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Begrenzter Gestalungswille
Von Stefan Schmöe Die Bläser haben das erste Wort: In Mozarts Klavierkonzert B-Dur KV 450 eröffnen sie das Werk mit einer aufsteigenden kleinen Tonleiterfigur, als handle es sich um eine der in dieser Zeit populären Harmoniemusiken für Bläser. Die Nonchalance dieses Beginns macht András Schiff, Solist und Dirigent in einem, quasi zum Thema. Er lässt die Musik fließen, ohne allzu sehr einzugreifen. Bläser und Streicher spielen sich die Bälle zu, das Klavier wird Teil des Spiels, das einen ziemlich intimen Charakter behält. Ein Musizieren mit- und füreinander und gar nicht in erster Linie für's Publikum, so scheint's. Wobei die Streicher nicht allzu genau artikulieren und (den ganzen Abend) immer eine gewisse Unschärfe behalten. Auf den einzelnen Ton scheint es auch Schiff nicht immer so ganz anzukommen, da huscht er schon mal über die eine oder andere Note hinweg. Am warm timbrierten Bösendorfer-Flügel spielt Schiff mit weichem Anschlag. Er vermeidet die Extreme, bewegt sich im etwas unverbindlichen Konversationston, immer sehr musikalisch keine Frage, aber auch nicht allzu pointiert. Es scheint, als nehme er bewusst den Interpretationswillen zurück gegenüber einer Natürlichkeit des Musizierens aus dem Moment heraus. Die Tempi sind moderat, die Ecksätze nicht zu schnell, der Mittelsatz ein wenig im Tempo angezogen. Auch wenn Pauke mit harten Schlägeln und Hörner den Orchesterklang schärfen, bleibt das Klangbild, nicht zuletzt des Flügels wegen, eher modern. Bewusster in der Gestaltung erscheint die Interpretation des Konzerts G-Dur KV 453, bei dem Schiff die Farbigkeit von Mozarts Instrumentation hervorhebt und vor allem im Variations-Finale deutlich zuspitzt, das sich mit einiger Sogwirkung von gefälliger Konversationsmusik zum aberwitzigen Schluss verdichtet, mit geradezu gespenstischer Stimmung in der Moll-Variation. Schiff tritt auch hier nicht als brillanter Virtuose hervor, sondern versteht sich als Partner des Orchesters. Zwischen den Konzerten steht die Es-Dur-Symphonie KV 543, und auch hier hebt Schiff als Dirigent die Bläser hervor, betont die dadurch gegebene Klangfarbe. Die Dissonanzen der Einleitung sind deutlich, aber nicht überpointiert. Die Tempi der Mittelsätze wählt er fließend, die Schärfen sind nicht abgemildert, aber mit einem noblen Gestus in den Fluss der Musik eingebunden. Als Zugabe dann tritt Schiff als Solist in Erscheinung mit dem zweiten und dritten Satz aus Johann Sebastian Bachs Italienischem Konzert. Und man horcht auf: Da ist plötzlich dieser intensive, drängende, klare Ton, der Schiffs beste Konzerte ausmacht und von dem man bei Mozart vielleicht doch etwas wenig gehört hat. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
AusführendeAndrás Schiff, Klavier und LeitungCapella Andrea Barca WerkeWolfgang A. Mozart:Konzert für Klavier und Orchester Nr. 15 B-Dur KV 450 Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543 --- Pause --- Konzert für Klavier und Orchester Nr. 17 G-Dur KV 453 Zugabe: Johann S. Bach: Italienisches Konzert BWV 971 2. und 3. Satz
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