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Hoffmanns Erzählungen


Phantastische Oper in fünf Akten
Libretto von Jules Barbier nach dem gleichnamigen Schauspiel
von Jules Barbier und Michael Carré.
Musik von Jacques Offenbach
Nach der Ausgabe von Michael Kaye auf der Basis des Zensurlibrettos.
Deutsch von Josef Heinzelmann.

Premiere am Schillertheater NRW
im Opernahaus Wuppertal
am 27. April 1997

Besetzung
Rezension
Fazit
Fotos
weitere Aufführungen
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Von Gerhard Menzel




Besetzung

Musikalische Leitung: Stefan Klieme
Choreinstudierung: Helmut Sonne
Inszenierung: Gabriele Rech
Bühne und Kostüme: Herbert Murauer
Dramaturgie: Norbert Klein
Hoffmann			-	Bruce Rankin
Lindorf, 
   Coppelius, 
   Mirakel, 
   Dapertutto			-	Nikolai Miassojedov
Spalanzani, 
   Krespel, 
   Schlemil			-	Krzysztof Klorek
Andreas, 
   Cochenille, 
   Frantz, 
   Pitichinaccio		-	Arthur Friesen
Stella, 
   Olympia, 
   Antonia, 
   Giulietta			-	Noriko Ogawa-Yakate
Muse				-	Anke Sieloff
Antonias Mutter			-	Danielle Grima
Chorsoli			-	Günther Kroll, Manfred Schienagel, Javier Horacio Zapata Vera
Double Olympias (Taucherin)	-	Susanne Scheer
Double Olympias (Tänzerin)	-	Cornelia Stefanski
Sinfonieorchester Wuppertal
Opernchor und Extrachor des Opernhauses Wuppertal



Hoffmanns Erzählungen ?

"... wer die authentische Fassung genau betrachtet, könnte zu dem Schluß kommen, daß das Stück in dieser Gestalt möglicherweiste weniger Verbreitung und Beliebtheit gefunden hätte. Das Werk, das die Opernfreunde lieben, ist ein anderes als jenes, das Offenbach schrieb oder zumindest schreiben wollte." (Egon Voss)

Auch wenn dieses Zitat von Egon Voss aus dem Jahre 1948 stammt und die neuesten Erkenntnisse der letzten Jahre natürlich nicht vorhersehbar waren (die letzten bedeutenden Notenfunde zu Hoffmanns Erzählungen stammen aus dem Jahre 1984!), bekam es jetzt in Wuppertal eine ganz aktuelle Bedeutung. Die nach der Ausgabe von Michael Kaye auf der Basis des Zensurlibrettos erstellte Fassung fiel glatt durch.

Schade! Die Neuproduktion von Hoffmanns Erzählungen im Opernhaus Wuppertal hinterliess einen völlig unzufriedenen Eindruck. Ein (restlos) enttäuschtes Publikum zollte Anke Sieloff (Muse), Noriko Ogawa-Yakate (Stella, Olympia, Antonia, Giulietta) und Bruce Rankin (Hoffmann) zwar ihren verdienten Beifall (die übrigen Solisten erhielten eher höflichen Beifall), aber sowohl Gabriele Rech (Inszenierung) und Herbert Murauer (Bühne und Kostüme) als auch Stefan Klieme (musikalische Leitung) und das Orchester erhielten (nicht nur vereinzelte) Buhs. Was war geschehen?

Das Produktionsteam hatte sich gut vorbereitet, viel recherchiert und sich eine Menge kluger Gedanken gemach. Letztendlich wurde eine Fassung - von vielen möglichen - erstellt und mit (grösstmöglicher?) Gewissenhaftigkeit einstudiert. Davon war am Premierenabend auch einiges zu erkennen. Was allerdings auf der Strecke blieb, das war das, was diese Oper so berühmt und beliebt werden liess (s. o. Zitat aus dem Programmheft, in dem diesesmal allerdings Inhaltsverzeichnis und Inhaltsangabe fehlten). Ein Funke sprang zu keiner Zeit ins Publikum über und somit zog das Stück an einem vorbei, wie die Rauchschwaden eines schier endlos verglimmenden Aschehaufens.

