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Lucia di Lammermoor
Oper in drei Akten
Text von Salvatore Cammarano

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere der Deutschen Oper am Rhein
in Duisburg am 30. April 1999

Von Gerhard Menzel / Fotos von Eduard Straub




Musiktheater und Belcantofest der Weltklasse!

Es war einer jener Abende, die man leider nur aller paar Jahre einmal erleben kann: eine Sternstunde des Musiktheaters!

Das "Traumpaar" der Rheinoper machte dieses - nach der sensationellen Manon von Jules Massenet aus der Saison 1997/98 - wieder einmal möglich!

Foto: Düsseldorf/Lucia di Lammermoor Foto 1:
Sergej Khomov (Edgardo) und Alexandra von der Weth (Lucia)

Alexandra von der Weth, die inzwischen u.a. auch schon in Chicago, Glyndebourne und San Francisco engagiert ist, und Sergej Khomov, ein begnateter Tenor und Darsteller mit ungeheuerem "Zukunftspotential", sind einfach nicht zu übertreffen. Dabei singen sie nicht nur wunderschön, sondern gestalten ihre Partien sowohl stimmlich, als auch darstellerisch so überzeugend, dass man sich ihrem Bann nicht entziehen kann.

Foto: Düsseldorf/Lucia di Lammermoor Foto 2:
Sergej Khomov (Edgardo) und Alexandra von der Weth (Lucia)

Doch damit nicht genug. Auch die übrigen Partien waren überragend besetzt. Gordon Hawkins als der politisch dem Untergang nahe Lord Enrico Asthon, Bruce Rankin als Lord Arturo Buklaw, Lord Asthons auserwählter "Rettungsanker" und totgeweihter "Zwangsgatte" Lucias und Sami Luttinen als der nicht ganz zu durchschauende Geistliche Raimondo Bidebent. Taru Sippola, der als Alisa von der Inszenierung her eine wesentlich dominierendere Rolle zuerkannt wurde als dieses normalerweise der Fall ist, und Martin Koch als Drahtzieher und "Katastrophenproduzierer" Normanno konnten sich ebenfalls - trotz ihrer kleinen Partien - hervorragend in Szene setzen. Martin Koch, der übrigens zur Zeit Mitglied des Opernstudios der Rheinoper ist, wird Dank seiner sängerischen und darstellerischen Qualitäten in den nächsten Jahren sicherlich noch ganz gross herauskommen.

Foto: Düsseldorf/Lucia di Lammermoor Foto 3:
Alexandra von der Weth (Lucia)

Francesco Corti, der die musikalische Leitung dieser Produktion übernommen hatte, sorgte für die nächste Überraschung. So temperamentvoll und klanglich differenziert musizierend habe ich die Duisburger Sinfoniker schon lange nicht mehr gehört. Da kam nicht eine "dudelige" Begleitmusik zu bühnenbeherrschender Kehlkopfakrobatik aus dem Graben, sondern eine aufs feinste durchstrukturierte Klangsprache in allen erdenklichen Facetten. Auch der von Wolfgang Dürwald einstudierte Chor bewies sein hohes Niveau und sicherte den Chorszenen dadurch ebenfalls eine grosse Präsenz.

Musikalisch gab es bei dieser Produktion nicht einen einzigen Schwachpunkt!!!

Foto: Düsseldorf/Lucia di Lammermoor Foto 4:
Gordon Hawkins (Lord Enrico Asthon) und Alexandra von der Weth (Lucia)

Für die herausragende Qualität dieser Produktion sorgte letztendlich die szenische Umsetzung des Dramas.

Christof Loy und seinem Team gelang eine insgesamt ausserordentlich schlüssige, spannende und hervorragend auf das "Traumpaar" von der Weth / Khomov zugeschnittene Interpretation dieses düster-dramatischen Werkes, das oft zur reinen "Sängerselbstdarstellungsoper" verkommt. Die hochsensibel durchgestaltete Personenregie wurde dabei durch die Bühne und die Kostüme von Herbert Murauer und die ausgefeilte Lichtregie von Christian Tombeil äusserst treffend in Szene gesetzt.

Foto: Düsseldorf/Lucia di Lammermoor Foto 5:
Auftritt Lucias (Alexandra von der Weth), nachdem sie ihren Bräutigam getötet hat.

Der Kontrast ist stark: Ein roter, "goldverzierter" Vorhang verweist auf ein höfisches Barockspektakel. Wenn sich dieser aber nach dem Vorspiel theatralisch nach "wagnerart" öffnet, schlägt einem "dicke Luft" entgegen, eine bedrückende Szene mit ausschliesslich gewaltbereiten Menschen: Soldaten, der politisch angeschlagene Lord Asthon und der intrigierende Normanno. Das Drama um eine junge, verliebte Frau, deren persönliches Glück den politischen Gegebenheiten geopfert wird, eilt seiner Katastrophe entgegen.

Der durch das Licht mannigfach gestaltete Bühnenraum mit seinen kniehohen Mauerresten - eines Schlosses oder Hauses (?) - bleibt zwar den ganzen Abend über fast unverändert, aber Requisiten und Lichtwechsel lassen ihn sich immer wieder verändern. Die Korrespondenzen zwischen dem Anfang und dem Ende sind ganz hervorragend visualisiert.

Foto: Düsseldorf/Lucia di Lammermoor Foto 6:
Die "Wahnsinnsszene" der Lucia (Alexandra von der Weth)

Das, was diese Regiearbeit so auszeichnet, ist auch die Mehrdimensionalität der Darstellung. Zum einen "erzählt" Christof Loy die Geschichte so deutlich, dass sie auch von "Erstsehern" verstanden wird, andererseits haben auch die schon "erfahrenen" Operngänger genügend Gelegenheit, ihren Verstand und ihre Phantasie auf bestimmte "Augenmerke" zu lenken. Dieses Kunststück gelingt leider nur allzu selten.

Trotzdem gab es am Ende auch zahlreichen Buhs für die Regie, die allerdings vom mehrheitlichen Begeisterungssturm übertönt wurden. Die 20-minütigen Ovationen am Ende - und schon während der Aufführung - liessen die Aufführung weit über eine halbe Stunde länger dauern, als geplant.



FAZIT:

Ein Abend, den man nicht vergisst und ein Traumpaar, das noch öfter und noch für lange Zeit die Herzen des Publikums begeistern möge!

Logo: Deutsche Oper am Rhein

Musikalische Leitung
Francesco Corti

Inszenierung
Christof Loy

Bühne und Kostüme
Herbert Murauer

Licht
Christian Tombeil

Chor
Wolfgang Dürwald



Solisten

Lucia di Lammermoor
Alexandra von der Weth

Sir Edgardo di Ravenswood
Sergej Khomov

Lord Enrico Asthon
Gordon Hawkins

Lord Arturo Buklaw
Bruce Rankin

Raimondo Bidebent
Sami Luttinen

Alisa
Taru Sippola

Normanno
Martin Koch *


* Mitglied des Opernstudios



Der Chor der Deutschen
Oper am Rhein

Statisterie der Deutschen
Oper am Rhein

Die Duisburger Sinfoniker



Weitere Informationen

Deutsche Oper am Rhein
(Homepage)



Aus der "Wahnsinnsszene" der Lucia
(Alexandra von der Weth)

Foto: Düsseldorf/Lucia di Lammermoor



Foto: Düsseldorf/Lucia di Lammermoor




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