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Himmlisches Vergnügen mit teuflischen Längen
Von Stefan Schmöe
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Fotos von Eduard Straub
Es gibt Opernabende, da weiß man hinterher nicht so genau, warum es einem nicht so recht gefallen hat. Nicht, das es wirklich schlecht war, man hat sich sogar ganz ordentlich amüsiert. Und trotzdem ist man irgendwie erleichtert, wenn der Schlußapplaus beginnt. Düsseldorfs Intendant Tobias Richter persönlich hat Orpheus in der Unterwelt in Szene gesetzt, und es beginnt vielversprechend: Orpheus geht mit seinem Gegeige Gattin Eurydike in seinem gutbürgerlichen, mit manchem antiken Zierrat versehenen Wohnzimmer ganz ordentlich auf die Nerven, und die wiederum wird postwendend von dem als Imker verkleideten Pluto bei einem Schäferstündchen in die Unterwelt entführt. Durchaus witzig sind die Ballettszenen (Choreographie: Anna Vita) gelöst: Das Kinderballett der Deutschen Oper am Rhein präsentiert nicht ohne einen kräftigen Schuß Ironie sein Können (und kann falsche Niedlichkeit ganz gut vermeiden). Unmusikaisch ? Eurydike (Morenike Fadayomi) leidet unter dem geigenden Gatten Orpheus (Thomas Holzapfel-Gazheli)
Im zweiten Akt wird's noch besser, denn der Olymp (Bühne und Kostüme: Gian Maurizio Fercioni), der aus einem riesigen Bett besteht, auf dem sich die Götter zur Ruhe begeben haben, bekommt verdientermaßen Szenenapplaus. Trotz aller Engelsflügelchen unterscheiden sich die Olympier nicht von den langschwänzigen Teufelchen, die die Unterwelt besiedeln und in Gestalt von Pluto um Audienz bei Jupiter bitten: Letztendlich geht's allen um das amouröse Abenteuer. Der dritte Akt fällt dagegen deutlich ab. Eine kurze Rap-Einlage wirkt einigermaßen deplaziert, und der berühmte Can-Can ist geradezu aufreizend lustlos inszeniert. Himmlisch: Jupiter (Peter Nikolaus Kante) nebst Gefolgschaft
Leider war Ludwig Grabmeier, ein ausgesprochen teuflischer Pluto, indisponiert und konnte nur andeuten, wozu er sängerisch fähig ist. Dennoch stand er, auch wegen seiner schauspielerischen Fähigkeiten, im Mittelpunkt der Aufführung. Auch Thomas Gazheli-Holzapfel, der Orpheus, singt, spielt (und geigt!) sehr engagiert. Peter Nikolaus Kante ist ein sonorer Jupiter, aber von eher konventionellem Zuschnitt. Morenike Fadayomi hat eine sehr schöne Stimme, fast schon zu groß für die Rolle der Eurydike und nicht immer ganz kontrolliert geführt; ihre Gestik unterscheidet sich allerdings nicht nennenswert von ihrem Auftritt in Drei Schwestern. Romana Noack als Cupido und Carol Wilson als Diana fallen in einem sonst recht mäßigen Ensemble noch am ehesten positiv heraus. Und weder Darstellerin Joke Kramer noch der Regisseur Tobias Richter wissen etwas mit der Figur der Öffentlichen Meinung anzufangen. Besuch aus der Unterwelt: Pluto (Ludwig Grabmeier) zu Besuch auf dem Olymp. Die Götter staunen.
Kevin Rhodes dirigiert mit ausladenden Bewegungen, als habe er mindestens Mahlers Achte oder Strauss' Elektra vor sich. Das führt zu eher militärischen als federnden Rhythmen, wobei die Düsseldorfer Symphoniker ganz solide aufspielen (gleiches gilt für den Chor). Gemessen aber an den musikalisch herausragenden Kölner Banditen bleiben einige Wünsche offen. Was für ein Schwanz ! Minerva (Monique Simon) bestaunt Pluto (Ludwig Grabmeier)
Vielleicht ist es einfach die Länge: Inklusive zweier Pausen dauert die Aufführung über dreieinhalb Stunden lang, und da dämmert auch eingefleischten Offenbach-Liebhabern, daß die Partitur kleine Längen hat. Ein paar entschlossene Kürzungen könnte die Aufführung durchaus verkraften - dann wäre die Vorfreude auf den Schlußapplaus vielleicht geringer...
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ProduktionsteamRegieTobias Richter
Musikalische Leitung
Bühne und Kostüme
Choreinstudierung
Choreographie
SolistenDie öffentliche MeinungJoke Kramer
Orpheus
Eurydike
Jupiter
Juno
Venus
Minerva
Cupido
Diana
Pluto / Aristeus
Mars
Morpheus
Hans Styx
Geigenschülerinnen
Ingrid Hauser Katrin Heinz Esther Hilsberg Vera Käuper Ute Kerner
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- Fine -