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Alexanderfest

Musik von Georg Friedrich Händel
Dirigent: Ivor Bolton

Aufführungsdauer: ca. 2h 50' (eine Pause)

Freitag, 1. November 2019, 17.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 



Philharmonie Essen
(Homepage)

Ein Hoch auf die heilige Cäcilia

Von Thomas Molke / Foto: © Nancy Horowitz

Die heilige Cäcilia von Rom gilt als Schutzpatronin der Kirchenmusik. Der Legende nach war sie eine Jungfrau und Märtyrerin, die in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts nach Christus lebte. Da sie sich zum christlichen Glauben bekannte, beteiligte sie sich an der verbotenen Bestattung hingerichteter Christen und wurde dafür selbst verurteilt. Als man sie allerdings zur Folter in kochendes Wasser tauchte, soll ihr das Wasser nichts haben anhaben können, und auch dem Henker soll es nicht gelungen sein, ihren Kopf abzutrennen. Schwer verletzt soll sie noch drei Tage gelebt haben und ihre Güter unter den Armen verteilt haben. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden vor allem in England Cäcilienfeiern begangen, zu denen namhafte Komponisten wie Henry Purcell und Georg Friedrich Händel eigene Kompositionen beisteuerten. Händel widmete nicht nur 1739 die Ode for St. Cecilia's Day dieser Heiligen, sondern ließ sie auch drei Jahre zuvor in seinem Oratorium Alexander's Feast or The Power of Music am Ende als Heilsbringerin auftreten. Ivor Bolton, der in dieser Spielzeit "Conductor in Residence" in der Philharmonie Essen ist, eröffnet die Reihe seiner Konzerte nun im Rahmen der "Alten Musik bei Kerzenschein" gemeinsam mit dem Concerto Köln und dem Kammerchor Chorwerk Ruhr mit diesen beiden Werken von Händel.

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Conductor in Residence: Ivor Bolton

Den Anfang macht die Ode for St. Cecilia's Day, die Händel auf den 1687 von John Dryden veröffentlichten Text Song for St .Cecilia's Day komponierte und die am Gedenktag der heiligen Cäcilia, dem 22. November, 1739 gemeinsam mit Alexander's Feast zur Aufführung gelangte. Diese Lobpreisung der Musik und ihrer Patronin lässt sich grob in zwölf Teile zerlegen. Die Ouvertüre, die eigentlich keinerlei Bezug zu den weiteren Nummern der Ode hat, wirkt stark beeinflusst von Händels Concerto grosso, op. 6 Nr. 5. Zur Zeit der Komposition beschäftigte sich Händel nämlich mit den zwölf Concerti grossi, die er als Zwischenakt-Musik für seine Oratorienaufführungen plante. Die weiteren Teile bestehen größtenteils aus Arien für Sopran und Tenor, in denen jeweils die musikalischen Möglichkeiten einzelner Instrumente herausgestellt werden. Auf eine allgemeine Preisung der himmlischen Harmonie der Musik, die in einem Rezitativ vom Tenor vorgetragen und anschließend vom Chor aufgegriffen wird, folgt dann die Sopranarie "What passion cannot music raise and quell?", in der das Solocello glänzen kann. Die folgenden Arien widmen sich der Trompete (Tenor), der Flöte (Sopran), der Violine (Tenor) und schließlich der Orgel (Sopran). Ivor Bolton arbeitet mit den Musikern des Concerto Köln nicht nur diese Solostellen differenziert heraus, sondern lässt auch den Rest dieser Hymne zu einem Hohelied auf die Macht der Musik avancieren. Der Kammerchor Chorwerk Ruhr steuert dazu einen sehr differenzierten Klang bei. Emöke Barath glänzt in den Arien mit leuchtendem Sopran, und Allan Clayton überzeugt mit höhensicherem Tenor.

