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Bamberger Symphoniker
Hélène Grimaud, Klavier
Jakub Hrůša, Dirigent

Werke von Voříšek, Mozart und Beethoven

Aufführung im Festspielhaus Baden-Baden am 11. Januar 2020

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Festspielhaus Baden-Baden
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Beethoven und Umgebung

Von Christoph Wurzel / Foto: © Manolo Press / Michael Bode

Wer in diesem Jahr Beethoven spielt, sollte schon etwas Besonderes bieten, selten Aufgeführtes, neue Sichtweisen eröffnen oder vielleicht sein Umfeld ausleuchten. So wie das Programm der Bamberger Symphoniker, welches Beethovens 2. Sinfonie in das Umfeld seiner ersten Wiener Jahre stellte. Mozart, Beethovens Idol und Vorbild, war darin vertreten und einer wiederum seiner Verehrer, der heute noch kaum bekannte Jan Václav Voříšek.

In Böhmen geboren und 21 Jahre jünger als Beethoven, kam Voříšek 1813 nach Wien. Als brillanter Pianist machte er sich  bald einen Namen. Beethoven schätzte sein virtuoses Spiel und vertraute ihm 1819 auch seine 2. Sinfonie als Dirigent an. Noch 15 Monate vor Beethovens Tod starb Voříšek im Alter von 34 Jahren. Gerade einmal 24 Werke umfasst sein Œuvre, vor allem bereits von seinem Opus 1 an, zwölf furiosen Rhapsodien, sehr interessante Klaviermusik. Seine  Sinfonie in D-Dur, sein vorletztes Werk, dagegen ist weniger inspiriert. Voříšeks Stärken liegen offensichtlich in den freien Formen für sein eigenes Instrument,  seinen Impromptus, Fantasien oder Variationen. In der einzigen Sinfonie des autodikatischen Komponisten fallen vor allem die Sätze in der Sonatenform etwas lehrbuchhaft aus.

Die Bamberger Symphoniker bemühten sich nach Kräften, dem   Werk zur Wirkung zu verhelfen, was ihnen vor allem durch entfesseltes Temperament gelang - stellenweise allerdings in den schnellen Sätzen etwas unter Vernachlässigung der Präzision. Schön gelang vor allem der zweite Satz, ein recht zügig genommenes Andante, in dem vor allem die Holzbläser mit reichen Klangfarben hervortraten. Da schien in diesem 1823 entstandenen Werk schon etwas von Romantik auf, während das Werk in den Ecksätzen noch im spätklassischen Stil verhaftet schien.

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Hélène Grimaud im Konzert mit den Bamberger Symphonikern im Baden-Badener Festspielhaus

Da hätte das d-Moll Klavierkonzert von Mozart in seinem geheimnisvoll düsteren Charakter ganz gut als Anschluss gepasst. Doch vor allem vonseiten der Solistin geriet die Interpretation zu einem stilistischen Fiasko. Hélène Grimaud zeigte zwar enorme technische Brillanz, doch fehlte ihrem Spiel beseelte Ruhe, warmer Ausdruck und reflektierte Tiefgründigkeit, was besonders im 2. Satz zu vermissen war.  Schon bei der Vorstellung des Themas spielte sie gleichsam positivistisch über die Feinheiten dieser Romanze hinweg. Gehetzt wirkte der dramatischere Mittelteil. Jakub Hrůša hatte mit dem Orchester dem leider nicht viel entgegen zu setzen. Statt innerer Spannung gab es lärmende Oberflächlichkeit, die sich auch im Schlusssatz fortsetzte. Detailarbeit im Orchester blieb da weitgehend auf der Strecke. In den beiden Kadenzen, die Beethoven für den ersten und dritten Satz dieses Konzerts geschrieben hat, spielte die Pianistin vollends ihre Virtuosenrolle aus. Da siegte Prokofjewsche Härte über die subtile Adaption von Mozarts Themen aus der Feder seines Bewunderers Beethoven.

Sicherlich prägend für ihn war eine Widmung des Grafen Waldstein (dem er Jahre später seine C-Dur-Sonate Nr. 21 widmete), die dieser dem Einundzwanzigjährigen  ins Stammbuch schrieb und mit auf den Weg nach Wien gab: "Empfangen Sie dort Mozarts Geist aus Haydns Händen". Mozart war kurz zuvor gestorben, bei Haydn konnte sich Beethoven, wenn auch in einem schwierigen Verhältnis zueinander, noch vertiefte Kenntnisse im Kontrapunkt aneignen. In seiner 2. Sinfonie brachte er das ein, was er von Mozart und Haydn als Formgedanken des Sinfonischen übernommen hatte. Und noch bevor die Partitur zur zweiten veröffentlicht war, begann Beethoven bereits seine dritte Sinfonie zu komponieren, die Eroica, mit der er die Türen in die sinfonische Zukunft endgültig aufstieß.

Viel von diesem neuen Geist nahm Jakub Hrůša in die Interpretation mit den Bambergern hinein. Nach einer fast klassisch feierlich langsamen Einleitung verlieh das Orchester mit erfrischendem Ausdruckswillen dem ersten Satz das ihm gehörige Brio. Klar ausgearbeitet war Beethovens ausgefeiltes Motivgeflecht. Im ruhig fließenden Larghetto des zweiten Satzes kamen vor allem die reichen Bläserfarben zur Geltung. Das Scherzo wirkte in seiner Energie etwas zurückgenommen, war aber abwechslungsreich im munterem Wechselspiel von Streicher- und Bläserfarben. Das furiose Allegro-molto-Finale entfaltete schon einen derartigen Sog, wie er in seinen folgenden Sinfonien zu Beethovens Markenzeichen geworden ist.

Passend dazu war die Zugabe mit Mozarts Figaro-Ouvertüre gewählt, in der das Orchester seine Buffo-Qualitäten voll ausspielen konnte.

FAZIT

Mit enttäuschenden, aber auch überzeugenden Momenten leider kein Abend aus einem Guss


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Ausführende

Bamberger Symphoniker

Hélène Grimaud, Klavier

Jakub Hrůša, Dirigent

 

Programm

Jan Václav Voříšek
Sinfonie D-Dur

Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierkonzert d-Moll KV 466

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36


 

 

 


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
www.festspielhaus.de/



Da capo al Fine

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