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BOSY Symphonie 1
Mythologie und Fantasie

Musik von Albert Roussel und Hector Berlioz

Aufführungsdauer: ca. 2h (eine Pause)

Donnerstag, 26.09.2019, 20.00 Uhr
Großer Saal, Anneliese Brost Musikforum Ruhr



Bochumer Symphoniker
(Homepage)

Wechselbad der Gefühle

Von Thomas Molke

Im ersten Sinfoniekonzert der Spielzeit widmen sich die Bochumer Symphoniker Programmmusik aus zwei Jahrhunderten, die zumindest thematisch kaum unterschiedlicher sein könnten, allerdings gemeinsam haben, dass sie beim Publikum große Emotionen auslösen. Dabei wird das zeitlich spätere Werk, Albert Roussels Bacchus et Ariane, an den Anfang gestellt. Nach der Pause erklingt dann Berlioz' berühmte Symphonie fantastique, die gewissermaßen den Anfang der großen symphonischen Dichtungen markiert und für Komponisten wie Claude Debussy, Franz Liszt oder Richard Strauss wegweisend gewesen ist. Als Dirigenten hat man für diesen Abend Kazuki Yamada verpflichten können, der in diesem Konzert erstmals mit den Bochumer Symphonikern zusammenarbeitet.

Roussel war bereits über 60 Jahre alt, als er von dem russischen Startänzer Sergej Lifar gebeten wurde, eine Ballettmusik für die Pariser Opéra zu komponieren. Bis 1929 gehörten die "Ballets Russes" unter der Leitung von Sergei Djagilew in Paris zu den einflussreichsten Tanzensembles der Welt und waren in Sachen Choreographie, Kostüme und Bühnenbild stilprägend. Lifar wollte nun nach Djagilews Tod 1929 diese Tradition fortsetzen. Der Ballettmusik Bacchus et Ariane, die am 22. Mai 1931 zur Uraufführung gelangte, war allerdings kein großer Erfolg beschert, so dass Roussel die Komposition in zwei Suiten umwandelte, die fortan im Konzertsaal zu hören waren. Die Struktur der ursprünglichen Balletthandlung ließ sich dabei immer noch sehr gut nachvollziehen. Nach einem kurzen galoppierenden Vorspiel, das wahrscheinlich die Flucht des Theseus, der Ariadne und der Athener aus Kreta beschreibt, folgt ein ausgelassener Tanz der Athener Jünglinge und Jungfrauen, die ihrer Freude darüber Ausdruck verleihen, dass Theseus sie mit Hilfe Ariadnes aus dem Labyrinth des Minotaurus befreit hat. Noch einmal durchleben sie auf dem Fest Theseus' Kampf. Geheimnisvolle Bläserakkorde lassen noch einmal das Monster auftreten, bevor mit kapriziösen Holzbläserfiguren und sieghaftem Trompetengeschmetter Theseus' Triumph über den Minotaurus beschrieben wird. Doch plötzlich erklingt ein launisches Klarinettenmotiv. Bacchus taucht auf, der Ariadne in Schlaf versinken lässt. Mit einer herrischen Gebärde des Blechs jagt er Theseus und seine Gefährten von der Insel, legt Ariadne auf einem Felsen ab und verschwindet mit kapriziösen Läufen der Holzbläser.

Die zweite Suite beginnt mit einem sehr langsamen Bratschen-Solo, das Ariadnes Gefühle beschreibt. Sie erwacht und ist zunächst verzweifelt, weil Theseus nicht mehr bei ihr ist. Erneut erscheint Bacchus mit dem Klarinettenmotiv aus der ersten Suite und lädt sie zum Tanz ein. Es folgt ein brillantes Scherzo im Sechsachteltakt. Die anschließende Liebesmusik wird von impressionistischem Vogelgezwitscher der Holzbläser begleitet. Zu wildem Klang treten nun auch noch die Faune und Satyrn auf. Ein rauschender Tanz zwischen Bacchus und Ariadne führt das Stück mit dionysischem Überschwang zu Ende. Yamada kitzelt mit den gut disponierten Bochumer Symphonikern die Feinheiten der Partitur wunderbar heraus und löst mit dem Orchester große Begeisterung beim Publikum aus.

