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Gräfin Mariza Operette in drei Akten Libretto von Julius Brammer und Alfred Grünwald Musik von Emmerich Kálmán
Von Margot Leins
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Fotos von Rudolf Finkes
Die gute Wahl: Die Mariza im Zeitalter des KlopfsaugersDer Vorhang hebt sich und der Anblick des im 50er-Jahre-Design gestalteten Bühnenraumes ruft in mir Erinnerungen an ein kleinstädtisches Kurtheather-Foyer wach. Genau in einem solchen Ambiente baut sich meine Erwartungshaltung in Richtung Operette auf - scheint mir speziell diese 'passend'. Gleich wird sich ein weiterer Vorhang öffnen, buntbebänderte Frauen und Männer in folkloristischen Kostümen und sehnsuchtsvolle Csárdásmelodien werden fiebrige Puszta-Phantasien heraufbeschwören. 'Mach Signal, Andi!', hauche ich, indem ich auch noch einen Gedanken an Piroschka verschwende... (Mehr als Klischees kann ich mit diesem Sujet - Probleme und Sehnsüchte des ungarischen Adels zu Beginn des Jahrhunderts, verpackt als "leichte, heitere, witzige, hübsch angezogene und nett klingende musikalische Komödie" (so der Anspruch Kálmáns) - nunmal nicht verbinden. Können Sie ?) Doch es kommt - Gott sei Dank - anders ! In Wuppertal muß sich der Zuschauer nicht völlig von seiner Wirklichkeit lösen, sondern darf gleichzeitig in der eigenen Vergangenheit (vielleicht der Zeit früherer, ungebrochener Begegnungen mit der Gattung Operette ?) schwelgen. Die Puszta bleibt zwar 'draußen', geht aber - allein durch die Musik - nicht verloren. Durch diesen 'Trick' fühle ich mich dem - z.T. abstrusen - Geschehen auf der Bühne schon näher. Ist hier gar eine Neubelebung der Operette durch die kult-verdächtige 50er-Jahre-Brille parallel zum Schlager-Revival unter der 70er-Jahre-Optik intendiert ?
Die Mariza und ihre Gäste sind konsequent im Stil der 50er gekleidet; die Ausstattungsdetails
(von den ebenso formschönen wie unbequemen Klappsitzen der alten Bundesbahn, über
Cocktailsessel, Nierentisch bis zu den Übertöpfen der Zimmerpflanzen) lassen vermuten,
daß die Kostüm- und Bühnenbildnerin Heidrun Schüler ihre Freude hatte bei den Recherchen.
Choreografische Elemente verstärken das augenzwinkernde Regie-Konzept: Anke Sieloff als
hellsichtige Manja wagt etwa ein Tänzchen mit einem 'magisch' gesteuerten Hoover-Klopfsauger;
die Mariza und ihr vermeintlicher Verlobter Zsupán halten gekonnt die Balance zwischen einem
Tänzchen und Kampfringen.
Im letzten Akt lösen sich erwartungsgemäß alle Mißverständnisse und Probleme; damit sich die
Richtigen 'kriegen', schwebt Tassilos Tante theaterwirksam als Dea ex machina auf einem
überdimensionalen Porzellanteller ein.
Die Mariza im 50er Jahre Ambiente darf als ein gelungener Versuch angesehen werden, die Operette dem heutigen (auch jüngeren) Publikum näherzubringen. Unverdrossene Puszta-Puristen kommen dabei immer noch musikalisch auf ihre Kosten. |
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne und Kostüme
Choreografische Mitarbeit
Choreinstudierung Oda Mahnke Solisten
Gräfin Mariza
Fürst Moritz Dragomir Populescu
Baron Koloman Zsupán
Graf Tassilo Endrödy-Wittemburg
Lisa, seine Schwester
Tschekko, ein Diener Marizas
Fürstin Bozena Cuddenstein zu Chlumetz
Penizek, ihr Kammerdiener
Manja
Ilona
Sinfonieorchester Wuppertal
Weitere AufführungenNovember '98: Dezember '98:
Ein Hauch von Glamour liegt
Beim Sesselballett kommt man
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