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Kaisersaalkonzerte 2018


Römer, Frankfurt am Main, 18. November 2018
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Abgesang mit Schütz

Die Musikalischen Exequien im Frankfurter Kaisersaal

Von Dr. Ingo Negwer (Text und Foto)

Die Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz standen am 18. November auf dem Programm des Kaisersaalkonzerts im Frankfurter Römer. Die Ausführenden waren der Gutenberg-Kammerchor der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und das Neumeyer Consort unter der Gesamtleitung von Felix Koch. Solisten des Abends waren einmal mehr junge Sängerinnen und Sänger des Exzellenzprogramms Barock vokal Kolleg für Alte Musik an der Hochschule für Musik Mainz. Wie im November so häufig, blieb auch diese Aufführung nicht von Krankmeldungen verschont. Neben Madeline Claire de Berrié und Yulia Poleshchuk sprang daher kurzfristig die renommierte Sopranistin Elisabeth Scholl für Hana Holod?áková ein. Außerdem sangen Chen-Han Lin, Chanhoun Eo (Altus), Erik Reinhardt, Matthias Hagenah (Tenor), Leon Tchakachow und Samuel Kirsch (Bass).

Den Exequien, einem gleichsam evangelischen Requiem, das Schütz anlässlich des Todes seines Landesherrn Heinrich Posthumus Reuß in den Jahren 1635/36 komponiert hatte, waren Kompositionen aus den Kleinen geistlichen Konzerten und aus der Geistlichen Chormusik in durchaus eigenwilligen, dennoch von der Aufführungspraxis des 17. Jahrhunderts gedeckten Varianten vorangestellt. So wurde zum Beispiel die fünfstimmige Motette Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehört von zwei Solo-Altisten im Zusammenwirken mit einem Gamben-Consort gesungen. Christian Rohrbach, an der Seite von Chanhoun Eo, vertrat hier den ebenfalls leicht indisponierten Chen-Han Lin. Das geistliche Konzert Ich ruf zu dir Herr Jesu Christ für drei Soprane, Bass und Basso continuo ergänzte man um ein Blockflöten-Consort. Die üppige instrumentale Begleitung mit Blockflöten und Gamben neben dem obligatorischen Generalbass (Violoncello, Violone, Orgel, Theorbe) behielt man selbstredend auch in den Musikalischen Exequien bei, die an diesem Abend in einer ungewohnt prächtigen, nichtsdestotrotz sehr stimmigen Darbietung erklangen. Informativ und kurzweilig erläuterte Felix Koch die Werke und stellte sie in den historischen Kontext ihrer Entstehung. Alle Beteiligten bewegten sich auf dem gewohnt hohen Niveau, wie man es seit zehn Jahren in dieser Konzertreihe kennt.

Foto

Mit Erstaunen und einer gewissen Ratlosigkeit ließen daher die einleitenden Worte von Dr. Detambel, dem Vorsitzenden des Forums Alte Musik Frankfurt am Main, das Publikum und den Rezensenten zurück - Worte, die man auch während der wunderbaren Musik von Heinrich Schütz nicht aus dem Kopf bekam: Seit zehn Jahren findet die Konzertreihe in Frankfurts "guter Stube", dem Kaisersaal statt. Tatsächlich hatte es schon in den 1970-er Jahren einen Vorgänger der Kaisersaalkonzerte gegeben. Doch im Frühjahr 2018 bemerkte man in der Stadtverwaltung plötzlich (just als die Leitung des Protokollamts wechselte), dass es für die Kaisersaalkonzerte keine Rechtsgrundlage gab. Eine Information, ob man bereit sei, diese Rechtsgrundlage zu schaffen, hat Dr. Detambel bis dato nicht erhalten. Weitere Neuerungen seitens der Stadt: Die Bestuhlung des bei den Konzerten in der Regel ausverkauften Saals wurde auf 200 begrenzt, eine Bewirtung während der Konzertpause ist nicht mehr zulässig. Konsequenz: die Kaisersaalkonzerte im Frankfurter Römer enden mit dem letzten Konzert der Saison 2018 am 16. Dezember.

Wie Dr. Detambel auf Nachfrage persönlich bestätigte, hat die Stadt Frankfurt den Kaisersaal dem Forum Alte Musik kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Finanzierung und Organisation der Konzertreihe leistete ausschließlich das Forum. Die Stadt, die sich nicht nur durch den Wiederaufbau der Altstadt (Dom-Römer-Projekt) ihrer historischen Wurzeln immer deutlicher bewusst zu sein behauptet und durchaus bereit ist, dafür zig Millionen Euro in die Hand zu nehmen, lässt eine Konzertreihe quasi in ihrem Herzen - im Römer, vis à vis zur Neuen Altstadt - sang- und klanglos sterben. Das verstehe, wer will...




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Kaisersaalkonzert im Römer
Frankfurt am Main, 18. November 2018


Ausführende

Solistenensemble Barock vokal:

Sopran:
Madeline Claire de Berrié,
Elisabeth Scholl (a.G.)
Yulia Poleshchuk

Alt:
Chen-Han Li
Chanoun Eo
Christian Rohrbach (a.G.)

Tenor: Erik Reinhardt
Matthias Hagenah

Bass: Leon Tchakachow
Samuel Kirsch

Gutenberg-Kammerchor der JGU Mainz

Neumeyer Consort

Leitung: Felix Koch



Programm

Heinrich Schütz (1585-1672):
Herzlich lieb hab ich dich o Herr
SWV 387 (aus Geistliche Chormusik)
Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehöret
SWV 396 (aus Geistliche Chormusik)
Ich ruf zu dir Herr Jesu Christ
SWV 326 (aus Kleine geistliche Konzerte)
Ich will den Herren loben
SWV 306 (aus Kleine geistliche Konzerte)
Unser keiner lebet ihm selber
SWV 374 (aus Geistliche Chormusik)
Gib unserm Fürsten und aller Obrigkeit
SWV 373 (aus Geistliche Chormusik)
Du Schalksknecht SWV 397
(aus Geistliche Chormusik)

Johann Hermann Schein (1586-1630):
Canzona a 6 (aus Venus=Kräntzlein)

Heinrich Schütz:
Musikalische Exequien SWV 279-281



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