Nach der Pause geht es mit Alexander's Feast weiter. Grundlage ist auch hierbei ein Text von John Dryden, den Händel allerdings von seinem Librettisten Newburgh Hamilton umschreiben ließ, der dem Werk den Untertitel The Power of Music gab. Das zweiteilige Werk erzählt von einem Bankett, das Alexander der Große anlässlich seiner Eroberung von Persepolis 330 v. Chr. in der besiegten Stadt feierte, bevor er sie am Ende den Flammen übergibt. Der Sänger Timotheus, der Alexander häufig auf dessen Feldzügen begleitete, versetzt die Anwesenden mit seinem Leierspiel und seinem Gesang in unterschiedliche Stimmungen, die zwischen Stolz und Wut, Freude und Schmerz schwanken. Eine bedeutende Rolle spielt auch Thais, eine Geliebte Alexanders, die schließlich, nachdem er in ihrem Schoß Ruhe gefunden hat, mit brennender Fackel vorangeht, um die Stadt zu zerstören. Nach diesem doch sehr grausamen Einfluss der Musik, steigt die heilige Cäcilia vom Himmel herab und verleiht der Musik eine ganz neue Macht. Im letzten Rezitativ fordern dann Tenor und Bass gemeinsam, dass Timotheus seinen Kranz an Cäcilia übergeben solle, bevor sie anschließend zu der Meinung gelangen, dass der Preis beiden gebühre. Schließlich habe Timotheus die Sterblichen mit seiner Musik zum Himmel geführt, während Cäcilia gewissermaßen als Engel die Musik aus dem Himmel dazu beigesteuert habe. Der Chor greift dieses Fazit zum Abschluss noch einmal auf.

Die Solopartien sind nicht einzelnen Figuren der Geschichte zugeordnet, sondern wechseln in der Erzählung einander ab. So beschreibt der Tenor in einem Rezitativ die Ausgangssituation, bevor er gemeinsam mit dem Chor das glückliche Paar Alexander und Thais preist. Die Sopranstimme berichtet von einer Liebe zwischen dem griechischen Gott Zeus und der schönen Olympia. Der Preis des Bacchus gebührt dann dem Bass. Nach den Göttergeschichten lässt Timotheus noch einmal Alexanders Kampf um Persepolis Revue passieren. Voller Schmerz berichtet die Sopranstimme in einer innigen Arie vom Tod des Darius, der im Kampf fiel und dem eine Bestattung verwehrt wird. Wenn Alexander von dessen Schicksal gerührt an Thais' Brust sinkt, wird diese Szene ebenfalls durch eine liebliche Sopranarie beschrieben. Im zweiten Teil geht es dann wesentlich kämpferischer zu, wenn der Bass Rache einfordert und verlangt, dass Persepolis in Brand gesteckt wird. Der Tenor greift diesen Aufruf auf, bevor dann der Sopran Thais beschreibt, die mit brennender Fackel vorangeht.

Auch im zweiten Werk des Abends arbeitet Bolton mit dem Concerto Köln einen feingliedrigen Barockklang heraus, der lautmalerisch in die Erzählung eintauchen lässt. Der Kammerchor Chorwerk Ruhr begeistert erneut mit frischem Klang, und auch Barath und Clayton halten das Niveau des ersten Teils. Neu hinzu kommt Andreas Wolff, der mit profundem Bass zunächst dem Gott des Weins huldigt und anschließend sehr autoritär und markant zur Rache aufruft. So gibt es auch nach dem zweiten Teil begeisterten und verdienten Applaus für alle Beteiligten.

FAZIT

Ivor Bolton erweist sich mit dem Concerto Köln als Meister des Barock und weckt schon die Vorfreude auf die weiteren Veranstaltungen mit ihm in der Philharmonie Essen.



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Ausführende

Emöke Barath, Sopran

Allan Clayton, Tenor

Andreas Wolff, Bass

Chorwerk Ruhr

John Lidfors, Choreinstudierung

Concerto Köln

Ivor Bolton, Dirigent


Werke

Georg Friedrich Händel
Ode for St. Cecilia's Day HWV 76

Alexander's Feast or The Power of Music  HWV 75


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



Da capo al Fine

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