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Musiktheater
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Eröffnungsgala

Gala zur Spielzeiteröffnung 18.19 mit Verleihung des Gelsenkirchener Theaterpreises
mit Musik von Engelbert Humperdinck, Leonard Bernstein, Georges Bizet, Kurt Weill, Jaromír Weinberger, Andrew Lippa, John August, Peter I. Tschaikowski, Edith Piaf, Giuseppe Verdi und Richard Wagner

in deutscher, englischer, lateinischer, französischer, russischer und italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 3h 10' (eine Pause)

Aufführung im Großen Haus des Musiktheaters im Revier am 23. September 2018

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Musiktheater im Revier
(Homepage)

Ausblick auf die kommende Spielzeit

Von Thomas Molke / Fotos: © MiR

Auch wenn das Musiktheater im Revier den Spielbetrieb bereits seit zwei Wochen mit den Wiederaufnahmen der Steampunk-Oper Klein Zaches, genannt Zinnober, der Verdi-Oper Nabucco und des Ein-Personen-Stückes Die Sternstunde des Josef Bieder von Eberhard Streul wieder aufgenommen hat, markiert die Eröffnungsgala mit der Verleihung des von der Sparkasse Gelsenkirchen gestifteten Gelsenkirchener Theaterpreises den eigentlichen Beginn der neuen Saison, bei der Intendant Michael Schulz auf seine gewohnt sympathische Art einen Vorgeschmack auf das Programm der kommenden Monate präsentiert. In diesem Jahr ist das komplette Ensemble der Solistinnen und Solisten des MiR, das Ballett im Revier und der Opernchor mit von der Partie, weil an der Eröffnungspremiere am 6. Oktober 2018 alle Künstlerinnen und Künstler des Hauses beteiligt sind. Den Anfang macht nämlich Leonard Bernsteins 1971 zur Eröffnung des Kennedy-Centers in Washington uraufgeführte "katholische Messe" Mass, ein Theaterstück für Sänger, Tänzer und Musiker. Hierbei handelt es sich weder um ein Konzert noch um einen Gottesdienst, sondern um ein "theatre piece", das von einem tiefen Humanismus und dem Wunsch nach Frieden und Veränderung durchdrungen ist und damit aktueller denn je ist.

Das übrige Programm lässt sich größtenteils unter dem Oberbegriff "Arbeit" zusammenfassen. Mit der Schließung der letzten Zeche im Revier kommt man um die Frage nicht herum, wie die fortschreitende Digitalisierung den Arbeitsmarkt verändern wird und wie wir Menschen uns zukünftig definieren werden, wenn die fortschreitende Technisierung den Menschen aus immer mehr klassischen Arbeitsfeldern herausdrängt. So steht beispielsweise Engelbert Humperdincks Märchenoper Königskinder auf dem Programm, in der eine Dorfgemeinschaft nicht erkennt, wo ihre Chancen liegen, und diejenigen vertreibt, die ihre eigene Zukunft sichern könnten. Die Neue Philharmonie Westfalen beginnt unter der Leitung des Generalmusikdirektors Rasmus Baumann den Abend mit der Einleitung zum ersten Akt und arbeitet in vollem Klang die wunderbare Musiksprache Humperdincks heraus. Im Anschluss präsentieren Almuth Herbst als Hexe, Bele Kumberger als Gänsemagd und das neue Ensemble-Mitglied Petro Ostapenko als Spielmann die Szene "Dein Vater hat vor sechzehn Jahren", in der die Hexe die Gänsemagd über ihre Herkunft aufklärt. Herbst begeistert durch eine wunderbare Diktion, während Kumberger mit leuchtendem Sopran überzeugt. Ostapenko, den Schulz in Nürnberg bei seinem Vorgänger Peter Theiler entdeckt hat, lässt mit kräftigem Bariton aufhorchen.

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"Oh, moon of Alabama" aus Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny mit Anke Sieloff (6. von rechts) und den Damen des Opernchors (im Hintergrund die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Thomas Rimes)

Auch Bizets Perlenfischer, die Schulz auf vielfachen Wunsch des Publikums ins Programm aufgenommen hat, kreist um das Thema Arbeit. Hier müssen Menschen unter großen Gefahren ihren Unterhalt beim Perlenfischen erwirtschaften und finden Trost und Halt in ihrem von Armut gekennzeichnetem Leben in dem strengen Reglement einer exotischen Religion. Piotr Prochera präsentiert mit dem belgischen Tenor Stefan Cifolelli als Gast das berühmte Duett "Au font du temple saint", in dem sich der Fischer Zurga und sein Jugendfreund Nadir an den Freundschaftsschwur erinnern, der Liebe zu der von beiden Männern begehrten Leïla zu entsagen. Prochera punktet mit markigem Bariton, während Cifolelli sich mit strahlendem Tenor in schwindelerregende Höhen emporschwingt. Auch in seiner anschließenden Arie "Je crois entendre encore" weiß Cifolelli mit weicher Stimmführung das Publikum zu begeistern. Einen krassen Gegensatz dazu bieten im Anschluss die Auszüge aus Kurt Weills Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. Richard Wagners Rheingold, das ab Mai auf dem Spielplan steht, schließt den Bogen. Mit dem Einzug der Götter in die Burg Walhall werden zwei weitere neue Ensemble-Mitglieder vorgestellt. Der Bass Michael Heine, der im Mai die Partie des Riesen Fasolt interpretieren wird, übernimmt an diesem Abend die Rolle des Wotan. Als Rheintochter ist neben Bele Kumberger und Lina Hoffmann ein neues Mitglied des Jungen Ensembles des MiR, Boshana Milkov, zu hören.

