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Die Königin von Saba

Oper in vier Akten
Musik von Karl Goldmark
Text von Salomon Hermann Ritter von Mosenthal


Premiere am 14. März 1998
im Theater Dortmund


Von Meike Nordmeyer / Fotos von Andrea Kremper





Die Königin von Saba - verführerische Macht im Blau der Nacht


Als Goldmark 1872 seine erste Oper "Die Königin von Saba" fertigstellte, traf er mit dem Sujet des Werkes genau den Nerv der Zeit. Das Musikdrama fügte sich in die Reihe der beliebten Exotik-Opern ein, zu denen beispielsweise auch "Aida" und später "Samson et Dalilah" gehörte, und es wurde alsbald zum großen Publikumshit. Goldmark wurde mit seiner Oper weltberühmt. "Die Königin von Saba" erfuhr zahlreiche Aufführungen bis in die 20er Jahre hinein. Toscanini ließ sie beispielsweise an der Metropolitan Opera in New York aufführen, die Partie des Assad war eine geschätzte Partie von Caruso.

Inzwischen ist die Oper und sein Schöpfer nahezu vergessen. Man findet das Werk nicht in den gängigen Opernführern, kaum wird der Name des Komponisten erwähnt. Anders aber in Dortmund, hier erinnerte man sich nun wieder an den großen Erfolg von einst: Erstmals seit 1911 gibt es am Theater Dortmund nun die Gelegenheit die "Königin von Saba" zu erleben und damit im Jahre 1998 kennenzulernen, was unsere Großeltern einst so begeisterte.

John Dew inszeniert die Geschichte der Königin anspruchsvollerweise nicht in üppiger Exotikausstattung, sondern im abstrakten von großen Formen und Flächen bestimmten Bühnenbild. Zunächst zeigt sich eine Anlehnung an bekannte Bayreuther Bühnensprache, schließlich überwiegt ein mystischer Schleier, der das Geschehen einhüllt.

Der Personencharakterisierung liegt die eindeutige Farbgebung von rot und weiß zugrunde. DO:  Die Königin von Saba Über und über rot ist natürlich die verführerische exotische Königin, alle anderen Männer und Frauen des Volkes und die Hauptpersonen sind gekleidet im verklärten Unschulds-Weiß. Leider wird darüber hinaus nicht mehr Zeichnung der Personen erarbeitet. Der Königin reicht ihre rot-erotische Aura und die sich räkelnden, beschwörenden Tänzer, von denen sie umgeben ist. Sie ist eine, die ihre Schönheit zur Schau stellt und diese als Macht berechnend wirken läßt - und sie muß dafür nicht viel tun, in der Nacht kommt ihr Rot von selbst zum leuchten. Über ihre Ausstrahlung bei Tageslicht erfahren wir hingegen nichts, die ganze Geschichte verbleibt schlicht im Blau der Nacht. Von changierender, allzu geheimnisvoller Wirkungskraft ist diese Königin nicht, kaum dämonisch zeigt sie sich, dafür ist sie viel zu direkt. Auf der Bühne passiert weiterhin nicht viel um sie herum, es gibt hauptsächlich Verschiebungen von großen Bühnenelementen und diffusen Stimmungszauber. Die Personenführung von Chor und Helden zieht in gleichbleibenden Bahnen, ist aber dennoch bisher nicht ganz sicher ausgeführt.

Wolfgang Millgramm ist der Partie des Assad leider nicht ganz gewachsen; zu deutlich bleibt die Mühe, die er aufbringen muß, auch William Killmeier als Salomon überzeugt nicht recht. Ganz anders verhält es sich aber mit den Frauenstimmen: klar und rein erklingt Marisol Montalvo als Sulamith und sehr intensiv Sonja Borowski-Tudor als Königin. Die Sänger zeigen insgesamt nicht viel schauspielerischen Ausdruck, darauf lag aber offenbar auch nicht das Augenmerk bei der Regie.

Das Orchester erklingt füllig, mitunter aber mit gebremsten Temperament. Die überwältigende Wirkung, die Goldmarks Oper damals ausübte, will an diesem Abend nicht so recht aufkommen. Vielleicht kann sich aber auch der exotische Touch heutzutage bei dem Thema des Werkes nicht mehr so leicht einstellen, ferne Welten sind nicht mehr fern, gleichwohl noch fremd, aber nicht mehr faszinierend. Sie sind viel zu erreichbar geworden. Der Klang der europäischen Oper, die auf einmal mit konventionellen Mitteln so geheimnisvolle fremde Klänge zu produzieren wußte, überrascht und bezaubert nicht mehr. Heute kennt das Publikum soviel fremde Musik, daß die in der Opernpartitur stark aufbereiteten und behutsam eingeflochtenen Formeln ferner Länder nicht mehr besonders aufregend sein können - ein wenig liegt es eben auch daran, daß die "Königin von Saba" an diesem Abend nicht in den Bann zieht....



FAZIT:

Mit der Aufführung der Königin von Saba wird in Dortmund die besondere Gelegenheit geboten, ein fast vergessenes Stück der Operngeschichte wieder live erleben zu können. Die Ausführung des Werkes kann allerdings trotz großen Engagements die mitreißende Wirkung von einst nicht ganz vermitteln.

Logo: Theater Dortmund




Musikalische Leitung
Alexander Rumpf

Regie
John Dew

Bühne
John Otto

Kostüme
José Manuel Vazquez

Choreographische Mitarbeit
Mei Hong Lin


Solisten

König Salomon
William Killmeier

Hoheprieser
Gregory Frank

Sulamith, seine Tochter
Marisol Montalvo

Assad
Wolfgang Millgramm

Baal-Hanan, Palastaufseher
Lorenz Minth

Königin von Saba
Sonja Borowski-Tudor

Astaroth, ihre Sklavin
Vera Fischer

Stimme des Tempelwächters
Gregory Frank



Chor des Theaters Dortmund
Statisterie des Theaters Dortmund
Das Philharmonische
Orchester Dortmund





Weitere Aufführungen

März 98: 19., 21.
April 98: 7., 12., 17.







 DO:  Die Königin von Saba

Marisol Montalvo als Sulamith
und Mitglieder des Chors







 DO:  Die Königin von Saba

Wolfgang Millgramm als Assad
und Marisol Montalvo als Sulamith





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