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Orpheus und Eurydike
Azione teatrale per musica in drei Akten

Dichtung von Raniero de'Calzabigi
Deutsche Übertragung von Hans Swarowsky

Musik von Christoph Willibald Gluck

"Wiener Fassung" von 1762 erweitert durch Teile aus der "Pariser Fassung" von 1774


Aufführungsdauer: ca. 1h 40' (keine Pause)

Wiederaufnahme im Theater Krefeld
am 15. September 1999

Homepage der Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld Mönchengladbach
(Homepage)


Krefeld: Orpheus und Eurydike-Programmheft

"... eine szenische Montage des Orpheus-Mythos"

Von Gerhard Menzel / Fotos von Matthias Stutte



Orpheus ist in der Inszenierung von Thomas Münstermann einmal nicht der über die Maßen Liebende, der weder Tod noch Teufel fürchtet, seine Geliebte aus dem Totenreich herausführt, kurz vor der Rettung allerdings dann doch - an der Verzweiflung seiner Geliebten und deren Vorwürfen - scheitert.

Hier wartet - schon während der Ouvertüre - ein junger, nervöser Mann (Orpheus) mit vielen anderen Personén in einem Warteraum. Ein Heer von mehr als zwei Dutzend Ärzten erscheint und verkündet, dass seine Geliebte gestorben sei. Nach persönlicher Kondolenzbezeugung aller Ärzte, erscheinen anschließend ebenso viele "Privatpersonen" um durch ablegen hygienisch in Folie verpackter Blumen ebenfalls ihre "Trauer" zu bekunden. In seiner äußersten Verzweiflung tritt eine Putzfrau (Amor) auf und ermutigt ihn, seine Geliebte doch wieder "zurückzuholen".

Krefeld: Orpheus und Eurydike (Foto 1) Foto links:
Amor - in der Rolle einer Putzfrau - überredet den Jungen (Orpheus), seine Geliebte (Eurydike) zu suchen.

Angst- und Wunschvorstellungen, Bewusstseinsstörungen, Realitätsflucht und Visionen (Dämonen der Unterwelt, antikes Elysium, die Befreiungsaktion der hygienisch in Folie frisch gehaltene Eurydike, das entsetzliche Scheitern) führen dazu, dass Orpheus zu Tabletten greift um sich umzubringen, was die hilfreiche Putzfrau (Amor) gerade noch verhindern kann. Das "glückliche" Ende gerät zum Aufzug aller durchlebten "Bewusstseinszustände" dieses "gebrochenen" Orpheus-Mythos.

Krefeld: Orpheus und Eurydike (Foto 2) Foto rechts:
"Der moderne Mensch begegnet den Dämonen in der Gestalt eines barocken Panoptikums" (Thomas Münstermann/Programmheft)



Krefeld: Orpheus und Eurydike (Foto 3) Foto links:
"Der Weg zu Eurydike, die Straße wird zur barocken Gassenbühne verzerrt, unendlicher Perspektive. Der Pfad, den niemand bis zu seinem Ende beschreiten kann mit der Hoffnung auf Wiederkehr, muß aufgerissen werden, um einer antikisierenden Phantasie von friedlicher Jenseitigkeit Platz machen zu können, in deren Fundus man eine konservierte Eurydike auffinden kann." (Thomas Münstermann/Programmheft)



Diese - für viele verstörende - Interpretation dieses Stoffes setzt zwar andere Schwerpunkte, zeigt in vielen Szenen aber eine wohldurchdachte und stringent durchgehaltene Konzeption und zieht das Publikum dadurch stark in seinen Bann. Das Bühnenbild von Harald Stieger und die Kostüme von Imme Kachel setzen effektvolle Akzente und betonen vor allem die "dunklen" Seiten der Seele.

Krefeld: Orpheus und Eurydike (Foto 4) Foto rechts:
"Orpheus erfindet eine Reise an den Ursprung des Mythos, seines eigenen Mythos, den er damit gleichzeitig erfindet und in Glucks Jubelfinale feiern läßt" (Thomas Münstermann/Programmheft)

Unter der musikalischen Leitung von Kenneth Duryea spielen die Niederrheinischen Sinfoniker einen eher romantisch geprägten Gluck. Der stark geforderte Chor der Vereinigten Städtischen Bühnen (Choreinstudierung: Heinz Klaus) mimt auch die "Tänze" der Dämonen, während das "Elysium" tanzfrei bleibt ("Reigen seeliger Geister").

Die Partien waren stimmlich und darstellerisch ganz auf diese gewählte Konzeption eingestellt und überzeugten durch eine gute Ensembleleistung.


FAZIT
Eine interessante Umsetzung des Orpheus-Mythos

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Kenneth Duryea

Inszenierung
Thomas Münstermann

Bühnenbild
Harald Stieger

Kostüme
Imme Kachel

Choreinstudierung
Heinz Klaus

Dramaturgie
Wolfgang Mika


Chor der Vereinigten Städtischen Bühnen

Die Niederrheinischen Sinfoniker


Solisten

Amor
Kirstin Hasselmann
Debra Hays

Orpheus
Margaret Thompson
Vuokko Kekäläinen

Euridike
Debrah Hays
Janet Bartolova
Barbara Cramm

(Besetzung der besuchten Aufführung)


Weitere Informationen
Homepage der Vereinigten Städtischen
Bühnen Krefeld Mönchengladbach




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