Als weiteres neues Ensemble-Mitglied hat Schulz den jungen südafrikanischen Tenor Khanysio Gwenxane in Dresden als Nazarener in Strauss' Salome entdeckt und war direkt so begeistert, dass er ihm direkt ein Engagement in Gelsenkirchen angeboten hat. Gwenxane stellt sich mit der berühmten Arie des Lenski aus Tschaikowskis Eugen Onegin vor und begeistert mit lyrischem Tenor, der in den Höhen sehr geschmeidig klingt. Tschaikowskis Oper wird in einer Kammermusikfassung im Kleinen Haus im März herausgebracht werden. Des Weiteren stehen mit Jaromír Weinbergers Schwanda der Dudelsackpfeifer und dem Musical Big Fish recht unbekannte Werke auf dem Spielplan. Schwanda der Dudelsackpfeifer erlebt zwar, so Schulz, seit der Wiederentdeckung an der Semperoper in Dresden vor sieben Jahren allmählich eine Renaissance, zumal das Werk auch in der letzten Spielzeit in Gießen auf dem Spielplan stand. In NRW dürfte es allerdings noch relativ unbekannt sein. Die Polka, die die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung des neuen 1. Kapellmeisters Giuliano Betta erklingen lässt, und die anschließende Arie von Piotr Prochera in der Titelpartie machen auf jeden Fall neugierig.

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Verleihung des Gelsenkirchener Theaterpreises: von links: Georg Hansen und Patricia Pallmer als Vertreter des Opernchors, Chorleiter Alexander Eberle, Preisträgerin Dongmin Lee, Preisträgerin Noriko Ogawa-Yatake, Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Bernhard Lukas, Sprecher der Jury Klaus A. Hermandung und Intendant Michael Schulz

Ein weiterer zentraler Programmpunkt ist die Verleihung des Gelsenkirchener Theaterpreises, der mittlerweile zum 21. Mal von der Sparkasse Gelsenkirchen für herausragende Leistungen in der vergangenen Spielzeit und darüber hinaus vergeben wird. In den letzten 20 Jahren hat es bisher 57 Preisträgerinnen und Preisträger gegeben, und in diesem Jahr wird der mit 9.000,- Euro dotierte Preis in drei gleichwertige Hauptpreise auf zwei Sängerinnen und eine Gruppe aufgeteilt. Einen Hauptpreis erhält das langjährige Ensemble-Mitglied Noriko Ogawa-Yatake, die an diesem Tag auch noch Geburtstag hat, so dass die Neue Philharmonie ein Geburtstagsständchen spielt, in das der komplette Saal mit einstimmt. Neben den zahlreichen herausragenden Rollenporträts, die Ogawa-Yatake in den vergangenen Jahren am MiR erarbeitet hat, wird sie in diesem Jahr für ihre herausragende Interpretation der alten Priorin Madame de Croissy in Francis Poulencs Dialogues des Carmélites geehrt (siehe auch unsere Rezension). Einen weiteren Hauptpreis erhält die junge südkoreanische Sopranistin Dongmin Lee, die in den letzten beiden Spielzeiten als Olympia in Offenbachs Les Contes d'Hoffmann (siehe auch unsere Rezension) und als Adina in Donizettis L'elisir d'amore (siehe auch unsere Rezension) für Furore sorgte.

Den dritten Hauptpreis erhält der Opernchor des MiR, der seit vielen Jahren nicht nur durch einen homogenen Klang sondern auch durch großes schauspielerisches Talent in zahlreichen Produktionen begeistert. Die beiden Sprecher des Chors Patricia Pallmer und Georg Hansen nehmen gemeinsam mit dem Chorleiter Alexander Eberle den Preis entgegen und bedanken sich im Anschluss mit dem Chor der Schnitter aus Eugen Onegin. Hierbei stellen Sina Jacka und Artavazd Zakaryan auch noch ihr solistisches Talent unter Beweis. Als Zugabe vor dem offiziellen Ende stimmt der Opernchor Verdis berühmten Gefangenenchor aus Nabucco an und setzt damit ein Zeichen gegen Anfeindungen und Verfolgung jedweder Art. Schulz weist darauf hin, dass sich in Gelsenkirchen am vergangenen Wochenende zahlreiche Menschen einem Aufmarsch rechter Gruppierungen entgegengestellt haben und damit Farbe für eine tolerante und kulturell vielfältige Gesellschaft bekannt haben.

