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Meine Schwester und ichEin musikalisches Spiel in zwei AktenMusik von Ralph Benatzky
Premiere am 12. Februar 1999
Foto 1: Dr. Roger Fleuriot und seine Frau Dolly, eine ehemalige Prinzessin, wollen sich scheiden lassen. So stehen sie vor Gericht und tragen den Richtern ihre Geschichte vor. Kennengelernt haben sie sich auf dem Schloß von Dolly, wo Dr. Fleuriot die Bibliothek ordnen soll. Schnell verliebt sich Dolly in ihren Angestellten, der aber leider von ihrem Geld und ihrer Herkunft sehr eingeschüchtert ist.
Foto 2: Als er eine Stelle in der Stadt annimmt, erfindet sie aus Verzweiflung eine Schwester, die angeblich dort im einem Schuhladen arbeitet, nachdem sie vor Jahren durchgebrannt sei. Im Auftrag Dollys besucht Fleuriot diese "Schwester", die natürlich niemand anderes als die Prinzessin selber ist. Sofort entflammt er für dieses einfache "Mädel", in dessen Gegenwart er alles andere als eingeschüchtert ist. Nachdem sie geheiratet haben, tauchen dann aber Probleme aufgrund des Standesunterschiedes auf. Doch die Richter verfügen, daß sie es noch einmal versuchen müssen. Diese Geschichte spielt auf einer durchweg gelungen gestalteten Bühne: Die barocke Bibliothek im ersten Akt ist mit viel Liebe zum Detail entworfen. Alles ist in grün gehalten, selbst die Bücher! Durch die Fenster fallendes Licht taucht die Szene je nach Tageszeit in verschiedene Stimmungen.
Foto 3: Das Schuhgeschäft ist ein sehr heller Raum, in dem überall stilisierte Schuhe dekoriert sind; sogar in der Rückwand über den Schaufenstern sind schuhförmige Löcher. Merkwürdigerweise befindet sich das Schuhlager direkt unter der Decke, zu dem eine sehr lange rollbare Leiter führt. Hier im zweiten Akt irritiert allerdings der allzu häufige Lichtwechsel. Möglicherweise ist dies ein Versuch, die Inszenierung möglichst abwechslungsreich zu gestalten.
Foto 4: Leider fehlt dem Ganzen jedoch der notwendige Schwung. Besonders hemmend wirken die oftmals zu langen Pausen zwischen Auf- und Abtritten. Zudem werden einige Lieder sehr schleppend gesungen, wie beispielsweise "Mein Mädel ist nur eine Verkäuferin". Zwar wird im Programmheft angemerkt, daß Benatzky hier zum ersten mal ein "leises Chanson" komponiert hat, doch leise ist sicher nicht gleichbedeutend mit quälend langweilig. Zum Vortrag solcher Stücke braucht es eine gewisse Leichtigkeit, die leider keiner der Darsteller im ausreichenden Maße besitzt. Die Sänger behandeln die Stücke eher mit der Ernsthaftigkeit von Opernarien.
Foto 5: Doch gab es in der Inszenierung einige schöne Einfälle. Wie so häufig in diesem Genre wurde das Libretto zeitbezogen umgetextet. So wird im Paprika-Lied, in dem Graf Lacy die Vorzüge des Paprikas preist, der einen Mann zum Supermann mache, auf "Paprika" "Viagra" gereimt. Allerdings sind leider nicht alle vorkommenden Wortspiele geistreich, die auch nicht dadurch gewinnen, wenn sie dann noch mehrmals wiederholt werden.
Foto 6: Oftmals gelingt jedoch die Darstellung der unterschiedlichen Klischee-Charaktere, wie dem sehr ungarischen Grafen Lacy de Nagyfaludi, dem untertänigen Schuhverkaufer oder den drei kauzigen Richtern. Unterstützt wird dies zudem dadurch, daß sich einige Darsteller als gute Komiker erweisen, wie der Hauptdarsteller Thomas Piffka als Fleuriot, der am Anfang sehr gekonnt in der Bibliothek umherstolpert oder die kesse Verkäuferin Irma (Romana Noak). Ihr gelingt es zudem noch, stellenweise Schwung in ihren Gesang zu bringen, worauf das Publikum am Ende auch mit viel Applaus reagierte.
Foto 7: So ist am Vortrag sowie an den Stimmen zu merken, daß die Sänger nicht sehr mit diesem leichten Fach vertraut sind. Sie hatten Schwierigkeiten, ihre Technik auf den Stil der Musik einzustellen, was auch nicht mit dem Einsatz von Mikrophonen wettgemacht wird. Beispielsweise wechselt die ansonsten stimmlich respektable Morenike Fadayomi (Dolly) sehr früh von Brust- zu Kopfstimme, was zu lasten der Textverständlichkeit geht. Das ist bei den handlungstragenden Stücken besonders ärgerlich. Das Orchester bemühte sich merklich, die Darsteller zu unterstützen, doch gerade wenn es richtig in Schwung kam, wurde es immer wieder von den Sängern gebremst. Bei einem kurzen Nachspiel am Ende zeigte der Dirigent Wen-Pin Chien, zu welch schmissiger Interpretation er tendiert, was das Publikum darauf mit viel Applaus bedachte. Auch die Veranwortlichen sowie natürlich die Darsteller bekamen eine Menge Beifall.
Es fehlte der Schwung! |
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Choreographie
Solisten
Dolly Fleuriot,
Dr. Roger Fleuriot,
Graf Lacy de Nagyfaludi
Irma,
Filosel,
Aphonse,
Henriette,
Camembert,
Der Gerichtspräsident
Die Düsseldorfer Symphoniker
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