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Capella Vocale Gent
Leitung: Philippe Herreweghe


Claudio Monteverdi: Marienvesper



3. Dezember 2019, Konzerthaus Dortmund
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Konzerthaus Dortmund (Homepage)
Nach Innen gekehrter Glanz

Von Stefan Schmöe

Wer so singt, wartet der tatsächlich auf Hilfe? Domine ad adjuvandum me festina! ("Herr, eile mir zu helfen"), das sind die ersten Worte des Chores - aber Claudio Monteverdi hat das strahlendste D-Dur wie in Stein gemeißelt. Statt einer flehenden Bitte ein Insistieren mit überaus selbstbewusster Gewissheit. Ziemlich weltlich also (und tatsächlich entlehnt Monteverdi die Musik dem Vorspiel seiner Oper L'Orfeo, bereits 1607 und damit drei Jahre vor der Marienvesper uraufgeführt). Philipp Herreweghe und die phänomenal genau intonierenden Sängerinnen und Sänger des Collegium Vocale Gent stellen diesen Akkord mit einem Nachdruck in den Raum, der keine Zweifel lässt. Die brillante orchestrale Umspielung nimmt Herreweghe dagegen zurück, macht aus jubelnden Fanfaren eine Klangfarbe. Und verschiebt damit die Akzente von der weltlichen zur geistlichen Sphäre.

Ob die Musik überhaupt für liturgische Zwecke komponiert wurde, das ist dabei umstritten. Vielleicht hat Monteverdi hier vielmehr das ganze Spektrum seiner Möglichkeiten vorführen wollen. Gleichwohl stellt Herreweghe in dieser Aufführung den liturgischen Charakter heraus, durch ein eher introvertiertes Klangbild, aber auch durch eingefügte gregorianische Antiphone. Er verzichtet auch auf allzu großen opernhaften Glanz. Das Orchester stellt er ganz in den Dienst der menschlichen Stimme, nur selten treten die Instrumente aus ihrer begleitenden Rolle heraus. Statt Trompeten setzt Herreweghe für die beiden Oberstimmen der Bläser den weniger hell und scharf klingenden Zink ein, dazu drei Posaunen, was einen verhältnismäßig warmen und weichen Klang ergibt, der sich wunderbar mit den Stimmen mischt.

Die Affekte dieser Musik werden nicht so scharf herausgestellt wie in anderen Interpretationen, auch hier ist der theatralische Gestus zurückgenommen. Trotzdem behält die Musik bei allem religiösen Ernst ihren Witz: Wenn sich zu den Duo Seraphim, den zwei Seraphim, die das Sanctus anstimmen, ein dritter gesellt, um die Dreieinigkeit zu preisen, dann schwingt bei aller betörenden Schönheit auch eine feine Ironie mit, wenn Monteverdi die Zahlen zwei und drei hervorhebt (und der dritte Sänger erst dann nach vorne tritt). Ganz ausgezeichnet singt die Riege der Solisten, die sich mit vorsichtig dosiertem Vibrato exzellent in den homogenen Gesamtklang einfügen. Betörend die Soprane von Dorothee Mields und Babora Kabátková.

Die ungemein konzentrierte Aufführung setzt also mehr auf Innerlichkeit denn auf äußeren Glanz. Den gibt es natürlich immer noch: Monteverdis brillante, vor Überraschungen nur so sprudelnde Musik behält ihre Lebendigkeit. Stehende Ovationen für ein bewegendes Konzert.




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Ausführende

Dorothee Mields, Sopran
Barbora Kabátková, Sopran
William Knight, Tenor
Benedict Hymas, Tenor
Guy Cutting, Tenor
Reinoud Van Mechelen, Tenor
Peter Kooij, Bariton
Wolf Matthias Friedrich, Bass

Chor und Orchester des
Collegium Vocale Gent

Leitung: Philippe Herreweghe


Werke

Claudio Monteverdi:
Vespro della Beata Virgine
(Marienvesper)



Weitere Informationen:

Konzerthaus Dortmund



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