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Lucia di Lammermoor Oper in drei Akten Text von Salvatore Cammarano
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Premiere der Deutschen Oper am Rhein
Von Gerhard Menzel
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Fotos von Eduard Straub
Musiktheater und Belcantofest der Weltklasse!Es war einer jener Abende, die man leider nur aller paar Jahre einmal erleben kann: eine Sternstunde des Musiktheaters!Das "Traumpaar" der Rheinoper machte dieses - nach der sensationellen Manon von Jules Massenet aus der Saison 1997/98 - wieder einmal möglich!
Foto 1: Alexandra von der Weth, die inzwischen u.a. auch schon in Chicago, Glyndebourne und San Francisco engagiert ist, und Sergej Khomov, ein begnateter Tenor und Darsteller mit ungeheuerem "Zukunftspotential", sind einfach nicht zu übertreffen. Dabei singen sie nicht nur wunderschön, sondern gestalten ihre Partien sowohl stimmlich, als auch darstellerisch so überzeugend, dass man sich ihrem Bann nicht entziehen kann.
Foto 2: Doch damit nicht genug. Auch die übrigen Partien waren überragend besetzt. Gordon Hawkins als der politisch dem Untergang nahe Lord Enrico Asthon, Bruce Rankin als Lord Arturo Buklaw, Lord Asthons auserwählter "Rettungsanker" und totgeweihter "Zwangsgatte" Lucias und Sami Luttinen als der nicht ganz zu durchschauende Geistliche Raimondo Bidebent. Taru Sippola, der als Alisa von der Inszenierung her eine wesentlich dominierendere Rolle zuerkannt wurde als dieses normalerweise der Fall ist, und Martin Koch als Drahtzieher und "Katastrophenproduzierer" Normanno konnten sich ebenfalls - trotz ihrer kleinen Partien - hervorragend in Szene setzen. Martin Koch, der übrigens zur Zeit Mitglied des Opernstudios der Rheinoper ist, wird Dank seiner sängerischen und darstellerischen Qualitäten in den nächsten Jahren sicherlich noch ganz gross herauskommen.
Foto 3: Francesco Corti, der die musikalische Leitung dieser Produktion übernommen hatte, sorgte für die nächste Überraschung. So temperamentvoll und klanglich differenziert musizierend habe ich die Duisburger Sinfoniker schon lange nicht mehr gehört. Da kam nicht eine "dudelige" Begleitmusik zu bühnenbeherrschender Kehlkopfakrobatik aus dem Graben, sondern eine aufs feinste durchstrukturierte Klangsprache in allen erdenklichen Facetten. Auch der von Wolfgang Dürwald einstudierte Chor bewies sein hohes Niveau und sicherte den Chorszenen dadurch ebenfalls eine grosse Präsenz. Musikalisch gab es bei dieser Produktion nicht einen einzigen Schwachpunkt!!!
Foto 4: Für die herausragende Qualität dieser Produktion sorgte letztendlich die szenische Umsetzung des Dramas. Christof Loy und seinem Team gelang eine insgesamt ausserordentlich schlüssige, spannende und hervorragend auf das "Traumpaar" von der Weth / Khomov zugeschnittene Interpretation dieses düster-dramatischen Werkes, das oft zur reinen "Sängerselbstdarstellungsoper" verkommt. Die hochsensibel durchgestaltete Personenregie wurde dabei durch die Bühne und die Kostüme von Herbert Murauer und die ausgefeilte Lichtregie von Christian Tombeil äusserst treffend in Szene gesetzt.
Foto 5: Der Kontrast ist stark: Ein roter, "goldverzierter" Vorhang verweist auf ein höfisches Barockspektakel. Wenn sich dieser aber nach dem Vorspiel theatralisch nach "wagnerart" öffnet, schlägt einem "dicke Luft" entgegen, eine bedrückende Szene mit ausschliesslich gewaltbereiten Menschen: Soldaten, der politisch angeschlagene Lord Asthon und der intrigierende Normanno. Das Drama um eine junge, verliebte Frau, deren persönliches Glück den politischen Gegebenheiten geopfert wird, eilt seiner Katastrophe entgegen. Der durch das Licht mannigfach gestaltete Bühnenraum mit seinen kniehohen Mauerresten - eines Schlosses oder Hauses (?) - bleibt zwar den ganzen Abend über fast unverändert, aber Requisiten und Lichtwechsel lassen ihn sich immer wieder verändern. Die Korrespondenzen zwischen dem Anfang und dem Ende sind ganz hervorragend visualisiert.
Foto 6: Das, was diese Regiearbeit so auszeichnet, ist auch die Mehrdimensionalität der Darstellung. Zum einen "erzählt" Christof Loy die Geschichte so deutlich, dass sie auch von "Erstsehern" verstanden wird, andererseits haben auch die schon "erfahrenen" Operngänger genügend Gelegenheit, ihren Verstand und ihre Phantasie auf bestimmte "Augenmerke" zu lenken. Dieses Kunststück gelingt leider nur allzu selten. Trotzdem gab es am Ende auch zahlreichen Buhs für die Regie, die allerdings vom mehrheitlichen Begeisterungssturm übertönt wurden. Die 20-minütigen Ovationen am Ende - und schon während der Aufführung - liessen die Aufführung weit über eine halbe Stunde länger dauern, als geplant.
Ein Abend, den man nicht vergisst und ein Traumpaar, das noch öfter und noch für lange Zeit die Herzen des Publikums begeistern möge!
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Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne und Kostüme
Licht
Chor Solisten
Lucia di Lammermoor
Sir Edgardo di Ravenswood
Lord Enrico Asthon
Lord Arturo Buklaw
Raimondo Bidebent
Alisa
Normanno
Statisterie der Deutschen Die Duisburger Sinfoniker
Weitere Informationen
(Alexandra von der Weth)
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