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Nur die Lokalpolitik ist lustiger:Die Gute-Laune-Banditen sind los!
Von Stefan Schmöe
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Fotos von Klaus Levebre
In gebirgiger Landschaft, umgeben von Autowracks besonders kultiger Marken, lagert eine Gesellschaft von Aussteigern: Die Banditen, angeführt von Falsacappa (Patrick Raftery) im Guildo-Horn-Look, leider in der höheren Lage nicht bei allzu sonorer Stimme. Das Gewerbe geht schlecht und man klagt ("Die paar Mark hätte ich mir im Stadtrat doch mit einer Backe abgesessen"). Des Hauptmanns Tochter Fiorella (Claudia Rohrbach), stimmlich wie körperlich äußerst reizvoll, verliebt sich in den kurz zuvor ausgeraubten Schokoladenfabrkanten Fragoletto (in einer Hosenrolle brilliert Ute Döring), der prompt um Aufnahme bei den Räubern bittet. Eigentlich sind das schwierige Zeiten für Banditen; doch unter der Regie von Helmut Lohner, Burg- und Filmschauspieler, zeigt sich schnell: Hier handelt es sich um Gute-Laune-Banditen, die ständig umhertänzeln (soweit ihnen das übervolle Bühnenbild Platz dazu läßt). Offenbach hat sich mit diesem Werk der Operette ab- und der Opéra zugewandt: Die Musik nimmt eine größere Rolle ein als in den früheren Erfolgsoperetten. Die Banditen müssen daher viel (französisch) singen, und das ist gut, denn in den (deutsch) gesprochenen Passagen zeigt das (musikalisch gute bis ausgezeichnete) Ensemble eher bescheidene Fähigkeiten. Die Pointen sind von der Kölner Stadtpolitik, wo es in jüngster Vergangenheit ungleich lustiger zugegangen ist, locker überholt worden. Die Regie gibt sich allerdings auch mit ein paar Harmlosigkeiten zufrieden. In behutsam aufgepeppten Kostümen arrangiert Lohner die wirre Handlung in ziemlich konservativer Manier. Unverbindlich bleiben und ja niemandem weh tun, das könnte das Motto der Inszenierung sein. Der Herzog von Mantua (Wolfgang Bünten) ist brutalem Freizeitstress ausgesetzt
Als die Prinzessin von Granada - es geht um viel Geld - den Herzog von Mantua heiraten soll, wittern die Banditen ihre Chance und nehmen erst das Personal eines Gasthofes, dann die spanische Delegation in Geiselhaft, um selbst am Hof von Mantua vorzusprechen. Das bietet Gelegenheit zu allerlei Verkleidungsorgien und gibt auch der Regie viele Vorlagen. Der pathetische Auftritt der Spanier und der brutale Freizeitstress am Hof zu Mantua sind dem Regisseur auch durchaus gelungen. Da das Orchester, dirigiert von Johannes Stert, ganz hervorragend aufspielt, läßt sich das alles recht vergnüglich an. Beim Finanzminister (Ralf Morgenstern, sitzend) ist für den Banditen Falsacappa (Patrick Raftery) nichts zu holen: Der Mann, der nicht singen kann, hat die Staatskasse längst veruntreut.
Was man an Witz aus dem Werk hätte herausholen können, das wird mit dem Auftritt von Ralf Morgenstern in der Rolle des Finanzministers von Mantua deutlich: Der Schauspieler ("Die Geierwally", "Sissi - Beuteljahre einer Kaiserin") kann zwar kaum singen, liefert aber ein sprachliches Kabinettstück ersten Ranges. Leider ist der Auftritt recht kurz, denn der korrupte Mann hat die Staatsfinanzen ruiniert: Auch hier ist für die Banditen nichts zu holen. Zudem werden sie Herzog, den sie einmal entführt hatten, erkannt, aber sogleich amnestiert: Die hübsche Hauptmannstochter hatte dem Herzog damals zur Flucht verholfen, und der kann ihr so eine kleine Bitte nicht abschlagen. Also tanzen alle zusammen bunt kostümiert auf der Bühne herum: Schon vor dem 11.11. hat der Karneval in Köln Einzug gehalten. Das Publikum war begeistert. Vielleicht muss man ja Kölner sein, um daran den rechten Geschmack zu finden.
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ProduktionsteamRegieHelmut Lohner
Musikalische Leitung
Bühne und Kostüme
Licht
Choreinstudierung
SolistenFalsacappaPatrick Raftery
Fiorella
Fragoletto
Pietro
Carmagnola
Domino
Barbavano
Fiametta
Zerlina
Bianca
Cicinella
Herzog von Mantua
Finanzminister
Baron von Campatossa
Bramarbasso
Marquise
Herold
Prinzessin von Granada
Adolph von Valladolid
Graf von Gloria-Cassis
Hofmeister
Ehrendamen
Andrea Roth-Arenz
Pipo
Pipa
Pipetta
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- Fine -