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Faust Oper in vier Akten Text nach Goethe von Jules Barbier und Michel Carré Musik von Carles Gounod
(in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln)
Von Margot Leins
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Fotos von Rudolf Finkes
Faust kargtHabe nun, ach ! eine rundum begeisternde konzertante Aufführung zum eigentlichen Peremierentermin sehen dürfen (Krzysztof Klorek, der Wuppertaler Mephistopheles, war krank und wurde kurzfristig von Marcel Rosca 'göttlich'(!) vertreten).Da steh ich nun,... - und hätte so gern meine Euphorie durch die szenische Aufführung gesteigert oder wenigstens bestätigt gesehen. Allein ich halt nicht viel davon...
Gleichwohl: Das Sinfonieorchester Wuppertal unter der Leitung des neuen Generalmusikdirektors George Hanson präsentierte sich in Hochform. Ebenso vermochten Judy Berry als Margarete, Thomas Piffka als Faust, Erin Caves als Valentin und Anke Sieloff als Siebel das Ohr des Zuschauers zu erfreuen. Faust und Margarete scheinen von Regieanweisungen nahezu unbehelligt: So sitzt oder schreitet 'Gretchen' meist ahnungsvoll herum in ihrem braven weißen Kleidchen und bleibt dadurch farblos. Konsequent, denn die Bühne bietet auch kaum Anreize für irgendwelche Aktivitäten. Manfred Kaderk hat - trotz aufwendiger, aber wenig effektvoll eingesetzter Drehscheibe - einen sparsam ausgestatteten Bühnenraum geschaffen. Blickpunkt ist ein wandelbarer Metallkäfig, der sowohl als enges Studierzimmer, als auch als Margaretes Schlafstube und schließlich als Kerker funktioniert. Gute Idee ! Auch nachvollziehbar ist das Spiel mit der Symbolfarbe Rot: Während Mephistopheles durch einen roten Bart und rote Absätze als der Inbegriff des Verruchten, Sündigen, Bösen gekennzeichnet ist, tragen alle - außer natürlich Margarete und Valentin - unter ihren biederen Alltagskleidern das Rot an, also den Makel in sich. Ansonsten aber: Die Bühne kann hauptsächlich durch folienverspiegelte Seitenwände verändert werden. Diese Spiegelfolie wirkt, von 'eklem' orange-grünen Scheinwerferlicht noch akzentuiert, nicht nur sparsam, sondern billig.
Ebenso erwecken die bedauernswerten - ansonsten für ihre Leistung zu lobenden - Herren und Damen des Chores in ihren blutrot-gefärbten Schiesser-Doppelripp-Leibchen (z.T. noch mit Hosenträgern vorgetragen) bzw. roten Dessous in der Walpurgisnacht-Szene nicht den Eindruck schwül-erotischer Atmosphäre, sondern eher den, Zeuge einer Sparmaßnahme geworden zu sein. Im Gegensatz zur Musik, die sehr unterschiedliche Stimmungen und Umgebungen schildert, bleibt die Bühne statisch, kühl, ja blutleer - da helfen auch keine künstlichen Margeriten oder Theaterblut bei Valentins Tod.
Während es Gounod gelang, die unterschiedlichen Bilder kompositorisch miteinander zu 'verwirken', folgen hier optisch zerstückelte Szenen aufeinander. Besonders krass sieht sich der Zuschauer im dritten Akt plötzlich mit einer geräuschvollen und völlig unmotiviert wirkenden Umbaupause konfrontiert.
Kurz: Regie, Bühnenbild und Kostüme arbeiten anscheinend gegen die Musik. Das ist (meist) bedauerlich.
Fazit: Nur zur Inszenierung 'mit Goethen': Aber ach ! schon fühl' ich, bei dem besten Willen, Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen...
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Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Choreinstudierung
Solisten
Doktor Faust
Mephistopheles
Valentin
Wagner
Margarete
Siebel
Marthe Schwertlein
Statisterie der Sinfonieorchester Wuppertal
Weitere Aufführungen
Faust und Margarete ergehen sich
In der Kirche spielt Mephistopheles Walpurgisnacht: Ein Fest der Sinnlichkeit ?
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