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WUPPERTAL: Faust-Programmheft Faust
Oper in vier Akten
Text nach Goethe von
Jules Barbier und Michel Carré
Musik von Carles Gounod

(in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln)


Premiere des Schillertheaters NRW - Musiktheater
im Opernhaus Wuppertal
am 19. Dezember 1998 (konzertant)
besuchte szenische Aufführung am 3. Januar 1999

Von Margot Leins / Fotos von Rudolf Finkes



Faust kargt

Habe nun, ach ! eine rundum begeisternde konzertante Aufführung zum eigentlichen Peremierentermin sehen dürfen (Krzysztof Klorek, der Wuppertaler Mephistopheles, war krank und wurde kurzfristig von Marcel Rosca 'göttlich'(!) vertreten).
Da steh ich nun,... - und hätte so gern meine Euphorie durch die szenische Aufführung gesteigert oder wenigstens bestätigt gesehen. Allein ich halt nicht viel davon...

Gleichwohl: Das Sinfonieorchester Wuppertal unter der Leitung des neuen Generalmusikdirektors George Hanson präsentierte sich in Hochform. Ebenso vermochten Judy Berry als Margarete, Thomas Piffka als Faust, Erin Caves als Valentin und Anke Sieloff als Siebel das Ohr des Zuschauers zu erfreuen.
Krzysztof Klorek gibt den Mephistopheles zwar überzeugend böse aber herzlich humorlos; feinsinnige Sentenzen wie "Ihr Mann ist tot und läßt sie grüßen!" verfehlen so leider ihre Wirkung und man fragt sich, was Marthe Schwertlein an ihm gar 'charmant' findet. Auch musikalisch ist Faust Mephistopheles hier eindeutig überlegen.

Faust und Margarete scheinen von Regieanweisungen nahezu unbehelligt: So sitzt oder schreitet 'Gretchen' meist ahnungsvoll herum in ihrem braven weißen Kleidchen und bleibt dadurch farblos. Konsequent, denn die Bühne bietet auch kaum Anreize für irgendwelche Aktivitäten.

Manfred Kaderk hat - trotz aufwendiger, aber wenig effektvoll eingesetzter Drehscheibe - einen sparsam ausgestatteten Bühnenraum geschaffen. Blickpunkt ist ein wandelbarer Metallkäfig, der sowohl als enges Studierzimmer, als auch als Margaretes Schlafstube und schließlich als Kerker funktioniert. Gute Idee !

Auch nachvollziehbar ist das Spiel mit der Symbolfarbe Rot: Während Mephistopheles durch einen roten Bart und rote Absätze als der Inbegriff des Verruchten, Sündigen, Bösen gekennzeichnet ist, tragen alle - außer natürlich Margarete und Valentin - unter ihren biederen Alltagskleidern das Rot an, also den Makel in sich.

Ansonsten aber: Die Bühne kann hauptsächlich durch folienverspiegelte Seitenwände verändert werden. Diese Spiegelfolie wirkt, von 'eklem' orange-grünen Scheinwerferlicht noch akzentuiert, nicht nur sparsam, sondern billig.

Ebenso erwecken die bedauernswerten - ansonsten für ihre Leistung zu lobenden - Herren und Damen des Chores in ihren blutrot-gefärbten Schiesser-Doppelripp-Leibchen (z.T. noch mit Hosenträgern vorgetragen) bzw. roten Dessous in der Walpurgisnacht-Szene nicht den Eindruck schwül-erotischer Atmosphäre, sondern eher den, Zeuge einer Sparmaßnahme geworden zu sein.
Auch die schicken schwarzen Hostessen-Kostüme, Kleider und Anzüge, die der Chor ansonsten während der gesamten Aufführung trägt, wirken ausgesprochen universell einsetzbar.

Im Gegensatz zur Musik, die sehr unterschiedliche Stimmungen und Umgebungen schildert, bleibt die Bühne statisch, kühl, ja blutleer - da helfen auch keine künstlichen Margeriten oder Theaterblut bei Valentins Tod.

Während es Gounod gelang, die unterschiedlichen Bilder kompositorisch miteinander zu 'verwirken', folgen hier optisch zerstückelte Szenen aufeinander. Besonders krass sieht sich der Zuschauer im dritten Akt plötzlich mit einer geräuschvollen und völlig unmotiviert wirkenden Umbaupause konfrontiert.
Am vorderen Bühnenrand bleiben - ein immer wiederkehrendes Motiv - Accessoires aus der vorherigen Szene stehen, was z.B. dazu führt, daß Margarete ihre melancholische Ballade vom König in Thule hinter einer störenden Weinflasche 'hervorsingt'.
Valentins sentimentales Gebet läßt Regisseuin Gabriele Rech durch den aus dem Suff erwachenden Wagner 'beleben' und Mephistopheles amouröse Handgreiflichkeiten mit Marthe Schwertlein stehlen Fausts und Margaretes Liebesgeständnis die Schau. Die Nebenrollen sollen wohl durch ihr Spiel aufgewertet werden.

Kurz: Regie, Bühnenbild und Kostüme arbeiten anscheinend gegen die Musik. Das ist (meist) bedauerlich.



FAZIT:

Fazit: Nur zur Inszenierung 'mit Goethen': Aber ach ! schon fühl' ich, bei dem besten Willen, Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen...

Logo: Schillertheater NRW

Musikalische Leitung
George Hanson

Inszenierung
Gabriele Rech

Bühnenbild
Manfred Kaderk

Kostüme
Wolfgang Scharfenberger
Andreas Meyer

Choreinstudierung
Johannes Knecht


Solisten

Doktor Faust
Thomas Piffka

Mephistopheles
Krzysztof Klorek

Valentin
Erin Caves

Wagner
Claudius Muth

Margarete
Judy Berry

Siebel
Anke Sieloff

Marthe Schwertlein
Danielle Grima



Chor und Extrachor
der Oper Wuppertal

Statisterie der
Oper Wuppertal

Sinfonieorchester Wuppertal




Weitere Aufführungen

Januar '99: 9., 22., 24., 30.
Februar '99: 7., 14.
März '99: 19.
April '99: 3.



Foto: WUPPERTAL/Faust

Faust und Margarete ergehen sich
im blühenden Garten.
Jetzt nicht ablenken lassen !


Foto: WUPPERTAL/Faust

In der Kirche spielt Mephistopheles
schonmal gern Jesus.


Foto: WUPPERTAL/Faust

Walpurgisnacht: Ein Fest der Sinnlichkeit ?





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