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Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg



(Dresdener Fassung)
Libretto und Musik von Richard Wagner>

Premiere am Theater Aachen
am 29. November 1997

Von Heike Schumacher / Fotos von Ludwig Koerfer




Tannhäuser im kühlen Ambiente

Foto: Aachen/Tannhäuser Den Venusberg des Wagnerschen Tannhäuser hatte sich mancher im Publikum sicher anders vorgestellt, als das was Bühnenbild und Kostüme hier zeigten. Es war ein kalter Raum, mit einer „kahlköpfigen Sängerin“ als Venus - Erotik, Sinnlichkeit nur durch rotes Neonlicht angedeutet. Man kann Tannhäuser gut nachfühlen, daß er sich in solcher Umgebung nach der grünen Aue um die Wartburg zurücksehnt.

Inszenierung und Bühnenbild übten sich auch ansonsten in vornehmer Zurückhaltung. Sängersaal, Venusgrotte und Aue waren kalte Räume, mit spiegelnden Metallfolien als Hintergrund, extrem sachlich und ganz auf die Phantasie des Zuschauers ausgerichtet.

Das schafft natürlich den beabsichtigten Freiraum zur Imagination, läßt die Sänger aber allein. Schwierig wurde es dann aber am Schluß. Hier wurde den Zuschauern kein einziger szenischer Hinweis gegeben, daß Elisabeth gestorben ist oder der Bischhofsstab plötzlich grünt und damit Tannhäuser vergeben ist. Hier wurde den Aachener Zuhörern dieselbe Verwirrung zuteil, die auch das Publikum der Dresdener Uraufführung empfand. Ein paar seznische Hilfen hätten hier doch sehr zur Klärung beigetragen.

Foto: Aachen/Tannhäuser In den Kostümen ist diese Zurückhaltung der Gestaltung nicht so positiv zu werten. Die kahlköpfige Venus macht es völlig unverständlich, welche Verlockungen der Venusberg für irgendeinen der Ritter hätte haben können. Erleichtert nimmt man dann im zweiten Akt zur Kenntnis, daß die Darstellerin als Elisabeth wenigstens Haar tragen darf - diesmal allerdings zeigen Männerhosen statt Kleidern ebenfalls einen Hauch Androgynität , der nicht recht zur keuschen Landgrafentochter passen willt. Ebenso macht die Gleichförmigkeit der Männerkostüme es zeitweise schwierig, die Gegenspieler Tannhäusers auseinanderzuhalten. Musikalisch allerdings sind kaum Einschränkungen zu machen.

Tannhäuser in Aachen - das war wieder einmal eine glänzend gelöste Aufgabe für das Sinfonie Orchester Aachen. Bereits nach der Ouvertüre mit großem Applaus bedacht, zeigte das Aachener Orchester, daß es auch Wagner mit wunderbarer Durchsichtigkeit und Stimmigkeit gewachsen ist. Chor und Orchester gebührt wie fast immer in Aachen höchstes Lob.

Gute sängerische Leistungen kamen hinzu. Herausragend zeigte sich Sophia Larson in der Doppelrolle Venus/Elisabeth. Ihr ist es zu verdanken, daß die Szenen des Zweiten Aktes in großer Spannung wirkten, sie spielte Elisabath als warmherzige, liebende Frau, nicht als schüchtern-keusche Ikone. Der Wechsel von der der männer-mordenden Venus zur Rolle der Elisabeth gelang ihr stimmlich und schauspielerisch gut. Ein wenig fehlte ihr die Sicherheit in den tiefen Lagen, hier brach die Stimme etwas. Die Strahlkraft ihres Soprans in den Höhen ließ aber diese kleinen Schwächen vergessen.

Der großen Tannhäuser-Partie zeigte sich Peter Svensson durchaus gewachsen. Zwar nicht ohne Anstrengung, aber sicher und voluminös durchstand er diesen Kraftakt. Sein Heldentenor setzte sich mit großer Strahlkraft gegen Chor und Orchester durch. Etwas vermissen ließ er allerdings die szenische Umsetzung seiner Rolle, ein Manko, das aber ebenso sehr auf das Konto der Regie geht. Gesanglich wirkte er überzeugend.

Hans Sisà als Hermann, Landgraf von Thüringen, sang mit großer Ausdruckskraft und stach nicht zuletzt durch deutliche Diktion und sicheres Spiel hervor. Claudio Otelli als Wolfram von Eschenbach begeisterte das Publikum und erwies sich als heimlicher Star der Aufführung. Seine weiche Baritonstimme überzeugte in allen Lagen und paarte sich mit szenischer Intensität.

Die Nebenrollen waren gut besetzt, hier fiel besonders Andreas Joost in lyrischer Stimmschönheit als Walther von der Vogelweide auf.

Sänger und Orchester unter der sicheren Hand von Elio Boncompagni gelang es über vier Stunden hinweg das Aachener Publikum zu fesseln und den Spannungsbogen auch über zwei Pausen zu halten.

Ein gute Leistung, die das Aachener Publikum mit überwältigendem Applaus honorierte.


FAZIT:

Hörenswert und sehenswert.

Logo: Theater Aachen

Musikalische Leitung
GMD Elio Boncompagni

Inszenierung
Ludwig Kaschke

Bühnenbild und Kostüme
Klaus Endrikat

Choreinstudierung
Norbert Hebel

Licht
Elmar Ottental, Josef Duyx

Dramaturgie
Astrid Sadrieh


Solisten

Hermann, Landgraf von Thüringen
Hans Sisá

Tannhäuser
Peter Svensson

Wolfram von Eschenbach
Claudio Otelli

Walther von der Vogelweide
Andreas Joost

Biterolf
Götz Seiz

Heinrich der Schreiber
Willy Schell

Reinmar von Zweter
Wolfgang Biebuyck

Elisabeth, Nichte des Landgrafen
Sophia Larson

Venus
Sophia Larson

Ein junger Hirt
Maria Kettunen

Vier Edelknaben
Kornelia Barwitzki
Ursula Brachmanski
Jolanta Kosira
Julietta Figulla


Opernchor des Theaters Aachen
Extrachor des Theaters Aachen

Sinfonie Orchester Aachen





Weitere Aufführungen

Dezember ‘97
6., 14., 17.,
23., 26.
Januar ‘98 1., 3., 7., 9.,
17., 23., 25.
April '98: 9., 12.



Foto: AACHEN/Tannhäuser

Peter Stvensson (Tannhäuser)
und Sophia Larson (Venus)



Foto: AACHEN/Tannhäuser

Hans Sisá (Hermann, Landgraf von Thüringen)
und Peter Stvensson (Tannhäuser)





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