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Der Rosenkavalier
Komödie für Musik
Textdichtung von Hugo von Hofmannsthal
Musik von Richard Strauss

Premiere am Theater Mönchengladbach
am 3. April 1999

(rezensierte Vorstellung: 2.5.99)

Von Stefan Schmöe / Fotos von Matthias Stutte




Die hohe Kunst der kleinen Geste

Viel Neues gibt es beim Rosenkavalier nicht zu entdecken. Das liegt weniger an der Phantasie der Regisseure als vielmehr an der Oper selbst; denn Straus und Hofmannsthal sprechen nur zu deutlich aus, was ihnen vorschwebte. Geheimnisvolles, was Inszenierungen der Opern Wagners, aber auch der Salome oder Elektra immer noch spannend macht, ist hier kaum zu ergründen. Mehr als von avantgardistischen Neuinterpretationsversuchen lebt das diffizile Beziehungsgewirr von der sorgfältigen Personenregie (und gegebenenfalls von der Ausstattung).

Insofern ist es plausibel, die Geschichte vom Rosenavalier einfach nur nacherzählen zu wollen. Regisseur Heinz Lukas-Kindermann hat sie aus der Zeit Maria Theresias in das Wien der Jahrhundertwende, also grob in die Entstehungszeit der Komposition verlegt - ob das sinnvoll ist, darüber läßt sich streiten. Hofmannsthals nostalgisch-ironische Einbettung der Handlung in eine auch zur Entstehungszeit des Werkes bereits historische Epoche wird durch die Musik schließlich beständig durchbrochen und schafft eine Distanz, die durch diesen Inszenierungsansatz zumindest teilweise wieder aufgehoben wird. Andererseits liefert der Jugendstil mehr Möglichkeiten, die Musik "passend" zu bebildern. Stimmungsvoll jedenfalls ist die Mönchengladbacher Inszenierung (deren Konzeption der Regisseur vor einigen Jahren bereits - offenbar erfolgreich - in Dortmund erprobte) durchaus.

Szenenfoto Das Bild täuscht, denn barock
geht es nur bei der Rosenübergabe zu.
Michaela Mehring (Octavian) und Kirstin Hasselmann (Sophie).

Lukas-Kindermann hat geradezu besessen am Detail gearbeitet. Jede Geste, selbst bei den scheinbar unwichtigsten Nebenrollen, ist durchdacht und auf das sorgfältigste einstudiert. Dadurch erhält die Inszenierung eine fast filmische Genauigkeit und ist bis in feine Gefühlsregungen nachvollziehbar. Möglich wird das natürlich erst durch ein äußerst spielfreudiges Ensemble, das zudem noch sehr ordentlich singt. "'s ist halt vorbei" erkennt die Marschallin, und Andrea Hanson vermag hier mitten im Wort den Stimmfall zu ändern. Durch solche Nuancen, durch die intelligente Gestaltung und Phrasierung gewinnt die Aufführung an Profil. Michaela Mehring (Octavian), Kirstin Hasselmann (Sophie), Michael Eder (ein Ochs, der bei aller Komödiantik bis zuletzt Statur zeigt) und Daniel Sutin (als Faninal ein erfreulich wuchtiger Gegenpol) stehen Frau Hanson nur wenig nach.

Die Ausstattung (Susanne Thaler), im ersten Akt noch auf vergleichbar hohem Niveau, atmet im Verlauf der Aufführung mitunter den leicht muffigen Charme der (intensiv genutzten) Drehbühne. Das führt zu praktikablen Lösungen, aber eine Spur mehr Eleganz, etwa im symbolschwer überladenen Schlußbild, hätte es ruhig sein dürfen (vielleicht lag's aber auch nur daran, daß die Lichtkegel der Scheinwerfer allzu oft hinter dem Personal her irren).

Allein die Niederrheinischen Sinfoniker trüben den Genuß ein wenig. Die Blechbläser erlauben sich manche patzer, und den Vorspielen zum 1. und besonders zum 3.Akt mangelt es an Präzision. Das Klangbild darf man als robust bezeichnen. An anderen Tagen jedenfalls erreicht das Orchester bessere Tagesform.



FAZIT

Eine Produktion, die dank exzellenter Personenführung und einem ausgezeichneten Ensemble zum Publikumserfolg werden dürfte.


Szenenfoto

Merkwürdiges Gehabe im Restaurant: Man treibt böses Spiel mit dem glatzköpfigen Ochs

Logo

Musikalische Leitung
Anthony Bramall

Inszenierung
Heinz Lukas-Kindermann

Ausstattung
Susanne Thaler

Choreinstudierung
Heinz Klaus

Solisten

Doppelbesetzungen in
alphabetischer Reihenfolge

Die Feldmarschallin
Andrea Hanson

Der Baron Ochs auf Lerchenau
Hartmut Bauer
Michael Eder

Octavian
Michaela Mehring
Margaret Thompson

Herr von Faninal
Christoph Erpenbeck
Daniel Sutin

Sophie
Kirstin Hasselmann
Debra Hays

Jungfer Marianne Leitmetzerin
Janet Bartolova
Barbara Cramm

Valzacchi
Walter Planté
Stefan Vinke

Annina
Vuokko Kekäläinen
Kerstin Pajic-Dahl

Ein Polizeikommissar
Magnus Baldvinsson
John T. Gates

Der Haushofmeister
bei der Feldmarschallin
Markus Heinrich
Frank Valentin

Der Haushofmeister
bei Faninal
Markus Heinrich
Reiner Roon

Ein Notar
John T. Gates
Wolfgang Stein

Ein Wirt
Reiner Roon

Ein Sänger
Mehrzad Montazeri
Stefan Vinke

Drei adelige Waisen
Anneli Bolz
Marianne Thijssens
Naomi Yahagi

Eine Modistin
Sabine Sanz

Ein Tierhändler
Manfred Feldmann
Markus Heinrich

Leopold
Christoph Stegemann

Lakaien
Jerzy Gurzynski
Tadeusz Nowakowski
Martin Richter
Yasuyuki Toki
Bernhard Schmitt


Chor und Extrachor und Statisterie
der Vereinigten Städtischen Bühnen
Rheydter Jugend- und Kinderchor 1968
(Einstud.: Theo Laß)
Die Niederrheinischen Sinfoniker



Weitere Aufführungen

22. Mai 99 (18.30 Uhr)

6. Juni 99 (18.00 Uhr)
16. Juni 99 (18.30 Uhr)

in der Spielzeit 1999/2000:

ab 2.10.99 in Mönchengladbach
ab 14.1.2000 in Krefeld



Weitere Informationen

Krefeld/Mönchengladbach
(Homepage)





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