Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Konzerte
Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Lübecker Lauten Lust
Internationales Festival der Laute

Lübeck, 07.06.2019 - 16.06.2019

Musikschule Lübeck & Deutsche Lautengesellschaft e. V.


Deutsche Lautengesellschaft
(Homepage)

Hanseatische Lautenklänge
Das Festival der Laute in Lübeck

Text und Fotos von Ingo Negwer

Bild zum Vergrößern

Der Vorsitzende der Deutschen Lautengesellschaft, Peter Croton, und Ralph Lange, Leiter der Musikschule Lübeck, begrüßen das Publikum im großen Saal der Gemeinnützigen.

Das Internationale Festival der Laute war in diesem Jahr im hohen Norden, in der Hansestadt Lübeck, zu Gast. Gemeinsam boten die Deutsche Lautengesellschaft (Oliver Holzenburg) und die örtliche Musikschule (Ralph Lange) ein umfangreiches Programm mit Konzerten, wissenschaftlichen Vorträgen, einen Workshop und eine Verkaufsausstellung.

Am Freitag (7. Juni) eröffnete die Capella Ostinato die „Lübecker Lauten Lust“, am darauf folgenden Abend gaben Evmorfia Metxaki (Sopran) und Helena Raposo (Lauten) ihre musikalische Visitenkarte im Arkadiensaal des alten Rathauses ab.

Eine Woche später, am frühen Freitagabend, setzten die Early Music Birds unter der Leitung von Cornelia Hampel mit der Aufführung „Johann – ein Junge aus Lübeck“ das Festival fort, ein Projekt der Musikschule Lübeck und der Heinrich-Mann-Schule. Das musikpädagogische Konzept erläuterte Musikschulleiter Ralph Lange am Samstagnachmittag in einem Vortrag. Ziel dieser Kooperation ist es, Grundschüler im Kontext einer Rahmenhandlung, die den Unterricht wie ein roter Faden durchzieht, an die Musik früherer Epochen und ihre Instrumente (Lauten, Blockflöten u. a.) heranzuführen.

Bild zum Vergrößern

Evangelina Mascardi

Im Gesellschaftshaus der Gemeinnützigen, dem zentralen Ort des Festivals in der traditionsreichen, pittoresken Altstadt gab Edin Karamazov am Abend ein Solo-Recital auf dem Arciliuto mit Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Leo Brouwer. Der Samstagnachmittag war den wissenschaftlichen und musikpädagogischen Vorträgen rund um die Laute gewidmet, ehe abends zwei weitere Konzerte auf dem Programm standen. Zunächst ließ Evangelina Mascardi ihre beeindruckende „Kunst der Vihuela“ hören. Das im 16. Jahrhundert vor allem in Spanien gepflegte Instrument hat mit der Renaissancelaute sowohl die Stimmung als auch die Spieltechnik gemein. Ihre Form erinnert jedoch an eine kleine Gitarre. Tatsächlich ist sie typologisch mit der Gambe (Viola) verwandt und wurde in Italien als Viola da mano (Gambe, die mit der Hand gespielt wird) bezeichnet. Zahlreiche Werke für Vihuela gehören längst zum Standardrepertoire nicht nur der Laute, sondern auch der klassischen Gitarre. Und so waren viele der Stücke von Enriquez de Valderábano, Luis de Narvaéz, Luys Milan und Alsonso Mudarra dem meist fachkundigen Publikum vertraut. Evangelina Mascardi lenkte im zweiten Teil ihres Programms den Blick jedoch über Spanien hinaus nach Italien, wo die Viola da mano neben der Laute ebenfalls gepflegt wurde. Ihre Darbietung der Werke von Marco dall’Aquila, Joanambrosio Dalza und Francesco Spinacino zeigten diese weniger beachtete Facette der Vihuela. Vor allem aber begeisterte Mascardi mit einem exzellenten stilistischen Gespür für diese Musik, basierend auf einer herausragenden virtuosen Souveränität. Die raschen Diminutionen ließ sie leicht dahinfließen, kunstvolle Kontrapunktik blühte unter ihren Fingern auf, auch die dynamische Gestaltung ließ keine Wünsche offen. Eine Sternstunde!

Bild zum Vergrößern

Luteduo: Anna Kowalska und Anton Birula

Nach einer kurzen Pause richtete das Ensemble Luteduo den Fokus auf die Barockzeit. Anna Kowalska und Anton Birula spielten auf großen, 13-chörigen „Schwanenhalslauten“, wie sie im 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum in Gebrauch waren, Kompositionen von Silvius Leopold Weiss und Johann Sebastian Bach in eigenen Bearbeitungen. Zum Auftakt erklang die Sonate Nr. 15 a-Moll „L’Infidèle“ aus dem Dresdener Manuskript, in dem ein großer Teil der Solomusik von Weiss überliefert ist. Duette und andere Kammermusik dieses bedeutendsten Lautenkomponisten sind in dieser Quelle nur unvollständig überliefert. Vieles scheint für immer verschollen zu sein. Daher ist eine Erweiterung der Solomusik um eine weitere Lautenpartie ein durchaus reizvolles Abenteuer, zumal Anna Kowalska und Anton Birula als ein perfekt aufeinander eingespieltes Team überzeugen konnten. Mit geschickten dynamischen Abstufungen und reichen Klangfarben reizten sie die Klangfülle ihrer großen Instrumente aus. Esprit und konzertante Spielfreude zeichnete auch die abschließende Païsanne aus. Es folgte Johann Sebastian Bachs Pastorale F-Dur BWV 950, ein viersätziges Werk, das original für die Orgel komponiert wurde, in der Bearbeitung für zwei Barocklauten aber eine schöne Bereicherung des schmalen Repertoires darstellt. Nach der Pause folgte mit der Sonate Nr. 29 g-moll ein weiteres gewichtiges Werk aus dem Dresdener Manuskript. Mit großen Ovationen feierte das zahlreiche Publikum nach den letzten ruhigen Klängen der Ciaccona die beiden hervorragenden Künstler.

Am Sonntag ging das Festival der Laute mit zwei weiteren Konzerten zu Ende, u.a. mit dem Abschlusskonzert der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lautenworkshops unter der Leitung von Lukas Henning. Leider musste ich da Lübeck bereits „Lebe wohl“ sagen und mich auf die Heimreise begeben.



Ihre Meinung ?
Schreiben Sie uns einen Leserbrief


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Deutschen Lautengesellschaft  
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2019 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -