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Musiktheater
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Alcina
Dramma per musica in drei Akten
Text nach dem Libretto von Antonio Fanzaglia
zur Oper L'isola de Alcina von Riccardo Broschi
nach Motiven aus Ludovoco Ariosos Orlando furioso
Musik von Georg Friedrich Händel

Fassung von Herbert Wernicke
(produziert am Theater Basel)

Premiere am 25. November 1999
im Theater Duisburg

Aufführungsdauer: ca. 2 Std. (keine Pause)


Logo: Deutsche Oper am Rhein

Deutsche Oper am Rhein
(Homepage)

Ein Fest der schönen Stimmen

Von Gerhard Menzel / Fotos von Eduard Straub



Mit dieser Produktion von Händels "Zauberoper" landete die Deutsche Oper am Rhein einen neuen Volltreffer! Zwar war wenig zauberhaftes in der - aus Basel übernommenen - Inszenierung und Ausstattung von Herbert Wernicke zu sehen, aber musikalisch war in der Tat wunderbares zu hören.

Foto: Duisburg - Alcina Der grandiose Auftritt der Alcina bzw. der
Alexandra von der Weth

Jonathan Darlington, der schon Händels Tamerlano in Düsseldorf leitete, hatte diesmal mit den Duisburger Sinfonikern hörbar mehr Glück als damals mit den Düsseldorfer Sinfonikern. Auch wenn nicht alles perfekt gelang, was sich in den Folgeaufführungen allerdings einspielen dürfte, demonstrierten die Duisburger Sinfoniker, dass auch ein "normales" Opernorchester heutzutage auch "Barockopern" adäquat interpretieren kann, bzw. können sollte! Das liegt natürlich auch an der hervorragenden Arbeit von Bruno Weill, der als Chef der Duisburger Sinfoniker schon so manches Werk aus dieser Epoche mit seinem Orchester einstudiert und aufgeführt hat. Eine für manchen Orchestermusiker wohl gewöhnungsbedürftige, aber - wie man hören konnte - erfolgreich praktizierte Interpretationsart.

Foto: Duisburg - Alcina Der betörte Ruggiero (Annette Seiltgen) in den Armen von Alcina (Alexandra von der Weth)

Von so viel Energie und spannungsvoll präsentierter Musik aus dem Orchestergraben getragen, schwangen sich die Protagonisten zu wahren Höhenflügen auf. Allen voran, Alexandra von der Weth als überwältigende Alcina. Ihre starke Ausdruckskraft und vokale Präsenz verzauberte nicht nur ihr Opfer Ruggiero, dem Annette Seiltgen mit ihrer wunderbar tönenden Stimme Format verlieh, sondern auch das Publikum.

Leider war ihre Partie in dieser Inszenierung optisch zu sehr auf ihre unverwandelbare, wahrhaft "große Galarobe" zugeschnitten - in der es schon eine Kunst war, sich ohne Probleme "normal" fortzubewegen -, wodurch sie - im Gegensatz zu Produktionen wie der Manon oder Lucia di Lammermoor - darstellerisch zu sehr fixiert und eingeengt schien und daher etwas eindimensional wirkte. Zum Glück konnte sie diese "visuelle Zwangsjacke" durch den Einsatz ihrer musikalischen Gestaltungskraft abstreifen und die wahren Gefühle Alcinas zum Ausdruck bringen.

Foto: Duisburg - Alcina Marlis Petersen (Morgana), Markus Müller (Oronte), Annette Seiltgen (Ruggiero), Tuomas Pursio (Melisso) und Laura Nykanen (Bradamante),

Auch die anderen beiden Damen, Marlis Petersen als Morgana und Laura Nykanen als Bradamante ließen aufhorchen und empfahlen sich für weitere Aufgaben an der - sich im Ensemble zunehmend verjüngenden - Rheinoper. Die in diesem Stück nur wenig beschäftigten Herren - Markus Müller (Oronte) und Tuomas Pursio (Melisso) - vervollständigten das ohne weiteres auch international bestehen könnende Ensemble.

