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Schumann Quartett

Werke von Mozart und Smetana

Aufführung im Festspielhaus Baden-Baden am 12. Januar 2020

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Festspielhaus Baden-Baden
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Eleganz und Energie

Von Christoph Wurzel / Foto: © Kaupo Kikkas

Für die Kammermusik ist das Festspielhaus mit seinen 2500 Plätzen eigentlich viel zu groß und doch gelingen hier immer wieder auch begeisternde Konzerte dieser intimen Form des Musizierens. Diese sind meistens den sonntäglichen Matineen vorbehalten und finden in Baden-Baden auch wegen der (im Vergleich zu den Abendveranstaltungen  mit Opern- und Orchestermusik) moderaten Preise ein dankbares und meist besonders aufmerksames Publikum. Zur ersten Matinee dieses Jahres war das Schumann Quartett in die Kurstadt gekommen, das sich mittlerweile mit erfolgreichen Teilnahmen an renommierten Wettbewerben (z.B. erste Preise 2012 in Graz und 2013 in Bordeaux) sowie preisgekrönten Aufnahmen den Ruf als eines der besten unter den jüngeren Streichquartetten erworben hat. Namensgeber ist nicht etwa Robert Schumann, aus dessen Feder drei Beiträge zur Gattung des Streichquartetts stammen, sondern der Name des Ensembles verdankt sich dem glücklichen Umstand, dass drei seiner Mitglieder Geschwister sind, die sich seit frühester Kindheit im Zusammenspiel üben konnten. Die Bratschistin Liisa Randalu, die 2012 zum Ensemble hinzukam, fügt sich dieser eingeschworenen Gemeinschaft wie selbstverständlich ein, wie in dieser Matinee überzeugend deutlich wurde.

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Das Quartett mit den Brüdern Erik und Ken (Violine) und Mark Schumann (Violoncello) sowie Liisa Randalu an der Bratsche

Zwei zentrale Werke der Streichquartett-Literatur standen auf dem Programm. Als einer der Höhepunkte im Schaffen Mozarts für die Gattung steht sein 20. Streichquartett in D-Dur, das nach seinem ersten Verleger Hoffmeister-Quartett genannt wird. Das Schumann Quartett bot es in einer klassisch ausgewogenen Interpretation aus eleganter Agilität und luzider Klarheit. Zupackend gaben sie dem ersten Satz (Allegretto) dynamische Kraft, gestalteten das meisterlich entwickelte Motivgeflecht mit hoher Transparenz und hochsensibler Spielkultur. Animiert und facettenreich gelangen Menuett und Trio des zweiten Satzes. In seiner ruhig fließenden, fast schon entrückten Melodieseligkeit bot das Ensemble das Adagio in reiner Klangschönheit und als kontrastierendes Finale das Allegro des vierten Satzes in einer quirligen Mischung aus Temperament und Energie. Nichts musste "gemacht" werden, das Ensemble konnte allein die Musik aus ihrer eigenen Kraft fließen lassen.

Was Beethoven vor allem in seinem Heiligenstädter Testament verbal geäußert hat, hat Bedřich Smetana gleichsam als musikalische Autobiografie seinem 1. Streichquartett eingeschrieben: den Schock über einen zunehmenden Hörverlust. Im Alter von 50 Jahren begann bei dem Komponisten eine schleichende Taubheit, die ihn schließlich psychisch zerstörte. In seinem e-Moll Streichquartett Aus meinem Leben (1876) ist dieser Schicksalsschlag klanglich realisiert, wenn im letzten Satz in das fast übermütig scherzohafte Vivace über mehrere Takte hinweg in der 1. Violine unter anschwellendem Tremolo der übrigen Instrumente plötzlich ein hoher Pfeifton (viergestrichenes E) einbricht, der abrupt die ausgelassene Stimmung des Satzes beendet. Berührend resignativ mündet danach dieses Werk in einer kurzen Coda. Was in den vorangehenden Sätzen darin aber auch an romantischer Sehnsucht wie an ausgelassener  Lebensfreude steckt, ließ das Schumann Quartett in seiner dramatisch animierten Interpretation ebenso eindrucksvoll Klang werden. Expressiv gestaltete Liisa Randalu auf der Bratsche das leidenschaftliche Thema des ersten Satzes. In makellosem Zusammenspiel und erfrischend musikantisch brachte das Ensemble die Polka des zweiten Satzes, darin wieder ein kurzes Solo der Viola, das ganz entsprechend der Bezeichnung des Komponisten "quasi tromba" dem Trio den Anklang böhmischer Volksmusik verlieh. Das schwelgerische Largo des dritten Satzes wurde zu einem Musterbeispiel kultiviertesten Quartettspiels als sensibler Kommunikation höchst eigenständiger musikalischer Charaktere, die sich am Schluss in sanfter Harmonie vereinigen. So interpretierte das Schumann Quartett auch Smetanas Werk in allen Facetten stilistisch ausgewogen und klanglich auf höchstem Niveau.

Mit einer Polka von Schostakowitsch in dem ihm so eigenen ironisch sarkastischen Stil als Zugabe beendete das Schumann Quartett seine inspirierende Sonntagsmatinee in Baden-Baden.

 


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Ausführende

Schumann Quartett

Erik Schumann, Violine

Ken Schumann, Violine

Liisa Randalu, Viola

Mark Schumann Violoncello

 

Programm

Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett D-Dur KV 499
Hoffmeister-Quartett

Bedřich Smetana
Streichquartett Nr. 1 e-Moll
Aus meinem Leben


 

 

 


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
www.festspielhaus.de/



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