Ein bisschen wehmütig stimmt Schulz' Gespräch mit der Ballettdirektorin Bridget Breiner, die nach sehr erfolgreichen Jahren das Musiktheater im Revier zum Ende der Spielzeit in Richtung Karlsruhe verlassen wird. Auch in diesem Jahr wird sie wieder einen Shakespeare-Abend choreographieren. Nach Romeo und Julia und Prosperos Insel nach Shakespeares The Tempest widmet sie sich nun dem Sommernachtstraum. Auch einen neuen Abend mit Chansons von Edith Piaf wird es mit Christa Platzer geben. Platzer präsentiert daraus "Mon manège à moi". So vergehen die drei Stunden wie im Flug und wecken große Lust auf die kommende Spielzeit.

FAZIT

Auch in diesem Jahr wird bei der Eröffnungsgala wieder deutlich, welch große Rolle der Ensemble-Gedanke am MiR spielt. Der Vorgeschmack auf die neue Spielzeit macht neugierig und verspricht eine große Bandbreite.

Programm des Konzertes

Engelbert Humperdinck: Königskinder: Einleitung zum ersten Akt (Neue Philharmonie Westfalen, Dirigent: Rasmus Baumann)
"Dein Vater hat vor sechzehn Jahren" (Almuth Herbst, Bele Kumberger, Petro Ostapenko, Dirigent: Rasmus Baumann)

Leonard Bernstein: Mass: "Confiteor" (Opern- und Projektchor des MiR, Dirigent: Rasmus Baumann)
"Gospel-Sermon" (Ensemble und Junges Ensemble des MiR, Paul Calderone, Dirigent: Rasmus Baumann)

Georges Bizet: Die Perlenfischer: "Au fond du temple saint" (Stefan Cifolelli, Piotr Prochera, Dirigent: Giuliano Betta)
"Je crois entendre encore" (Stefan Cifolelli, Dirigent: Giuliano Betta)

Kurt Weill: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny: "Ach dieses Mahagonny" (Almuth Herbst, Urban Malmberg, Petra Schmidt, Dirigent: Thomas Rimes)
"Oh, moon of Alabama" (Anke Sieloff, Damen des Opernchores, Dirigent: Thomas Rimes)

Jaromír Weinberger: Schwanda der Dudelsackpfeifer: Polka (Neue Philharmonie Westfalen, Dirigent: Giuliano Betta)
"Wie kann ich denn vergessen" (Piotr Prochera, Dirigent: Giuliano Betta)

Andrew Lippa und John August: Big Fish: "Seltsam" (Dennis Hupka, Klavier: Heribert Feckler)

Leonard Bernstein: Mass: Ausschnitt (Ballett im Revier)

Preisverleihung 21. Gelsenkirchener Theaterpreis 2018 (Stifter: Sparkasse Gelsenkirchen)

Peter I. Tschaikowski: Eugen Onegin: Chor und Tanz der Schnitter (Sina Jacka, Artavazd Zakaryan, Opernchor des MiR, Dirigent: Thomas Rimes)
"Kuda, kuda" (Khanysio Gwenxane, Dirigent: Thomas Rimes)

Edith Piaf: Paris im August: "Mon manège à moi" (Christa Platzer, Klavier: Heribert Feckler)

Giuseppe Verdi: Nabucco: "Va, pensiero, sull' ali dorate" (Opernchor, Ensemble, Junges Ensemble, Gäste, Dirigent: Giuliano Betta)

Richard Wagner: Das Rheingold: "So grüß ich die Burg" (Almuth Herbst, Lina Hoffmann, Bele Kumberger, Boshana Milkov, Michael Heine, Martin Homrich, Dirigent: Giuliano Betta)

 


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Produktionsteam

Moderation
Michael Schulz

Dirigenten
Rasmus Baumann
Giuliano Betta
Thomas Rimes

 

Neue Philharmonie Westfalen

Klavier
Heribert Feckler

Opern- und Projektchor
des MiR

Ballett im Revier

 

Solisten

Ensemble des MiR
Tobias Glagau
Khanysio Gwenxane
Michael Heine
Almuth Herbst
Martin Homrich
Bele Kumberger

Dongmin Lee
Joachim Gabriel Maaß
Urban Malmberg
Noriko Ogawa-Yatake
Petro Ostapenko
Christa Platzer
Piotr Prochera
Sebastian Schiller
Petra Schmidt
Anke Sieloff

Junges Ensemble des MiR
Lina Hoffmann
John Lim
Boshana Milkov
Jiyuan Qiu
Shixuan Wei

Gäste
Stefan Cifolelli
Dennis Hupka

 


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