Die wird nach der Pause mit Berlioz' Symphonie fantastique noch gesteigert. In ihrer fünfaktigen Struktur kommt die Symphonie einer klassischen Oper sehr nahe und wird mit Blick auf den Handlungsablauf deswegen auch häufig als "Oper ohne Worte" bezeichnet. Ursprünglich trug die Symphonie den Untertitel "Episode aus dem Leben eines Künstlers", wobei autobiographische Züge zu Berlioz deutlich sind. Die Geliebte, die als "Idée fixe" in allen fünf Sätzen als wiederkehrendes Motiv zu hören ist, ist die Schauspielerin Harriet Smithson, die Berlioz' Werben zunächst ablehnte, ihn durch den Erfolg seiner Symphonie fantastique schließlich aber doch erhörte und seine Frau wurde. Die Ehe wurde allerdings nicht glücklich, und 1843 kam es bereits wieder zur Trennung. "Fantastisch" sind in dieser Symphonie die Entwicklung der Gefühle, die sich von schwelgerischen Schwärmereien hin zu einem regelrechten Alptraum entwickeln. Der erste Satz beginnt mit sehr zarten Streichersätzen, in denen das Motiv der Geliebten vorgestellt wird. In leidenschaftlichen Träumereien sehnt sich der Künstler nach der Frau, die ihm hier als Motiv erstmals begegnet.

Ausgelassen ist dann die Begegnung im zweiten Akt auf einem Ball, bei dem das Motiv der Geliebten im Walzerrhythmus erklingt. Hervorzuheben ist hier auch der sanfte Klang der Harfe, die mit den Streichern eine wunderbare Einheit bildet. Vom Ball geht es dann über in eine Szene auf dem Lande, in denen Anklänge an Beethovens Pastorale zu erkennen sind. Oboe und Englischhorn treten hier in einen wunderbaren Dialog, der in einer sehr melancholischen Stimmung endet, in der die Pauken mit einem aufziehenden Gewitter der erhofften Beziehung endgültig eine Absage erteilen. Der vierte Satz, der vom Blech dominiert wird, ist dann der Gang zum Richtplatz. In einem Opiumrausch stellt sich der Künstler vor, die Geliebte aus Verzweiflung umgebracht zu haben und nun zur Rechenschaft gezogen zu werden. Bei seiner Verurteilung zum Tode wird die "Idée fixe" genauso geköpft wie der Künstler unter dem Fallbeil. Im letzten Satz findet dann ein Hexensabbat statt, bei dem der Künstler der Geliebten erneut begegnet. Musikalisch wird hier eine wilde Walpurgisnacht entfacht, bei der kein Zuhörer unberührt bleiben dürfte. Yamada lässt mit den Bochumer Symphonikern das Publikum in dieser Symphonie ein Wechselbad der Gefühle durchleben, das am Ende zu Recht mit frenetischem Jubel belohnt wird.

FAZIT

Dieser Abend geht musikalisch unter die Haut und bietet einen Klangrausch vom Feinsten.



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Ausführende

Bochumer Symphoniker

Kazuki Yamada, Dirigent

 


Werke

Albert Roussel
Bacchus et Ariane op. 43
(Suites 1 und 2)

Hector Berlioz
Symphonie fantastique op. 14
1. Träumereien, Leidenschaften
(Rêveries - Passions)
Largo - Allegro agitato e appassionato assai -
Relisiosamente
2. Ein Ball (Un bal)
Valse. Allegro non troppo
3. Szene auf dem Land (Scène aux champs)
Adagio
4. Der Gang zum Richtplatz (Marche au supplice)
Allegretto non troppo
5. Hexensabbat (Songe d'une nuit de sabbat)
Larghetto - Allegro

 


Weitere Informationen
erhalten Sie von den

Bochumer Symphonikern
(Homepage)



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