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La forza del destino


Oper in vier Akten
Libretto von Francesco Maria Piave
Musik von Giuseppe Verdi
In italienischer Sprache
mit deutschen Übertiteln
Textliche Neufassung von Antonio Ghislanzoni

Premiere am Theater Dortmund
am 21. Dezember 1996

Besetzung
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Von Meike Nordmeyer




Besetzung

Musikalische Leitung: Anton Marik
Regie: Gerhard Hess
Bühnenbild: Thomas Gruber
Kostüme: Karin Fritz
Der Marchese von Calatrava Gregory Frank
Donna Leonora              Jane Casselman
Don Carlos di Vargas       Hannu Niemelä
Don Alvaro                 Bojidor Nikolov
Preziosilla                Susanne Schimmack
Pater Guardian             Karl-Heinz Lehner
Fra Melitone               Andreas Becker
Curra, Leonoras Zofe       Roswitha Steube
Der Alcalde                David Jehle
Mastro Trabuco             Norbert Schmittberg
Ein Chirurgus              David Cheong
Eine Mutter                Adriana Cucu
Chor des Theaters Dortmund
Das Philharmonische Orchester Dortmund




Das Leben eine Schlacht

Das rote Vorhangtuch bereitet alle vor während der Ouvertüre und wird immer wieder erinnern: La vita e inferno - Das Leben ist die Hölle. Alvaro wird es so anklagen, nach seinem schicksalshaften Mißgeschick, das Tod und Trennung und noch mehr Tod zur Folge hat. Das Tuch hebt sich und gibt den Blick frei auf einen motivisch dicht gestalteten Raum: Gitter und Galgen stehn für Gefangenschaft und Krieg, Rot und Schwarz die Farben der Hölle, der ganze Raumaufriß eine Arena, in der die spanische Geschichte um Gewalt, Rache und Hetzjagd spielt.

Dann nehmen die Ereignisse ihren Lauf und finden nur unter geringsten Abwandlungen des Bühnenbildes in diesem Raume statt. Ein anspruchsvolles wie düsteres Regiekonzept, die ganze grausame Geschichte spielen zu lassen in der Arena des Lebens, in die die Menschen eingekesselt sind. In der Durchführung erweist sich das Vorhaben aber leider als sehr langatmig, denn man scheint sich lediglich auf den bereits entwickelten Einfällen auszuruhen. Die Bewegungsregie ist, wenn man überhaupt von einer solchen sprechen kann, zum verzweifeln ermüdend. Endlos daher die Aufnahme des Bruders in die Armee und entsprechend der Leonore in das Kloster. Der zwar würdige aber so schläfrig singende Pater Guardian macht es dem Publikum nicht leichter.

Drastisch dann und endlich wieder aussagekräftig ist die Ausstattung der Ärzte und Schwestern im Lazarett gelungen: Der Krieg ist eine große Schlacht, die Sanitäter können keine Retter sein, sie sind nichts als Metzger mit großen Schürzen, die blutiges Fleisch zusammenflicken, solang es noch am Leben bleibt. So liegen auch immer mehr Leichen und ein Tierkadaver in der Arena. Die Menschen nichts als Tiere, die sich zerfleischen. Blut und Rache herrschen im Krieg, so wie in den Beziehungen der Einzelnen.

Die weitere Darstellung des Krieges allerdings, die vor allem darin bestand, immer mehr Leichen an die raumgliedernden, stilisierten Galgen tatsächlich aufzuknüpfen, verläßt die anspruchsvollere motivische Ebene. Das ist nun nicht mehr kritisch, sondern nur noch plakativ. Das ohnehin zweifelhaft schöne "Rataplan", das es umsichtig zu kommentieren gilt, wird schlaff vorgebracht. Die Soldaten, die nun als Gerippe den Totentanz schlagen, bilden keinen zündenden Einfall. Gut begonnen läuft sich die Inszenierung nunmehr leer. Daran ändert sich bis zum Schluß nichts mehr.

Die größte Spannung am Abend bildete die hervorragende stimmliche Gestaltung der Leonore durch Jane Casselman, die wegen Erkrankung der vorgesehenen Darstellerin die Rolle übernahm. Mit bebender Stimme leidet ihre Leonore, schwermütige Passagen gestaltet sie. Ihre Töne sind in allen Lagen aus einem Guß gemacht und gerade auch die Tiefe kann sie intensiv entfalten.

Für Don Alvaro mußte ebenfalls wegen Krankheit ein Gast kurzfristig geholt werden. Das Premierenpublikum hatte großes Glück, es kam in den Genuß, den bekannten und gerade in der Partie des Don Alvaro bereits gefeierten Bojidor Nikolov zu hören. Er trat gleich mit seiner edlen Stimme hervor, zeigte sich jedoch nicht ganz frei von tenoraler Manier. Kaum gestand man sich selber ein, daß man doch etwas mehr nach der Ankündigung erwartet hatte.

Ein würdiges, stimmkräftiges Gegenüber des Alvaros bildete Hannu Niemelä als Don Carlos. Andreas Becker gestaltete humorvoll und stimmlich überzeugend die Partie des Fra Melitone. Das Orchester begleitete die Sänger aufmerksam und spannungsreich. Besonders schöne Soli waren zu hören. Die militärischen und geistlichen Monumentalszenen waren jedoch, was den Zusammenhalt der verschiedenen Gruppen betrifft, noch nicht recht ausgereift.

Das Publikum feierte vor allem Jane Casselman und Bojidor Nikolov enthusiastisch, die Hände reichten nicht aus, der Applaus wurde von Fußgetrampel unterstützt. Die Darstellung des Fra Melitone von Andreas Becker wurde ebenfalls reichlich belohnt, und auch dem Orchester wurde begeistert gedankt. Für die Regie gab es neben dem Applaus indessen nicht wenige Buh-Rufe.




Fazit
Musikalisch konnte einiges von der langatmigen Inszenierung wieder wettgemacht werden.




Fotos




Weitere Aufführungen

Januar '97: 4., 8., 10., 12., 25.


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