Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
|
Der Rosenkavalier Komödie für Musik Textdichtung von Hugo von Hofmannsthal Musik von Richard Strauss
Premiere am Theater Mönchengladbach
Von Stefan Schmöe
/
Fotos von Matthias Stutte
Die hohe Kunst der kleinen GesteViel Neues gibt es beim Rosenkavalier nicht zu entdecken. Das liegt weniger an der Phantasie der Regisseure als vielmehr an der Oper selbst; denn Straus und Hofmannsthal sprechen nur zu deutlich aus, was ihnen vorschwebte. Geheimnisvolles, was Inszenierungen der Opern Wagners, aber auch der Salome oder Elektra immer noch spannend macht, ist hier kaum zu ergründen. Mehr als von avantgardistischen Neuinterpretationsversuchen lebt das diffizile Beziehungsgewirr von der sorgfältigen Personenregie (und gegebenenfalls von der Ausstattung).Insofern ist es plausibel, die Geschichte vom Rosenavalier einfach nur nacherzählen zu wollen. Regisseur Heinz Lukas-Kindermann hat sie aus der Zeit Maria Theresias in das Wien der Jahrhundertwende, also grob in die Entstehungszeit der Komposition verlegt - ob das sinnvoll ist, darüber läßt sich streiten. Hofmannsthals nostalgisch-ironische Einbettung der Handlung in eine auch zur Entstehungszeit des Werkes bereits historische Epoche wird durch die Musik schließlich beständig durchbrochen und schafft eine Distanz, die durch diesen Inszenierungsansatz zumindest teilweise wieder aufgehoben wird. Andererseits liefert der Jugendstil mehr Möglichkeiten, die Musik "passend" zu bebildern. Stimmungsvoll jedenfalls ist die Mönchengladbacher Inszenierung (deren Konzeption der Regisseur vor einigen Jahren bereits - offenbar erfolgreich - in Dortmund erprobte) durchaus.
Das Bild täuscht, denn barock Lukas-Kindermann hat geradezu besessen am Detail gearbeitet. Jede Geste, selbst bei den scheinbar unwichtigsten Nebenrollen, ist durchdacht und auf das sorgfältigste einstudiert. Dadurch erhält die Inszenierung eine fast filmische Genauigkeit und ist bis in feine Gefühlsregungen nachvollziehbar. Möglich wird das natürlich erst durch ein äußerst spielfreudiges Ensemble, das zudem noch sehr ordentlich singt. "'s ist halt vorbei" erkennt die Marschallin, und Andrea Hanson vermag hier mitten im Wort den Stimmfall zu ändern. Durch solche Nuancen, durch die intelligente Gestaltung und Phrasierung gewinnt die Aufführung an Profil. Michaela Mehring (Octavian), Kirstin Hasselmann (Sophie), Michael Eder (ein Ochs, der bei aller Komödiantik bis zuletzt Statur zeigt) und Daniel Sutin (als Faninal ein erfreulich wuchtiger Gegenpol) stehen Frau Hanson nur wenig nach. Die Ausstattung (Susanne Thaler), im ersten Akt noch auf vergleichbar hohem Niveau, atmet im Verlauf der Aufführung mitunter den leicht muffigen Charme der (intensiv genutzten) Drehbühne. Das führt zu praktikablen Lösungen, aber eine Spur mehr Eleganz, etwa im symbolschwer überladenen Schlußbild, hätte es ruhig sein dürfen (vielleicht lag's aber auch nur daran, daß die Lichtkegel der Scheinwerfer allzu oft hinter dem Personal her irren). Allein die Niederrheinischen Sinfoniker trüben den Genuß ein wenig. Die Blechbläser erlauben sich manche patzer, und den Vorspielen zum 1. und besonders zum 3.Akt mangelt es an Präzision. Das Klangbild darf man als robust bezeichnen. An anderen Tagen jedenfalls erreicht das Orchester bessere Tagesform. FAZIT Eine Produktion, die dank exzellenter Personenführung und einem ausgezeichneten Ensemble zum Publikumserfolg werden dürfte.
|
Musikalische Leitung
Inszenierung
Ausstattung
Choreinstudierung SolistenDoppelbesetzungen inalphabetischer Reihenfolge Die Feldmarschallin Andrea Hanson
Der Baron Ochs auf Lerchenau
Octavian
Herr von Faninal
Sophie
Jungfer Marianne Leitmetzerin
Valzacchi
Annina
Ein Polizeikommissar
Der Haushofmeister
Der Haushofmeister
Ein Notar
Ein Wirt
Ein Sänger
Drei adelige Waisen
Eine Modistin
Ein Tierhändler
Leopold
Lakaien
Weitere Aufführungen22. Mai 99 (18.30 Uhr)6. Juni 99 (18.00 Uhr) 16. Juni 99 (18.30 Uhr) in der Spielzeit 1999/2000: ab 2.10.99 in Mönchengladbach ab 14.1.2000 in Krefeld Weitere Informationen
|