische Pianist vermissen lässt.

Nicht, dass Blechacz an diesem Abend nicht viele schöne Momente in seinem Spiel zeigt, und die technische Seite bewältigt er ohnehin souverän. Mozarts Rondo a-Moll KV 511 und, ohne Pause angeschlossen, die Sonate a-Moll KV 310 spielt er introvertiert, wie mit einem leichten frühromantisch-melancholischen Schleier. Wobei die Angewohnheit, Verzierungen und Triller ein wenig keck herauszustellen, dazu nicht recht passt. Bei Schumanns zweiter Klaviersonate g-Moll op.22 wieder der Zwiespalt: Zwischendurch ist Blechacz ganz bei sich, aber der große Bogen will nicht gelingen. Auch da nicht, wo Schumanns Musik näher am Charakterstück als an der Sonatengroßform ist.

Den Abschluss bildet Chopin - die vier Mazurken op.24, hübsch, aber eben doch eher oberflächlich interpretiert, allzu flott darüber hinweg spielend (was keine Frage des Tempos, sondern der Gewichtung ist). Die "heroische" Polonaise Nr. 6 As-Dur op.53 wäre ein geeigneter "Rausschmeißer", nur müsste Blechacz dazu die Energie aufbringen, den unverbindlichen Mezzoforte-Bereich entschlossen zu verlassen. Man muss das populäre Stück natürlich nicht kraftmeiern, und der lauteste Pianist ist lange nicht der beste - aber mit mehr Spannung dürfte das Spiel dann doch aufgeladen sein, gerade wenn man den ganz großen dramatischen Zugang scheut. Und mit der kurzen Einleitung weiß er nicht recht etwas anzufangen, die wird pflichtschuldig abgearbeitet, ohne auf den Einsatz des heroischen Themas vorzubereiten.

Ob die stehenden Ovationen des Publikums nicht vielleicht doch mehr dem verheißungsvollen Namen als den Gehörten galten? Blechacz bedankte sich mit dem A-Dur-Intermezzo op.118/2, ohne den ganz großen Zauber darin zu erwecken. Weitere Zugaben wurden nicht eingefordert.




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Konzerthaus Dortmund
11. Oktober 2018


Ausführende

Rafał Blechacz, Klavier


Programm

Wolfgang A. Mozart:
Rondo a-Moll KV 511
Sonate a-Moll KV 310

Ludwig van Beethoven:
Sonate Nr. 28 A-Dur op.101

--- Pause ---

Robert Schumann:
Sonate Nr. 2 g-Moll op.22

Frederic Chopin:
Vier Mazurken op.24
Polonaise A-Dur op.53 "Heroique"

Zugabe:

Johannes Brahms:
Intermezzo A-Dur op.118/2



Weitere Informationen
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Konzerthaus Dortmund
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