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Così fan tutte

O sia - La scuola degli amanti




Opera buffa in zwei Akten
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Text von Lorenzo Da Ponte
Aufführung in italienischer Sprache




Premiere an der Deutschen Oper am Rhein
in Duisburg am 10. Januar 1999




Von Meike Nordmeyer / Fotos von Eduard Straub




Così fan tutte - so kann man es auch machen


Mozarts Oper "Così fan tutte", diese hintergründige Komödie, wurde in Duisburg ganz unproblematisch genommen und operettenhaft in Szene gesetzt. Das Bühnenbild entsprach vollkommen der Ausstattung einer Operette in weiß und mint, dann auch mal apricot, dazu ein Schaukelpferdchen, eine blumengeschmückte Schaukel, und Kostüme Ton in Ton.

Die Figuren werden schablonenhaft gezeichnet, vor allem die beiden Frauen sind stets neckisch lustig, quietschen vor Schreck oder Freude. Man ist versucht in die operettenhaften Formulierung zu verfallen: es sind halt zwei dumme Dinger... Sie halten sich in ihrem Hause am liebsten im weiß gezäunten Wintergarten auf, durch und durch reizvoll umgittert ist es ihr Käfig, der sie vor dem Ernst der Welt wegsperrt. Nur nach oben hin bleibt er geöffnet, zum süßen Himmel, in dem ein dicker weißer Engel schwebt...

Über so zwei Damen, die nach immerhin einiger trotzig-kindlichen Standhaftigkeit sich durch Augenverdrehen und Geschenkchen verführen lassen, kann Mann natürlich nur seufzen, auf solche ist wirklich kein Verlaß. Über die beiden albernen Verführer wäre allerdings nicht weniger zu jammern! Mit den entschlossenen, standhaften und auch gewitzen Frauen, wie sie sonst in Mozart Opern anzutreffen sind, haben die beiden Duisburger Damen nichts gemein.

Vielleicht scheint es ja, daß diese Komödie mit ihrem typenhaften Stoff eine solche Darstellung der Personen zunächst einmal vorlege, aber sie gibt sich damit doch nicht zufrieden. Die leicht gebrochene, ironische Sicht, die Mozart immer offen hält, fehlt auch in dieser Oper nicht. Die Fragen, an die uns Wolfgang Hildesheimer in seinem Mozart Buch so trefflich erinnert: wer lacht über wen?, wann blicken wir auf die Komödie und wann auf die Komödie in der Komödie?, und vor allem: von welcher Liebe an welche Frau gerichtet singen die Männer denn nun gerad? - die sind nicht so leicht zu klären. So einfach und eindeutig liegen die Dinge eben nicht, schon gar nicht bei Mozart, auch nicht in einer Komödie, wie wir wissen. Und nicht zufällig schwebt über dieser heiter erscheinenden Verwirrungsprüfung ein melancholischer Ton. Der Ausgang des Experimentes des Don Alfonso kann schließlich nur grundsätzlich verstörende Wirkung zurücklassen, davon ist den beiden Paaren in der Duisburger Inszenierung aber nichts anzumerken. Die oberflächliche Inszenierung von Tobias Richter begnügt sich statt dessen mit der Belehrung des Publikums: Cosi fan tutte! - und ignoriert dabei leichtfertig jegliche Inszenierungsanstrengungen der letzten Jahrzehnte.

Auch musikalisch ist kaum Innehalten geboten, wenig changiert der musikalische Vortrag der Liebenden vom Spiel - zum Spiel im Spiel - und zurück. Der Gesang ist vielmehr eingebunden in die Handlung, die es munter weiterzutreiben gilt. Schönstimmig erklingt das Sängerteam auf der Bühne. In den Ensembles findet es aber nicht so recht zusammen. Die Schwestern Fiordiligi und Dorabella gesungen von Carol Wilson und Kristina Hammarström ertönen zart und wohlklingend, die Wut aber, die sich bei ihnen von Zeit zu Zeit einstellen soll, will nicht recht wütend klingen. Die in die Parodie kippende, trotzige Entschlossenheit, der pathetische Treueschwur der Fiordiligi in ihrer Arie "Come scoglio" verklingt allzu harmlos. Die drei Männer Ferrando, Guglielmo und Don Alfonso gesungen von Jörg Schneider, Ludwig Grabmeier und Peter-Christoph Runge musizieren sehr schön zusammen, besonders wohlklingend Jörg Schneider als Ferrando mit tenoralem Schmelz.

Das Orchester unter der Leitung von Zoltán Peskó findet zur spielerischen Eleganz. Leider besteht aber nur selten Einigkeit zwischen Bühne und Orchester, denn die Sänger lassen sich nicht von der Musik aus dem Orchestergraben tragen, das Timing im Zusammenmusizieren stimmt nicht. Der Zusammenhalt muß immer wieder von Peskó eingeholt werden.



FAZIT

Mozarts "Così fan tutte" als operettenhafter leichter Stoff zartstimmig ausgebremst.




Szenenfoto

Vor Kummer an den Baumgeklammert
ist die Verführung bald gelungen -
Jörg Schneider als Ferrando und
Kristina Hammarström als Dorabella




Logo: Deutsche  Oper am Rhein





Musikalische Leitung
Zoltán Peskó

Inszenierung
Tobias Richter

Bühne und Kostüme
Gian Maurizio Fercioni

Choreinstudierung
Wolfgang Dünwald



Solisten

Fiordiligi
Carol Wilson

Dorabella
Kristina Hammarström

Ferrando
Jörg Schneider

Guglielmo
Ludwig Grabmeier

Don Alfonso
Peter-Christoph Runge

Despina
Monica Philibert




Mitglieder des Chores der
Deutschen Oper am Rhein

Die Duisburger Sinfoniker

Hammerklavier: Stefan Schreiber






 Szenenfoto

Im Zentrum des Geschehens:
Don Alfonso (Peter-Christoph Runge).
Die Prüfung kann beginnen:
Die beiden Liebhaber
Guglielmo (Ludwig Grabmeier)
und Ferrando (Jörg Schneider)
treten angeblich ihre Reise an.
Die Frauen
(Carol Wilson als Fiordiligi und
Kristina Hammarström als Dorabella)
geben auf Knien ihrer Traurigkeit Ausdruck.







Szenenfoto

Guglielmo (Ludwig Grabmeier, links)
und Ferrando (Jörg Schneider, rechts)
erproben ihre Verkleidung zunächst
bei Despina (Monica Philibert).





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