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Musiktheater
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Il Trittico
Musik von Giacomo Puccini


Il Tabarro
Opera in un atto
Libretto von Giuseppe Adami

Suor Angelica
Opera in un atto
Libretto von Giovacchino Forzano

Gianni Schicchi
Opera in un atto
Libretto von Giovacchino Forzano


Premiere am 18. September 1994
Wiederaufnahmepremiere am 20. Mai 1999
im Opernhaus Köln

Von Gerhard Menzel / Fotos von Klaus Lefebvre




Im Sog menschlicher Gefühle - der Tod und seine möglichen Folgen


Mit dem Trittico kommt wieder eine Produktion auf die Bühne der Kölner Oper, die schon im Jahr 1994 durch ihre Geschlossenheit und unentrinnbare Dramatik in ihren Bann zog. Die Inszenierung von Willy Decker lag nun bei Martin Balzer (Spielleitung) in den besten Händen.

Foto: Köln / Il Tabarro Foto 1:
Il Tabarro
Eva Batori (Giorgetta, Micheles Frau) und Sidwill Hartmann (Luigi, Löscher)

Der Tod als Klammer für drei völlig unterschiedliche und selbständige Opern ist nun gewiss nichts besonderes. Doch wie Willy Decker diese drei Einakter zu einem Ganzen zusammenfügt ist mehr als eindrucksvoll.

Sowohl im Tabarro als auch in der Suor Angelica ist der Tod eines Kindes ein entscheidendes Moment im Leben der betroffenen Eltern bzw. der Mutter.

Giorgetta und Michele haben sich nach dem frühen Tod ihres Kindes immer weiter auseinandergelebt. Giorgetta hat sich inzwischen Ersatz bei dem Löscher Luigi gesucht. Als ein roter Ball die Stufen zum Kai, an dem ihr Schiff ankert, heruntergerollt kommt und gleich danach ein Kind diesem hinterhereilt, starrt es Giorgetta bewegungslos an. Sekunden werden zu Stunden.

Foto: Köln / Suor Angelica Foto 2:
Suor Angelica
Nina Stemme (Suor Angelica) und Dalia Schaechter (Zia Principessa)

Angelica anderseits lebt seit sieben Jahren zurückgezogen in einem Kloster und büsst für die "Schuld", ein unehelichess Kind auf die Welt gebracht zu haben, ohne zu wissen, wie es diesem geht. In ihren Traum- und Angstzuständen erscheint ihr immer wieder die Vision "ihres Kindes". Es ist das gleiche Kind mit demselben roten Ball, das auch schon im Tabarro, da allerdings real, erschien.

Letztendlich ist dieses Kind im Gianni Schicchi der Sohn von Nella und Gherardo, dem Neffen des Buoso Donati, der soeben in hohem Alter verschied und sein gesamtes Erbe einem Kloster vermachte. Eben diesem kleinen Gherardino ist es schliesslich zu verdanken, dass dieses Testament gefunden wird und das Erbe unter zahlreichen Prozeduren von Gianni Schicchi doch noch, so gut er es (ver)mag, unter alle Anwesenden "Familienmitglieder" verteilt wird. Max Meyer, ein Mitglied des am Haus bewährten Kölner Kinderchores, verlieh der "Rolle" des Kindes in allen drei Werken die ihm zustehende Wichtigkeit.

Foto: Köln / Suor Angelica Foto 3:
Suor Angelica
Nina Stemme (Suor Angelica)

Fabelhaft gestaltet sind auch die Bühnenbilder und die Kostüme von Wolfgang Gussmann. Eine etwas aus dem Lot geratene Optik und Schrägen in allen Dimensionen halten die Räume stehts unter Spannung. Schwarz der Bühnenraum im Tabarro - wobei ich den Eindruck hatte, dass er heller ausgeleuchtet war, als in der Aufführungsserie 1994/95 - Weiss bei Suor Angelica und Weiss mit schwarzen "Trauerrändern" beim Gianni Schicchi.

Die Figuren heben sich von den schlichten Räumen gut ab und werden auf den grossflächigen Wänden durch eine gezielt eingesetzte Lichtregie (Hans Toelstede) oft von ihren eigenen, oder den Schatten anderer "verfolgt". Dramatik, Verzweiflung und ausgelassene Komik kommen so vortrefflich zur Wirkung und reissen den Zuschauer unentrinnbar mit in das Geschehen. Am Ende der Aufführung hat man tatsächlich das Gefühl, alle Last der Welt fiele von einem ab.