Nach ganz hervorragenden bzw. interessanten Inszenierungen von Gabriele Rech (z.B. La clemenza di Tito und Cavalleria rusticana/I Pagliacci) war dieser Hoffmann nun eine herbe Enttäuschung. Ansätze von ausgefeilter Personenregie waren zwar zu erkennen, aber zu einem funktionsfähigen Uhrwerk, wo ein Rädchen in das andere greift und somit eine packende und mitreissende Geschichte entstehen lässt, reichte es bei weitem nicht.

Ziemlich verunglückt war nicht nur der Olympia-Akt mit der ziemlich hilflosen "Embryo-Automaten-Attrappe" und deren Arie, sondern auch der Giulietta-Akt, der ohne Atmosphäre und Spannung nur so dahinplätscherte. Einzig der Antonia-Akt hätte - auch dank des diesesmal eindrucksvollen Bühnenbildes (Herbert Murauer) - zum Zentrum und Höhepunkt der Aufführung werden können. Doch ausgerechnet in die Mitte dieses Aktes wurde die Pause gelegt. Wieder nichts!

Musikalisch begann der Abend gleich ganz katastrophal! Alle Chöre klapperten so vor sich hin und kamen auch im Verlauf der Aufführung nur selten zusammen. Leider übertrugen sich diese Ungenauigkeiten auch auf die Solisten, die - zusammen mit der Konzentration auf ihr szenisches Pensum - noch verstärkt zum Dirigenten schauen mussten, was sich natürlich wiederum negativ auf die Darstellung auswirkte. Dass Stefan Klieme (musikalische Leitung) und das Orchester - ebenso wie die Regie - mit Buhs bedacht wurden wundert mich insofern, als die Qualität der instrumentalen Darbietung in Wuppertal auch sonst nicht gerade wesentlich besser ist.

In der Titelpartie des Hoffmann hinterliess Bruce Rankin einen zwar soliden und engagierten Eindruck, aber seine Stimme klang doch recht eindimensional. Noriko Ogawa-Yakate, die alle Frauenrollen (Stella, Olympia, Antonia und Giulietta) verkörpern musste (die ja sowohl stimmlich wie auch darstellerisch sehr unterschiedliche Ansprüche stellen) machte vor allem in der Partie der Olympia stimmlich wie darstellerisch eine unglückliche Figur. Am gelungensten war noch ihre Antonia, deren darstellerische Intensität allerdings durch die zwanghaft erwirkte Pause mitten im zweiten Akt einen Einbruch erlitt.

Auf seine Kosten kam allerdings Arthur Friesen, der seiner komischen Ader als Andreas, Cochenille, Frantz und Pitichinaccio freien Lauf lassen konnte.

Während Nikolai Miassojedov in den Rollen der "Bösewichter" (Lindorf, Coppelius, Mirakel und Dapertutto) und Krzysztof Klorek als "ewiger Verlierer" (Spalanzani, Krespel, Schlemil) wenn schon sprachlich sehr bemüht, so doch zumindest stimmlich ganz passabel sangen, war von Danielle Grima tatsächlich nicht mehr als die ferne Stimme von Antonias verblichener Mutter zu vernehmen.

Als einzige herausragende Sängerdarstellerin - in einem zum Teil bis zum Unverständlichen deutschstammelnden Ensembles (man hätte in diesem Fall lieber die originale (französische) Sprache wählen sollen; zumindest hätte es dann nicht so gestört) - hatte Anke Sieloff das Publikum ganz auf ihrer Seite. Mit ihren vokalen und spielerischen Qualitäten kam ihr diese Fassung der Oper, die die Partie der Muse gegenüber älteren Versionen beträchtlich aufwertet, natürlich sehr entgegen.




Fazit

Wieder eine neue, interessante Fassung von Offenbachs "Unvollendeter", die aber an mangelnder Theatralität und musikalischem Unvermögen krankt.


Fotos
(Jörg Landsberg)





Weitere Aufführungen

April '97: 30.
Mai '97: 11. (18.00 Uhr), 17., 21. (zum letzten Mal in dieser Spielzeit)


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