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Les Brigands
(Die Banditen)

Opéra-bouffe in drei Akten
Text von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
Musik von Jacques Offenbach

in deutscher und französischer Sprache
deutsche Dialoge von Heinrich Pachl

Premiere im Opernhaus Köln
am 22. Oktober 1999

Wiederaufnahme am 11. April 2003 (Kurz berichtet)


Logo: Oper Köln

Bühnen der Stadt Köln
(Homepage)

Nur die Lokalpolitik ist lustiger:

Die Gute-Laune-Banditen sind los!

Von Stefan Schmöe / Fotos von Klaus Levebre



In gebirgiger Landschaft, umgeben von Autowracks besonders kultiger Marken, lagert eine Gesellschaft von Aussteigern: Die Banditen, angeführt von Falsacappa (Patrick Raftery) im Guildo-Horn-Look, leider in der höheren Lage nicht bei allzu sonorer Stimme. Das Gewerbe geht schlecht und man klagt ("Die paar Mark hätte ich mir im Stadtrat doch mit einer Backe abgesessen"). Des Hauptmanns Tochter Fiorella (Claudia Rohrbach), stimmlich wie körperlich äußerst reizvoll, verliebt sich in den kurz zuvor ausgeraubten Schokoladenfabrkanten Fragoletto (in einer Hosenrolle brilliert Ute Döring), der prompt um Aufnahme bei den Räubern bittet. Eigentlich sind das schwierige Zeiten für Banditen; doch unter der Regie von Helmut Lohner, Burg- und Filmschauspieler, zeigt sich schnell: Hier handelt es sich um Gute-Laune-Banditen, die ständig umhertänzeln (soweit ihnen das übervolle Bühnenbild Platz dazu läßt).

Offenbach hat sich mit diesem Werk der Operette ab- und der Opéra zugewandt: Die Musik nimmt eine größere Rolle ein als in den früheren Erfolgsoperetten. Die Banditen müssen daher viel (französisch) singen, und das ist gut, denn in den (deutsch) gesprochenen Passagen zeigt das (musikalisch gute bis ausgezeichnete) Ensemble eher bescheidene Fähigkeiten. Die Pointen sind von der Kölner Stadtpolitik, wo es in jüngster Vergangenheit ungleich lustiger zugegangen ist, locker überholt worden. Die Regie gibt sich allerdings auch mit ein paar Harmlosigkeiten zufrieden. In behutsam aufgepeppten Kostümen arrangiert Lohner die wirre Handlung in ziemlich konservativer Manier. Unverbindlich bleiben und ja niemandem weh tun, das könnte das Motto der Inszenierung sein.

Foto: Köln - Die Banditen Der Herzog von Mantua (Wolfgang Bünten) ist brutalem Freizeitstress ausgesetzt

Als die Prinzessin von Granada - es geht um viel Geld - den Herzog von Mantua heiraten soll, wittern die Banditen ihre Chance und nehmen erst das Personal eines Gasthofes, dann die spanische Delegation in Geiselhaft, um selbst am Hof von Mantua vorzusprechen. Das bietet Gelegenheit zu allerlei Verkleidungsorgien und gibt auch der Regie viele Vorlagen. Der pathetische Auftritt der Spanier und der brutale Freizeitstress am Hof zu Mantua sind dem Regisseur auch durchaus gelungen. Da das Orchester, dirigiert von Johannes Stert, ganz hervorragend aufspielt, läßt sich das alles recht vergnüglich an.

Foto: Köln - Die Banditen Beim Finanzminister (Ralf Morgenstern, sitzend) ist für den Banditen Falsacappa (Patrick Raftery) nichts zu holen: Der Mann, der nicht singen kann, hat die Staatskasse längst veruntreut.

Was man an Witz aus dem Werk hätte herausholen können, das wird mit dem Auftritt von Ralf Morgenstern in der Rolle des Finanzministers von Mantua deutlich: Der Schauspieler ("Die Geierwally", "Sissi - Beuteljahre einer Kaiserin") kann zwar kaum singen, liefert aber ein sprachliches Kabinettstück ersten Ranges. Leider ist der Auftritt recht kurz, denn der korrupte Mann hat die Staatsfinanzen ruiniert: Auch hier ist für die Banditen nichts zu holen. Zudem werden sie Herzog, den sie einmal entführt hatten, erkannt, aber sogleich amnestiert: Die hübsche Hauptmannstochter hatte dem Herzog damals zur Flucht verholfen, und der kann ihr so eine kleine Bitte nicht abschlagen. Also tanzen alle zusammen bunt kostümiert auf der Bühne herum: Schon vor dem 11.11. hat der Karneval in Köln Einzug gehalten. Das Publikum war begeistert. Vielleicht muss man ja Kölner sein, um daran den rechten Geschmack zu finden.


FAZIT

Musikalisch hervorragend, aber szenisch sehr brav wird der Kölner Karneval eingeleitet.


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Produktionsteam

Regie
Helmut Lohner

Musikalische Leitung
Johannes Stert

Bühne und Kostüme
Rolf Langendfass

Licht
Manfred Voss

Choreinstudierung
Albert Limbach



Gürzenich Orchester
Kölner Philharmoniker



Opernchor der Bühnen
der Stadt Köln


Solisten

Falsacappa
Patrick Raftery

Fiorella
Claudia Rohrbach

Fragoletto
Ute Döring

Pietro
Valentin Jar

Carmagnola
Johannes Preißinger

Domino
Michael Vier

Barbavano
Ulrich Hielscher

Fiametta
Banu Böke

Zerlina
Leanne Kennealy

Bianca
Karen Sourry

Cicinella
Kathrin Göring

Herzog von Mantua
Wolfgang Bünten

Finanzminister
Ralf Morgenstern

Baron von Campatossa
Martin Finke

Bramarbasso
Francisco Vergara

Marquise
Sarah Crane

Herold
Stephan Schaaf

Prinzessin von Granada
Magnea Tómasdóttir

Adolph von Valladolid
Janice Creswell

Graf von Gloria-Cassis
Colin Judson

Hofmeister
Martin Busen

Ehrendamen
Eva Jakubowski
Andrea Roth-Arenz

Pipo
Werner Sindemann

Pipa
Heike Wagner

Pipetta
Mariola Mainka


Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Bühnen der Stadt Köln
(Homepage)




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