Foto: Köln / Gianni Schicchi Foto 4:
Gianni Schicchi
Bruno Caproni (Gianni Schicchi) mit Ensemble

Auch musikalisch war es ein ganz grosser Abend. Peter Feranec nutzte mit dem Gürzenich-Orchester Kölner Philharmoniker alle Möglichkeiten, den grossen Farbenreichtum von Puccinis Partitur hör- und erlebbar zu machen: von dem grummelnden Motorengeräuschen und nächtlichen Signalhörnern auf der Seine im Tabarro über die Intensität und den Klangrausch der Suor Angelica, bis hin zum ausgelassenen Scherzando des Gianni Schicchi. Von den zahlreichen, sowohl stimmlich, als auch darstellerisch ausgezeichneten Solisten ragten vor allem Nina Stemme (Suor Angelica), Eva Batori (Giorgetta), Dalia Schaechter (Frugola und Zia Principessa), Sidwill Hartmann (Luigi) und der grandiose Bruno Caproni als Michele und Gianni Schicchi heraus.

Bewundernswert war im übrigen nicht nur die Homogenität der Stimmen im reinen Frauenstück Suor Angelica, sondern des gesamten, an den drei Einaktern beteiligten Ensembles, einschliesslich der Chöre.



FAZIT:

Ein ungemein packender Abend! Nimmt man die erste Tragödie noch ganz gut mit, ist man spätestens nach der Suor Angelica so gebannt, dass die spritzige Farce wie eine Erlösung wirkt. Eine einzigartige Aufeinanderfolge dreier völlig selbständiger Werke, die allerdings nur in genau dieser Reihenfolge ihre volle Wirkung erreichen! Lässt man auch nur eines weg, meist die Suor Angelica, ist alles verspielt. Eine Vorzeigeproduktion der Kölner Oper!

Logo: Oper Köln

Musikalische Leitung
Peter Feranec

Inszenierung
Willy Decker

Spielleitung
Martin Balzer

Bühne und Kostüme
Wolfgang Gussmann

Chor
Albert Limbach

Licht
Hans Toelstede


Solisten

Il Tabarro

Michele, Besitzer eines Schleppkahns
Bruno Caproni

Giorgetta, Micheles Frau
Eva Batori

Luigi, Löscher
Sidwill Hartmann

Tinca, Löscher
Johannes Preißinger

Talpa, Löscher
Alexandre Vassiliev

Frugola, Talpas Frau
Dalia Schaechter

Liedverkäufer
Colin Judson

Liebespaar
Molly Anne Fillmore
John Pierce *

Suor Angelica

Suor Angelica
Nina Stemme

Zia Principessa
Dalia Schaechter

Badessa
Katja Boost

Suora Zelatrice
Andrea Andonian

Maestra delle novice
Rita Szalok

Suor Genovieffa
Natalie Karl

Suor Osmina
Monica Krüger

Suor Dolcina
Magnea Tómasdóttir

Suora Infermiera
Molly Anne Fillmore

Cercatrice
Sarah Crane, Monika Weichhold

Novizia
Janice Cresswell *

Converse
Machiko Obata, Heike Wagner

Suore
Ulrike Simon, Ursula Meinardus

Gianni Schicchi

Gianni Schicchi
Bruno Caproni

Lauretta, seine Tochter
Natalie Karl

Zita, Base des Buoso
Dalia Schaechter

Rinuccio, Neffe des Buoso
Luca Canonici

Gherardo, Neffe des Buoso
Johannes Preißinger

Nella, seine Frau
Andrea Trauboth

Gherardino, beider Sohn
Max Meyer **

Betto di Signa, Schwager des Buosco
Alexandre Vassiliev

Simone, Vetter des Buosco
Dieter Schweikart

Marco, sein Sohn
Michael Vier

Ciesca, Frau des Marco
Andrea Andonian

Maestro Spinelloccio, Arzt
Francisco Vergara

Ser Armantino di Nicolao, Notar
Werner Sindemann

Pinellino, Schuster
Martin Busen *

Guccio, Färber
Georg Heckel *

Buoso Donati
Orazio Romano

* Mitglied des Kölner Opernstudios
** Mitglied des Kölner Kinderchores



Opernchor der Bühnen der Stadt Köln

Kölner Kinderchor
Einstudierung: Hans-Günter Lenders

Gürzenich-Orchester Kölner Philharmoniker



Weitere Informationen

Bühnen der Stadt Köln
(Homepage)



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