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Musiktheater
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Maria di Rohan
Tragische Oper in drei Akten
Libretto von Salvatore Cammorano
Musik von Gaetano Donizetti


ca. 2 1/4 Stunden, Pause nach dem Ersten Akt

Premiere am Theater Aachen am 12. Mai 2000


Logo: Theater Aachen

Theater Aachen
(Homepage)

Eine der packendsten Dreiecksgeschichten

Von Gerhard Menzel / Fotos von Ludwig Koerfer



Packendes Musiktheater erster Güte konnte man bei dieser neuen Produktion des Theaters Aachen erleben! Die von GMD Elio Boncompagni rekonstruierte Wiener Fassung von Donizettis Maria di Rohan erwies sich als ein hervorragendes Drama, das von Szene zu Szene intensiver und packender wird.

Aachen: Maria di Rohan Foto links:
Kathleen Cassello (Maria) und Dario Schmunck (Riccardo)

Während der erste Akt noch von Chören (die "Öffentlichkeit") geprägt wird, konzentriert sich der zweite und dritte Akt ausschliesslich auf die drei Protagonisten der Dreiecksgeschichte (die "persönlichen Verstrickungen"). Dabei hat dieses Stück weit mehr zu bieten als das ominöse "Sopran liebt Tenor, aber der Bariton hat was dagegen".

Historisch eingebunden in die Regierungszeit König Ludwig XIII. und seines Kardinals Richelieu (um 1630) erzählt das Drama die Geschichte der Gräfin von Rohan, die auf Wunsch der sterbenden Mutter nicht ihren Geliebten, Riccardo, Graf von Chalais, sondern Enrico, den Herzog von Chevreuse heiratet.

Diese unmittelbar "persönlichen" Schicksale werden durch die politischen Verhältnisse, Intrigen und Duelle noch weiterhin verschärft.

Aachen: Maria di Rohan Foto rechts:
Dario Schmunck (Riccardo) und Kathleen Cassello (Maria)

Der Inszenierung von Bruno Berger-Gorski, dem mit Carla Brettschneider (Choreographie) und Karin Fritz (Ausstattung) zwei kongeniale Partnerinnen zur Seite standen, gelang es, alle diese komplizierten Verhältnisse und Verstrickungen aufzuzeigen und zu visualisieren.

In dem nach hinten stark ansteigenden, dunkelblauen Bühnenraum mit hohen (Tür-) Öffnungen (mit integrierter Drehscheibe, die für den einen und anderen Effekt sorgt), wurde mit wenigen, aber treffenden, symbolischen Details (z.B. Königskrone, riesige Leuchtpfeile bzw. Zeiger) das äußere Szenario festgelegt. Ein den Bühnenrahmen füllendes Andreaskreuz auf dem Zwischenvorhang und auch auf der Drehbühne diente als zusätzlicher Symbol- bzw. Spielraum. In diesem abstrakten, zeitlosen Ambiente kommen die "zeitgemäßen" Kostüme und die in ihnenagierenden Personen besonders gut zur Geltung.

Aachen: Maria di Rohan Foto links:
Dario Schmunck (Riccardo), Andreas Joost (Armando di Gondi; links stehend) und Vladimir Stoyanov (Enrico)

Die Personenführung bzw. Choreographie überzeugte durch ihre klare Struktur und unmittelbar mitreissende Art und Weise, die wie ein Strudel die Aufmerksamkeit immer mehr auf die drei Personen lenkt und den französischen Hof bzw. die Öffentlichkeit ausblendet. Die an entscheidenden Stellen des Dramas ertönenden Glockenschläge der Uhr des Louvre wirken daher besonders bedrohlich bzw. unheilvoll, weil sie nicht nur die durch den Louvre repräsentierte Öffentlichkeit akustisch in die Szene hereinholt, sondern auch unausweichlich die Stunde der Entscheidung ankündigt.

Aachen: Maria di Rohan Foto rechts:
Dario Schmunck (Riccardo) mit Statisten

Ein weiterer Glücksfall für diese Aachener Produktion ist auch die Besetzung der drei Hauptpartien, vor allem, weil diese sich nicht nur stimmlich in ganz herausragender Verfassung präsentieren, sondern auch darstellerisch in der Lage sind, das Konzept von Bruno Berger-Gorski überzeugend umzusetzen.

Kathleen Cassello als schicksalgebeutelte Maria, Dario Schmunck als seinem Traumbild hinterherschmachtender Riccardo und vor allem Vladimir Stoyanov als unglückseeliger Enrico bilden ein phantastisches Trio, das keine Wünsche offen lässt.

Aachen: Maria di Rohan Foto links:
Kathleen Cassello (Maria) und Vladimir Stoyanov (Enrico)

Aachens GMD Elio Boncompagni, gleichzeitig Rekonstrukteur dieser Fassung und musikalischer spiritus rector der Aufführung, konnte mit dem Sinfonie Orchester Aachen das Feuer und die Spannung von Donizettis Musik wirkungsvoll zur Geltung bringen. Etwas mehr Präzision und Spritzigkeit wäre der Musik zwar noch mehr zugute gekommen, aber der Gestus der Musik kam jederzeit zum Ausdruck. Der von Bernhard Moncado gewohnt excellent einstudierte Chor und Extrachor und die Statisten des Theaters Aachen bildeten eine imposante Hofgesellschaft.


FAZIT
Eine excellente Umsetzung eines hervorragenden Dramas, das sich hoffentlich bald wieder auf den Bühnen etabliern wird !


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(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Elio Boncompagni

Regie
Bruno Berger-Gorski

Ausstattung
Karin Fritz

Choreinstudierung
Bernhard Moncado

Choreographie
Carla Brettschneider

Dramaturgie
Dr. Astrid Gubin



Chor und Extrachor
des Theaters Aachen

Sinfonie Orchester Aachen

Statisterie des Theaters Aachen



Solisten

Maria, Gräfin di Rohan
Kathleen Cassello

Riccardo, Graf von Chalais
Dario Schmunck

Enrico, Herzog von Chevreuse
Vladimir Stoyanov

De Fiesque
Wolfgang Biebuyck

Visconte di Suze
Johannes Piorek

Armando di Gondi
Andreas Joost

Aubry, Sekretär des Grafen von Chalais
Hans Schaapkens

Diener des Herzogs von Chevreuse
Manfred Reiner


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Aachen (Homepage)




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