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Der fliegende HolländerRomantische Oper von Richard WagnerDichtung vom Komponisten
Premiere im Theater Dortmund Erlösung für das Publikum!In einem rechteckigen Tunnel sitzen links die Herren, rechts die Damen in korrekter Körperhaltung. Wer etwas zu singen hat, darf mit seinem Stuhl in die Mitte rücken. Die Wände sind bedeckt mit Ziffern, akkurat ausgerichtet. Ein paar Seile hängen von den Wänden und verweisen auf die Seefahrt. Die Holländer stehen am Ende des Tunnels. Dorthin wird Senta auch am Ende schreiten, nach zweieinhalb schier endlosen Stunden der Bewegungslosigkeit. Vielleicht wollte Regisseurin Katja Czellnik erstarrte Gesellschaftsstrukturen zeichnen, aber herausgekommen ist eine überaus statische Inszenierung, die ebenso nichtssagend wie langweilig ist. Das Personal bewegt sich ähnlich intensiv wie in einer konzertanten Aufführung, und der Bühnenraum von Joachim Griep enthüllt auch nach intensiver Betrachtung sein Geheimnis nicht. Senta und der Holländer dürfen in ihrem Duett mal ein paar Schritte aufeinander zu gehen, aber das war es dann auch schon. Ebenso wie für die Norweger offenbar das erscheinen der Holländer eine Vision ist, bleibt für das Publikum das Erscheinen der Inszenierung Vision: Wo auf der Bühne aber auch gar nichts passiert, muß man sich "Regie" schon selbst denken. Dem szenischen Debakel drohte sich über lange Strecken auch ein musikalisches anzuschließen, denn das Philharmonische Orchester Dortmund und Dirigent Anton Marik begnügten sich zunächst mit "Dienst nach Vorschrift". Flotte Tempi und große Lautstärken allein verursachen noch keinen Schwung, solange das derart lustlos vorgetragen wird wie zu Beginn dieser Premiere. Anschauungs- (nein, besser: Anhörungs-) Unterricht könnten Marik und die Dortmunder Instrumentalisten beispielsweise in Wuppertal nehmen, wo die dortigen Sinfoniker unter Stefan Klieme jüngst ungleich engagierter an die Partitur herangingen. Erst im Verlauf des zweiten Aktes steigerte sich die Aufführung auf ein akzeptables orchestrales Niveau. Mit Karl-Heinz Lehner als solidem Daland und Hannu Niemelä als ausgezeichnetem Holländer stellte zumindest die vokale Seite zufrieden. Für die erkrankte Jayne Casselman übernahm kurzfristig Maria Russo die Rolle der Senta und führte sich denkbar schlecht ein: Die große Ballde, Herzstück der gesamten Oper, war getrübt durch eklatante Intonationsprobleme und in dieser Art indiskutabel. Anschließend konnte sich Frau Russo gewaltig steigern und verdiente sich die Ovationen des Publikums, aber ganz wettmachen konnte das den zuvor angerichteten Schaden nicht. Jon Ketilsson als Erik behauptete sich tapfer, ohne groß zu glänzen. Der Chor sang überzeugend, war aber leider dem Extrachor (der die Mannschaft des Holländers darstellte) stimmlich weit überlegen, wodurch die grandiose Chorszene des dritten Aktes ein wenig aus den Fugen geriet - aber das ist ein Problem, daß kaum ein Theater lösen kann.
Erlöst wird am Ende vor allem das Publikum, denn nach zehn Minuten hat man eigentlich alles gesehen, was zu sehen ist. Wen der Südwind an Dortmund vorbei nach Wuppertal treibt, wird dort den spannenderen Holländer erleben. |
Musikalische Leitung Anton Marik
Inszenierung
Ausstattung
Choreinstudierung
Licht
Solisten
Daland
Senta
für die erkrankte Jayne Casselman
Erik
Mary
Der Steuermann Dalands
Der Holländer
Statisterie des
Das Philharmonische
Weitere AufführungenDer Holländer (Hannu Niemelä) ist da: Kein Grund für Daland (Karl-Heinz Lehner, l.) oder den Steuermann (Christian Baumgärtel,r.), sich zu bewegen Holländer (Hannu Niemelä) und Daland (Karl-Heinz Lehner) besprechen Geld- und Heirats- angelegenheiten Der Chor sitzt und genießt, was der Holländer (Hannu Niemelä) zu singen hat. |