Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
|
ParsifalEin Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügevon Richard Wagner
Bemerkenswerte Wagner-Rezeption abseits der grossen "Pflegestätten"Parsifals grosse WandlungAusser der bewundernswerten musikalischen Kraftanstrengung bleibt vor allem die optische Gestaltung von Wagners Bühnenweihfestspiel im Gedächtnis haften. Eine dominierende Rolle spielt neben der eindrucksvollen und musikalisch-praktischen Bühnengestaltung vor allem die ausgefeilte Lichtregie. Ein durch zwei Stufen ehöhter Kreis bzw. Laufsteg umschließt sowohl die Spielfläche auf der Bühne als auch den Orchestergraben und die ersten Zuschauerreihen (zumindest ca. ein Drittel der ersten vier Reihen sind überbaut). Somit wird jegliche räumliche Distanz zur Bühne bzw. Handlung aufgehoben. Das Publikum wird quasi zu Miterlebenden, es ist räumlich und akustisch integriert (auch durch die im Zuschauerraum verteilten Gralschöre). Zudem kann man dadurch nahezu jedes Wort verstehen, ohne dass das Orchester dynamisch gedrosselt werden müsste (was bei "normalen" Guckkastenbühnen-Aufführungen oft ein Problem ist). Zwei riesige, den Bühnenrahmen füllende Flügel(altar)türen teilen bzw. gestalten und verändern den Raum, der stimmungsvoll und sehr sensibel ausgeleuchtet wird. Dazu gehört u.a. auch die riesige Silberkugel, die sich während der Abenmahlszene herabsenkt und durch ihre langsamen Bewegungen den gesamten Theaterraum mit gebrochenen Lichtstrahlen ausleuchtet (die Strahlen als optische Darstellung der Macht des Grals, die alle Anwesenden erreicht). Die Personenführung ist über weite Strecken überzeugend und z.B. bei den Blumenmädchen einfallsreich und zwingend. Die Wandlung des Parsifal, der auftritt, als sei er gerade dem Freischütz entkommen, sich dann über die Handlungen der "Ritter" wundert, sich von Klingsors Geschöpfen bedrängt sieht, durch den Kuss Kundrys (die hier weniger einen verführerischen, mehr einen mütterlichen Eindruck macht) wissend wird und zum Erneuerer der Gralsgemeinschaft wird, ist schlüssig und nachvollziebar herausgearbeitet. Alle Protagonisten fügen sich hervorragend in das Regiekonzept ein, wodurch Musik und Darstellung zu einer homogenen Einheit verschmelzen. Die Kostüme sind dabei charakterisierend, im Falle der Kundry aber nicht unbedingt vorteilhaft. Musikalisch leisten Will Humburg und (fast) alle Ausführenden hervorragendes. Zwar sind (kleinere) Abstriche zu machen, aber die grosse Einsatzbereitschaft und die daraus resultierende Gesamtleistung waren so beeindruckend, dass das Publikum seine Begeisterung beim Schlussbeifall demonstrativ mit standing ovations für Will Humburg und das Orchester zum Ausdruck brachte. Von den Solisten wurden vor allem Andreas Macco (Gurnemanz), Joachim Maaß-Geiger (Klingsor), Caroline Thomas (Kundry) und Robert Gambill (Parsifal) gefeiert. Das Inszenierungs- und Ausstattungsteam wurde allerdings auch mit kräftigen Buhrufen bedacht.
Nicht nur für Münster eine gewaltige Sache. An so manch geweihterer Stelle könnte man froh sein, solch eine künstlerisch anspruchsvolle Produktion erleben zu können.
|
Musikalische Leitung
Regie
Ausstattung
Choreinstudierung
Dramaturgie
Solisten
Amfortas
Titurel
Gurnemanz
Parsifal
Klingsor
Kundry
1. Gralsritter
2. Gralsritter
1. Knappe
2. Knappe
3. Knappe
4. Knappe
Blumenmädchen
Katharina von Bülow Suzanne McLeod Eva Lillian Thingbø Bettina Petersen Janet Collins
Stimme aus der Höhe
Chor und Extrachor der Städtischen
im 1. und 3. Aufzug verstärkt
Symphonieorchester Weitere Aufführungen
Joachim Maaß-Geiger (Klingsor) und Caroline Thomas (Kundry) |