Die zweistündige, ohne Pause gespielte Fassung von Herbert Wernicke, die in Basel ihre Premiere erlebte und nun in Duisburg von Udo van Ooyen einstudiert wurde, versucht die Geschichte der Zauberin Alcina "zeitgemäß" zu präsentieren:

Eine englische, der feineren Klasse angehörige Ausflugsgesellschaft sucht etwas besonderes zu erleben und wagt sich auf einem Ruderboot mit einer Taschenlampe und Campingausrüstung in die Dunkelheit, an einen nicht bekannten Ort. Beim Erkunden dieser Gegend wird einer von ihnen (Ruggiero) sprichwörtlich vom Erdboden verschluckt.

Foto: Duisburg - Alcina Bradamante (Laura Nykanen , unten rechts) versucht vergeblich, ihren Ruggiero (Annette Seiltgen, oben links) zurückzugewinnen

Später erscheint er in den Armen Alcinas, die "Herrscherin" über goldene, überdimensionale Gliedmassen und zwei hochaufgetürmte Wände ist, die mit "magischen" Zeichen versehen sind und sich nach belieben bewegen können. Bis die Gesellschaft - zu der auch Morgana gehört, die in Händels Oper eigentlich die Schwester der Alcina ist - zusammen mit Ruggiero wieder nach Hause rudern kann, vergnügen sie sich noch beim picknicken, Märchen lesen (Froschkönig!), bei Schönheitspflege und Zeitungslektüre (Times).


Foto: Duisburg - Alcina Der Kampf gegen Alcinas Zauberkugel
Tuomas Pursio (Melisso), Laura Nykanen (Bradamante), Marlis Petersen (Morgana) und Markus Müller (Oronte)

Einzig Bradamante ist wild entschlossen, ihren Geliebten aus den Klauen der "Zauberin" - deren Zauber sich allerdings als bloßer Theaterzauber entlarvt - zu befreien. Eine immer wieder - in verschiedenen Größen - erscheinende goldene Kugel ist die einzige wirkliche - und undurchschaubare - Zauberei und Machtquelle Alcinas. Mit deren Zerstörung wird Alcina schließlich leibhaftig von der Bühne vertrieben, wohin sie sich unter Schmerzen und in Verzweiflung wieder hinschleppt und in den Trümmern ihrer Welt Vergessen sucht.

Wernicke gelingt mit diesem Konzept (starke Kürzungen und Streichungen, Umstellungen, Verzicht auf die Ballette und pausenlose Aufführung) eine eigenständige Dramatisierung des Alcina-Stoffes, die allerdings nur noch wenig mit Händels Version zu tun hat (was im Programmheft leider verheimlicht wird!), obwohl der verbleibenden Musik Händels nie Gewalt angetan wird oder sie gar als unpassend bzw. eigentlich störend nur toleriert wird. Auch wenn einige Szenen mehr oder weniger "verschenkt" werden, wie die Arie des Ruggiero "Verdi prati...", gelingen ihm doch eindrucksvolle Augenblicke, die Musik und Szene verschmelzen lassen.


FAZIT

Eine klug durchstrukturierte Inszenierung ohne großen Zauber aber mit einer verzaubernden Alexandra von der Weth als Alcina in einer festspielwürdigen musikalischen Interpretation!
Ovationen und Blumen zu Hauff krönten dieses Fest der schönen Stimmen!


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Jonathan Darlington

Regie, Bühne und Kostüme
Herbert Wernicke



Duisburger Sinfoniker


Solisten

Alcina
Alexandra von der Weth

Ruggiero
Annette Seiltgen

Bradamante
Laura Nykanen

Morgana
Marlis Petersen

Oronte
Markus Müller

Melisso
Tuomas Pursio


Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Deutschen Oper am Rhein
Düsseldorf / Duisburg

(Homepage)




Da capo al Fine

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