Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-mail Impressum



Programmheft-Cover Die Walküre
Der Ring des Nibelungen - Erster Tag
Musik und Dichtung von Richard Wagner

Premiere am 30.10.1999
im Grossen Haus der Städtischen Bühnen Münster

5 1/4 Std., 2 Pausen (45 Min.)


Logo: Städtische Bühnen Münster

Städtische Bühnen Münster (Homepage)

Ein grossartiges Beziehungsdrama

Von Gerhard Menzel / Fotos von Michael Hörnschemeyer



Nach dem furiosen Auftakt mit dem Rheingold in der vergangenen Saison gelang den Städtischen Bühnen Münster mit der Walküre eine eindrucksvolle Fortsetzung des Ring-Zyklus.

Foto: Münster/Die Walküre 1. Aufzug:
Sieglinde (Caroline Thomas) beobachtet gespannt das Gespräch zwischen Siegmund (Thorsten Scharnke) und Hunding (Martin Blasius)

Das Produktionsteam führte dabei das im Rheingold vorgestellte Konzept konsequent weiter: Reduzierung des optischen Aufwandes auf wesentliche Elemente, die Konzentration auf die Beziehungen der Personen untereinander und das Vertrauen auf die Ausdruckskraft der Musik.

So entwickelte sich der erste Aufzug zu einem spannungsvollen, äusserst packenden Drama um Liebe und Tod. Thorsten Scharnke als Siegmund präsentierte sich erneut in blendender stimmlicher Verfasung (wie schon als Max im Freischütz und als Loge im Rheingold), was ihn in seinem Fach immer unentbehrlicher werden lässt. Mit Martin Blasius (Hunding) und Caroline Thomas (Sieglinde) standen ihm zwei weitere Leistungsträger zur Seite, die für ein hohes vokales und darstellerisches Niveau sorgten.



Foto: Münster/Die Walküre 2. Aufzug:
Fricka (Suzanne McLeod) ringt Wotan (Harry Peeters) das Versprechen ab, Siegmund zu töten

Zu einer der spannungsreichsten Szenen gehörte das Zusammentreffen Wotans mit Fricka. Suzanne McLeod gestaltete die empörte Gattin so überzeugend, dass es Wotan (Harry Peeters) unmöglich war, ihr treffende Argumente entgegenzuhalten. Ansonsten hatte Harry Peeters bis zum finalen "Speerschwur" keinerlei Probleme, die facettenreiche Partie des Wotan intensiv und stimmlich präsent zu gestalten. Die Abschiedsszene zwischen ihm und Brünnhilde geriet zu einem bewegenden Ereigniss, das auch szenisch und ästhetisch mehr als nur befriedigte.

Foto: Münster/Die Walküre 2. Aufzug:
Während Sieglinde (Caroline Thomas) schläft, erscheint Siegmund (Thorsten Scharnke) Brünnhilde (Evelyn Herlitzius), die ihm den Tod kündet

Als Glücksfall und eine (fast) ideale Besetzung erwies sich Evelyn Herlitzius als Brünnhilde. Mag ihre Stimme auch nicht jedem gefallen (Tendenz zum "wabern"), so ist sie als Bühnenerscheinung doch genau das, was sie eigentlich sein sollte: ein wildes, tatendurstiges und eigenwilliges "Kind"! Ihr Verhalten wirkt sowohl in der Todverkündigungsszene mit Siegmund, als auch in den Szenen mit ihren Schwestern und dem erbosten Vater nachvollziehbar und überzeugend. Zuerst "nur" eine der Walküren, durch die Begegnung mit Siegmund dann mit Verweigerung, Mitleid und Ungehorsam konfrontiert, durchläuft sie eine Entwicklung, die sie notwendigerweise aus dem Kreis ihrer "Sippe" ausschliesst.

Foto: Münster/Die Walküre 3. Aufzug:
Wotan (Harry Peeters) im trauten Gespräch mit Brünnhilde (Evelyn Herlitzius)

Die über weite Strecken spannungsvolle Personenführung von Peter Beat Wyrsch kommt auf der von Roland Aeschlimann praktikabel gestalteten Bühne durch den intensiven Einsatz des Lichts und die markanten Kostüme von Renate Schmitzer eindrucksvoll zur Geltung. Das Einbeziehen eines den Orchestergraben umgebenen Stegs als Spielfläche für zahlreiche Szenen bietet dabei nicht nur eine optische Abwechslung und Erweiterung des Bühnenraumes, sondern rückt damit das Geschehen auch unmittelbar an das Publikum heran, was jede Distanz zu den agierenden Personen aufhebt.

Foto: Münster/Die Walküre 3. Aufzug:
Die als Standbild eingeschläferte Brünnhilde (Evelyn Herlitzius) im "Feuerdom"

Musikalisch stand der Abend wieder ganz im Zeichen von Will Humburg, dem am Pult des Symphonieorchesters der Stadt Münster erneut eine durchdachte und gut strukturierte Interpretation von Wagners Partitur gelang. Leider waren dieses Mal nicht alle Orchestermusiker gleichermassen fit, was den insgesamt hervorragenden Eindruck etwas schmälerte.

Das höchste Lob muss allen Beteiligten für die auffällig klare Wortverständlichkeit gezollt werden. So viel Text kann man selbst an wesentlich "grösseren" Häusern meist nicht verstehen. Das liegt zum einen an der Aufmerksamkeit die die Ausführenden dem Text schenken, zum anderen aber auch an dem mit dem Laufsteg umbauten Orchestergraben (unmittelbare Nähe zum Publikum) und der sehr sängerfreundlichen orchestralen Dynamik, obwohl Will Humburg an exponierten Stellen auch ordentlich aufdrehen lässt.

Das Publikum feierte alle Künstler laut und lange; und das zu Recht!


FAZIT
Diese Walküre erreicht zwar nicht immer ganz das Massstäbe setzende Niveau der Rheingold-Produktion, führt den Ring aber verheissungsvoll fort und macht ungeheuer gespannt auf den Siegfried.




Ihre Meinung ?
Schreiben Sie uns einen Leserbrief.
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Will Humburg

Inszenierung
Peter Beat Wyrsch

Bühne
Roland Aeschlimann

Kostüme
Renate Schmitzer

Produktionsdramaturgie
André Meyer



Symphonieorchester
der Stadt Münster



Solisten

Siegmund
Thorsten Scharnke

Hunding
Martin Blasius

Sieglinde
Caroline Thomas

Wotan
Harry Peeters

Brünnhilde
Evelyn Herlitzius

Fricka
Suzanne McLeod

Helmwige
Birgit Beckherrn

Gerhilde
Anke Krabbe

Ortlinde
Eva Lillian Thingbø

Waltraute
Suzanne McLeod

Siegrune
Heike Grötzinger

Roßweiße
Lavinia Kepetzis

Grimgerde
Lucy Coleby

Schwertleite
Janet Collins


Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Städtischen Bühnen Münster
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-mail Impressum

©1999 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de

- Fine -