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Eine der packendsten Dreiecksgeschichten
Von Gerhard Menzel
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Fotos von Ludwig Koerfer
Während der erste Akt noch von Chören (die "Öffentlichkeit") geprägt wird, konzentriert sich der zweite und dritte Akt ausschliesslich auf die drei Protagonisten der Dreiecksgeschichte (die "persönlichen Verstrickungen"). Dabei hat dieses Stück weit mehr zu bieten als das ominöse "Sopran liebt Tenor, aber der Bariton hat was dagegen". Historisch eingebunden in die Regierungszeit König Ludwig XIII. und seines Kardinals Richelieu (um 1630) erzählt das Drama die Geschichte der Gräfin von Rohan, die auf Wunsch der sterbenden Mutter nicht ihren Geliebten, Riccardo, Graf von Chalais, sondern Enrico, den Herzog von Chevreuse heiratet.
Diese unmittelbar "persönlichen" Schicksale werden durch die politischen Verhältnisse, Intrigen und Duelle noch weiterhin verschärft.
Der Inszenierung von Bruno Berger-Gorski, dem mit Carla Brettschneider (Choreographie) und Karin Fritz (Ausstattung) zwei kongeniale Partnerinnen zur Seite standen, gelang es, alle diese komplizierten Verhältnisse und Verstrickungen aufzuzeigen und zu visualisieren.
In dem nach hinten stark ansteigenden, dunkelblauen Bühnenraum mit hohen (Tür-) Öffnungen (mit integrierter Drehscheibe, die für den einen und anderen Effekt sorgt), wurde mit wenigen, aber treffenden, symbolischen Details (z.B. Königskrone, riesige Leuchtpfeile bzw. Zeiger) das äußere Szenario festgelegt. Ein den Bühnenrahmen füllendes Andreaskreuz auf dem Zwischenvorhang und auch auf der Drehbühne diente als zusätzlicher Symbol- bzw. Spielraum. In diesem abstrakten, zeitlosen Ambiente kommen die "zeitgemäßen" Kostüme und die in ihnenagierenden Personen besonders gut zur Geltung.
Die Personenführung bzw. Choreographie überzeugte durch ihre klare Struktur und unmittelbar mitreissende Art und Weise, die wie ein Strudel die Aufmerksamkeit immer mehr auf die drei Personen lenkt und den französischen Hof bzw. die Öffentlichkeit ausblendet. Die an entscheidenden Stellen des Dramas ertönenden Glockenschläge der Uhr des Louvre wirken daher besonders bedrohlich bzw. unheilvoll, weil sie nicht nur die durch den Louvre repräsentierte Öffentlichkeit akustisch in die Szene hereinholt, sondern auch unausweichlich die Stunde der Entscheidung ankündigt.
Ein weiterer Glücksfall für diese Aachener Produktion ist auch die Besetzung der drei Hauptpartien, vor allem, weil diese sich nicht nur stimmlich in ganz herausragender Verfassung präsentieren, sondern auch darstellerisch in der Lage sind, das Konzept von Bruno Berger-Gorski überzeugend umzusetzen.
Kathleen Cassello als schicksalgebeutelte Maria, Dario Schmunck als seinem Traumbild hinterherschmachtender Riccardo und vor allem Vladimir Stoyanov als unglückseeliger Enrico bilden ein phantastisches Trio, das keine Wünsche offen lässt.
Aachens GMD Elio Boncompagni, gleichzeitig Rekonstrukteur dieser Fassung und musikalischer spiritus rector der Aufführung, konnte mit dem Sinfonie Orchester Aachen das Feuer und die Spannung von Donizettis Musik wirkungsvoll zur Geltung bringen. Etwas mehr Präzision und Spritzigkeit wäre der Musik zwar noch mehr zugute gekommen, aber der Gestus der Musik kam jederzeit zum Ausdruck. Der von Bernhard Moncado gewohnt excellent einstudierte Chor und Extrachor und die Statisten des Theaters Aachen bildeten eine imposante Hofgesellschaft.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Regie
Ausstattung
Choreinstudierung
Choreographie
Dramaturgie
Sinfonie Orchester Aachen Statisterie des Theaters Aachen
SolistenMaria, Gräfin di RohanKathleen Cassello
Riccardo, Graf von Chalais
Enrico, Herzog von Chevreuse
De Fiesque
Visconte di Suze
Armando di Gondi
Aubry, Sekretär des Grafen von Chalais
Diener des Herzogs von Chevreuse
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- Fine -