Von Meike Nordmeyer
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Fotos von Karl Forster
Das Bühnenbild zeigt eine Straßenszene in Italien, in leicht nostalgischer Ausstattung mit schwarz-weiß Fotografien - das Leben auf der Straße, ein Café in der Galerie, wie es der Italienurlauber kennt und liebt. Im Hintergrund ist das Panorama von Neapel zu sehen mit wechselnder Beleuchtung. Don Alfonso erscheint als ein waschechter Dottore, als Philosoph und Lebemann wie ihn Luciano DeCrescenzo kaum besser vorführen könnte. Die beiden Damen kommen schließlich vom Einkaufsbummel zurück mit edlen Einkaufstüten der Boutiquen. Die Szenerie ist recht ansprechend und frisch gemacht.
Die Chordamen, die auf dem Platz in der Galerie so vorbeischlendern und dem Geschehen zusehen, tragen kurze farbige Blümchenkleider und Lackstöckelschuhe, da stellen sich unverkennbare Reminiszenzen an das Tanztheater Wuppertal ein. Vor allem eine Frau mit Lippenstift bewaffnet mimt Ruth Amarante in Marsuca Fogo, das ist nett gemacht, fügt sich aber nicht besonders in das Geschehen ein.
1. Aufzug:
Renato Girolami als Don Alfonso,
Sopie Koch als Dorabella, Michaela Kaune als Fiordilligi,
am Boden: Matthias Klink als Ferrando
und Olatz Saitua-Iribar als Despina.
Weiter geht es vielmehr in einer leicht flippigen Designerwohnung. Bei den beiden Frauen zu Hause folgt der allzu übliche Klamauk, den die verkleideten Männer in auffälliger Verkleidung produzieren. In diesem Falle stecken die beiden Herren in penetrant gestreiften, geschmacklosen Anzügen, die sie in den feinen Kreisen von Neapel mühelos zu Gecken machen. Dementsprechend albern können ihre Auftritte abgespult werden.
Die Gartenszene, in der die Frauenherzen zu erweichen sind, spielt in einer Phantasiewelt, die beherzt den Kitsch nicht scheut. Auch die chice kühle Designerwohnung schützt offenbar nicht vor rührseligen Träumen wenn es um Liebe und Verführung geht. Die vier Liebenden tragen durch und durch rote Barockkostüme, ebenso wie die zahlreichen starren Frauenpuppen, die die Bühne bevölkern und von Frauen im Hintergrund unauffällig verschoben und jeweils in die rechte Position gerückt werden. Die Herren kommen auf flammendem Herzen aus dem Himmel gesegelt, im Hintergrund formieren sich über einer paradiesischen Insel die Wolken höchst liebreizend. Auch die Natur gibt der Verzückung nach und liefert der Einbildungskraft herzlichste Bilder. Cosi sognian' tutte - so träumen die Frauen in Neapel von der Liebe, und nicht nur die und nicht nur dort.
2. Aufzug:
Die "neuen" Geliebten wollen schnell geheiratet sein...
Zur Doppelhochzeit geht's dann schließlich wieder zurück zur Straßenszene. Die Inszenierung ist kurzweilig gemacht, sehr bewegt und frisch, tiefsinnig ist sie nicht und sie will's wohl auch gar nicht sein. Auch die Personendarstellung strotzt nicht gerade von Raffinesse, die Männer sind ein bißchen naiv und deppert, die Frauen dagegen noch nahezu differenziert, zumindest Fiordiligi hadert wirklich mit sich und macht ihre Zerrissenheit deutlich. Alle Sängerdarsteller zeigen engagiertes, fröhliches Spiel.
Musikalisch wird Glänzendes geboten: Gritt Gnauck als Dorabella und Martina Serafin als Fiordiligi erklingen gut, besonders schön stimmen sie zusammen im Duett. Höchst temperamentvoll, wütend und facettenreich verzweifelt gestaltet Serafin die Partie der Fiordiligi. Almas Svilpa, der den Guglielmo gibt, sollte seine kräftige Stimme doch noch etwas kultivierter bündeln, um den Klang zu veredeln. Ganz anders beeindruckt dagegen Matthias Klink als Ferrando mit seiner wohlgeführten Stimme, die auf einer geschmeidigen Linie die musikalischen Bögen durchläuft. Ein kleines Juwel der Aufführung bildet sein "Un' aura amorosa". Auch Renato Girolami als Don Alfonso und Olatz Saitua-Iribar als Despina stellen stimmlich zufrieden. Trotz des durchweg sicheren Teams erklingen die Ensemble erstaunlicherweise etwas zaghaft und zurückgenommen, hier steckt noch Einiges an Potential für die kommenden Vorstellungen.
2. Aufzug (Ende):
doch nun kommt alles raus!
Anspruchsvoll entwickelten Mozart-Klang läßt das Orchester unter der Leitung von Stefan Sotesz hören. Kleine Unkonzentriertheiten liegen wohl am bekannten tückischen Nachlassen der Spannung in einer der folgenden Vorstellungen nach der Premiere, sie sind also sicher wieder zu überwinden.
FAZIT
In abwechslungsreicher, frisch gespielter Inszenierung ist eine äußerst lohnenswerte musikalische Ausführung der Mozart-Oper zu erleben.
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