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Ein Sommernachts- traum Komödie von William Shakespeare Jazzkompositionen von Wolfgang Schmidtke
Von Stefan Schmöe
Meilensteine der Theatergeschichte werden lebendig:Mendelssohn, unter anderemHolk Freytag versucht sich auf der Bühne des Wuppertaler Schauspielhauses an einer Wiederbelebung von Mendelssohns "Sommernachtstraum"-Musik - freilich nicht mit der Idee einer restaurativ romantischen Inszenierung, sondern als großes Gesamtkunstwerk, das quer durch die Theatergeschichte so ziemlich alles zu einem süffigen Coctail verrührt, was dem Regisseur in die Quere gekommen ist. Shakespeare, Mariveaux, natürlich Brecht und (ebenso unvermeidlich) Beckett, dazu Arno Schmidt, lassen gemeinsam grüßen, wenn Oberon den Puck an der Leine über die Bühne führt, Lysander und Demetrius aus Kanaldeckeln aufsteigen, Titania als Vamp sexbesessen über den Esel herfällt, der Athener Wald als bunte Diskothek unter Sternenhimmel erscheint und die Handwerker als Bühnenarbeiter daherkommen. Das hat zwar einigen Unterhaltungswert und beinhaltet manchen klugen Gedanken, aber die diversen Interpretationsansätze stehen sich selbst im Wege. Das Orchester sitzt hinter dem munteren Treiben auf einer zweiten Bühne und verkörpert die romantische Sphäre, was bei etwas mehr Probenaufwand noch erfolgreicher gewesen wäre; so müht sich Dirigent Stefan Klieme recht erfolglos um akkurates Zusammenspiel, und die schwierige Akustik tut ein übriges, um den orchestralen Hörgenuß zu schmälern. Feenzauber kann das kaum vermitteln. Da die nächsten Aufführungen jedoch erst im November anstehen, darf man auf Verbesserungen hoffen. Die Damen des Wuppertaler Opernchores und die Solistinnen Claudia Visca und Veronika Waldner singen dabei durchaus schön und deuten an, was hätte werden können. Die beiden Solistinnen dürfen sogar noch zwei Duette Mendelssohns zum besten geben ("Ich wollte, meine Lieb ergösse sich" und "Abendlied", Texte von Heinrich Heine, Instrumentation: Stefan Klieme). Dem streitbaren Quartett Lysander / Demetrius / Hermia / Helena, aufgetakelte Gestalten, die eher aus Brechts Kunststadt Mahagonny denn aus Athen kommen, sind Jazzkompositionen von Wolfgang Schmidtke zugeordnet. Im Kontrast zu Mendelssohn ist das nicht unbedingt homogen, soll es aber wohl auch nicht sein. Leider kommen die (gelungenen) Kompositionen Schmidtkes dadurch kaum zur Geltung. Der häufige Wechsel der Musik gibt der Aufführung eine Art "Event-Charakter": Ständig scheint etwas passieren zu müssen. Dadurch gibt die Regie keiner Szene die Zeit (und Ruhe), nachwirken zu können. Museal ist das alles keineswegs, aber als Plädoyer für Mendelssohns Musik taugt die Aufführung nur halbwegs: Die stellt hier nur einen Aspekt unter vielen dar. Das aufwendige, engagierte Projekt bereitet zwar einen interessanten Abend, aber so richtig zwingend ist es nicht.
Der unterhaltsame Abend krankt an einem Übermaß an guten Ideen. Darüber ist eines zu kurz gekommen: Die Bühnenmusik Mendelssohns sorgfältig einzustudieren.
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Musikalische Leitung
Inszenierung
Ausstattung
Choreinstudierung
Musikalische Einstudierung Solisten*Besetzung der PremiereJudy Berry / Regine Herrmann / *Claudia Visca Beatrx Bardy / Anke Sieloff / *Veronika Waldner
Tenorsaxophon, Baßklarinette:
Sechsseitige Baßgitarre:
Schlagzeug:
Schauspielensemble des Sinfonieorchester Wuppertal
Weitere Aufführungen5. und 7. November '98 Ratlos vor dem Orchester: Puck (Eike Gercken) Ebenfalls ratlos vor dem Orchester: Squenz (Siegfried W. Maschek) Turnübungen vor dem Orchester: Oberon (Jörg Reimers) und Puck (Eike Gercken)
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