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Guglielmo Ratcliff


Oper in vier Akten nach Heinrich Heine
Übertragen ins Italienische von Andrea Maffei
Musik von Pietro Mascagni
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln nach dem Originaltext von Heine

Premiere im Opernhaus der Stadt Bonn am 8.Juni 1997

Wiederaufnahme einer Ko-Produktion mit dem Mascagni-Festival Livorno

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Von Stefan Schmöe


Besetzung

Musikalische Leitung: Jorge Rubio
Inszenierung: Gian-Carlo del Monaco
Bühne und Kostüme: Poppi Ranchetti
Choreinstudierung: Marco Zeiser

Mac-Gregor		-		Giancarlo Boldrini
Maria			-		Marisa Vitali
Douglas			-		Carlo Guelfi
Ratcliff		-		Maurizio Frusoni
Lesley			-		Alessandro Cosentino
Margherita		-		Lucia Naviglio
Tom			-		John-Paul Bogart
Willie			-		Rhonda Ingle
Robin			-		Johannes Flögl
Dick 			-		Hans Müller
Bell			-		Algis Lunskis
John			-		Guido Scheer
Taddie			-		Reinhard Dingel-Schulten
Chor der Oper der Bundesstadt Bonn
Orchester der Beethovenhalle Bonn




"Glaub' nicht, ich sei ein bleicher Mondscheinheld..."

Ist er doch. So, wie Maurizio Frusoni ihn singt, trifft die Bezeichnung auf ihn, den Titelhelden Guglielmo (bei Heine anglistisch "William") Ratcliff, ganz gut zu: Mit Gewalt das leicht heisere Timbre mit wechselndem Erfolg bekämpfend, mimt er, vom Libretto dazu gezwungen, einen jungen Mann, der permanent "Nebelgesichter" sieht. Heine's romantische Jugendsünde führt uns nach Schottland, wir schreiben das Jahr 1820. Ein Schloß am Schwarzenstein.

Ratcliff, von seiner Jugendliebe Maria verschmäht, hat die unangenehme Eigenschaft, Marias Bräutigame am Hochzeitsabend ins Jenseits zu befördern ("Nicht abgemurkst. Im Zweikampf fiel Macdonald.") Der aktuelle Heiratskandidat ist nicht eben erfreut, dies kurz vor der Trauung zu erfahren. Im zweckmäßigen, unaufdringlichen Einheitsbühnenbild - schiefergraue Wände mit leeren Fensterhöhlen - sieht sich Bräutigam Nr.3 unerwartet dem wütenden Ratcliff, der ihn eben noch unbekannterweise vor bösen Räubern beschützte, gegenüber. Ratcliff verliert das Duell, darf aber weiterleben.

Die großen Zusammenhänge erfahren wir durch lange Monologe - Vermächtnis Wagnerscher Dramaturgie. Gegen Wagner muß sich auch die Musik Mascagnis immerzu behaupten, weitgehend erfolgreich, von Verismo noch keine Spur. Ratcliff ist Mascagnis erste Oper. Man wünschte, er hätte sie im Alter grundlegend überarbeitet - es stehen gelungene Szenen neben handwerklichen Plattheiten. Nicht immer ist zu unterscheiden, ob das Bonner Orchester oder der Komponist irrte. Letztendlich war es wohl doch der Komponist. Das Orchester jedenfalls tat letztendlich seinen Dienst unter dem Dirigat von Jorge Rubio akzeptabel, ohne sich von der Partitur übermäßig inspirieren zu lassen.

Aus Rückblenden erfahren wir schließlich auch, daß schon Ratcliffs Vater und Marias Mutter nicht zueinander fanden. Die Amme Margherita weiß um dieses Geheimnis. Regisseur Gian-Carlo del Monaco, der dem an sich nichtssagenden Libretto doch irgendeine Aussage abgewinnen möchte, läßt die gute Frau permanent bedeutungsschwanger über die Bühne schleichen. Dadurch wird die Bedeutung nicht größer, aber es sieht nach Willen zur Regie aus. Besser ist die Inszenierung dann, wenn sie nicht danach aussieht und nichts sagen will, aber auch nicht stört. Lucia Navaglio singt die Amme ausdrucksstark genug - aus einem durchschnittlichen Ensemble ragt sie ein wenig heraus.

Am Ende des schaurigen, gänzlich unironischen Dramas stürzt sich Maria halbirr in Ratcliffs Schwert. Auch sie sah Nebelgesichter - die Geister der Eltern haben die jungen Leute ins Grab getrieben. Der Vorhang schließt sich. Unter dem Gesichtspunkt "kuriose Ausgrabungen" war diese Opernpremiere, einigermaßen akzeptabel (wenn auch nicht mehr) gesungen und inszeniert, die Fahrt nach Bonn wert. Lange in Erinnerung behalten wird man den Abend nicht.

Applausordnung: Zuerst betreten drei kaum in Erscheinung getretene Nebenfiguren die Bühne. Begeisterte Bravo-Rufe schallen ihnen entgegen. Der Rang tobt. Des Rezensenten Sitznachbar hat seine Zustimmung sorgfältig verteilt, ziemlich genau jeder zweite Sänger erhält ein "Brrrrrravo !" (mit betont italienisch-langem rrrrrrrr). Warum ausgerechnet der Regisseur vom Rang ausgebuht wird, bleibt rätselhaft. Wie diese mittelprächtige Aufführung so tiefgehende Emotionen auslöst, können wir nicht erklären.




Fazit

Zum Heine-Jahr kommt diese Kuriosität gerade recht: Heine wie Mascagni sind im "Ratcliff" weit vom Gipfel ihres Schaffens entfernt. Für Neugierige nicht uninteressant, sollte man sich diese Produktion ansehen, auch wenn sie nicht überwältigt: Die Chance, das irgendwo noch einmal diese Oper gespielt wird, scheint uns gering.




Fotos
(Boris B. Quednow)




Weitere Aufführungen

11., 14. und 17. Juni



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