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Peter Grimes

Oper in einem Prolog und drei Akten von Montagu Slater
Musik von Benjamin Britten

Produktion der Nationale Reisopera
Premiere in der Twentsche Schouwburg, Enschede (NL) am 31. März 2000

Logo: Nationale Reisopera



Nationale Reisopera
(Homepage)

Ein guter Fang...

Von Koert Braches / Fotos von Hermann und Clärchen Baus



Szenenfoto Keine einzige Minute zum Faulenzen. Peter Grimes möchte seinen zweiten Lehrjungen am liebsten sofort mit aufs Meer hinausnehmen. Nigel Robson als Peter Grimes, links von ihm der Junge mit Miranda van Kralingen (Ellen Orford) an dessen Seite.

Ein guter Fang... das kann man der niederländischen Operngesellschaft „Nationale Reisopera“ aus dem grenznahen Enschede nicht absprechen. Die Gesellschaft, die gewissermaßen das gut zu machen versucht, was den Niederlanden durch nicht vorhandene feste Opernbühnen fehlt, hat mit dieser Aufführung der Oper Peter Grimes von Benjamin Britten erneut ihre Stellung in der zwar karg aber dafür qualitativ hochwertig besetzten Opernlandschaft der Niederlande glanzvoll behaupten können.

Szenenfoto Und der Knabe dazwischen... Auch die Apotheose bietet kein Happy End für die Liebesgeschichte zwischen Peter (Nigel Robson) und Ellen (Miranda van Kralingen)

Die Oper, dessen ursprünglicher Stoff Britten angeblich zu der Einsicht verhalf, aus den Vereinigten Staaten wieder in seine Heimat zurückkehren zu wollen, machte Benjamin Britten zum erfolgreichsten britischen Komponisten musikdramatischen Schaffens seit Purcell:
Der störrische, aufbrausende und dennoch zartfühlende Fischer Peter Grimes, dessen Wutausbrüche und Roheit für die Dorfbewohner nur eine Bestätigung ihrer Vermutung sind, er habe zwei seiner Lehrjungen eigenhändig umgebracht, wird Opfer seiner eigenen Träumerseele und der Voreingenommenheit der Dorfbewohner. Um seinen „unirdischen Qualen“ denen er laut seines Freundes Captain Balstrode nach dem ungewollten Todessturz des neuen Lehrjungens ausgesetzt ist, und vor allen Dingen auch, um der Lynchjustiz der Dorfbewohner entkommen zu können, fährt Grimes schließlich hinaus auf das Meer und bringt sein Boot zum Sinken.

Szenenfoto Marcel Boone als Ned Keene und Anneliese Fried als Mrs. Sedley

Das üble Geflecht aus Lügen, Voreingenommen- heit und Gerüchten, das schließlich die ganze Dorfgemeinschaft wie in einem Netz gefangen hält, scheint bei der „Nationale Reisopera“ hauptsächlich das Produkt der sensationshungrigen Mrs Sedley zu sein. Anneliese Frieds pathetische Darstellung dieser Nervensäge der Dorfgemeinschaft wirft da die Frage auf, was die Regie bezwecken will. Der Chor ist in diesem Zusammenhang das deutlichste Beispiel: Nicht den Eindruck einer heterogenen Gruppe irregeführter Dorfbewohner erweckt er, sondern scheint mit seinen statischen Einheitsbewegungen aus einem fortschrittsgläubigen, realsozialistischen Gruppenbild getreten zu sein. Diese statische und manchmal zu pathetische Inszenierung ist dem aufwühlenden Charakter der Oper leider nicht immer dienlich.

Szenenfoto Nun geht es zur Sache: die Männer aus dem Dorf möchten sehen was in der Hütte von Peter Grimes vorgeht.

Die Besetzung hat dafür stimmlich sehr viel schönes zu bieten. Herausragend sind Henk Smit, der in seiner Darstellung des Captain Balstrode den humorvoll-väterlichen, aber auch ernsthaften Charakter der Rolle ausgezeichnet verkörpert, und Miranda van Kralingen (Ellen Orford). Anrührend ist insbesondere ihre „Stickerei-Arie“, in der sie über den am Meer gefundenen und von ihr gestrickten Pullover des zweiten Lehrjungens grübelt. Obwohl Nigel Robson sich in der Titelrolle mit dem Peter-Pears-Klang, dessen er sich anscheinend bedienen möchte, nicht immer gut zurechtfindet, verleiten die von ihm gesungenen Grimeschen Träumereien („Der große Wagen und die Plejaden holen sich von der Erde die Wolken menschlichen Leidens hoch...“) dennoch zu andächtigem Hinhören.

Eine klangliche Perle der Aufführung ist das Frauenquartett von Ellen, Auntie und ihren beiden Cousinen. Die Miniatur, die im Grunde die Position von Männern und Frauen hinterfragt, stellt genau zum richtigen Zeitpunkt einen ergreifenden Ruhepunkt dar.


FAZIT

Eine musikalisch ausdrucksstarke Opernaufführung mit guter Solistenbesetzung, einem starken Chor und einer meist schönen Orchesterbegleitung (wenn auch mitunter zu sehr auf die reine Partitur konzentriert). Die Anreise zu den meist weiter entfernt liegenden Aufführungsorten in den Niederlanden lohnt sich mit Sicherheit!


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ed Spanjaard 

Regie
Monique Wagemakers

Bühne
John Otto

Kostüme
Rien Bekkers

Licht
Reinier Tweebeeke

Choreinstudierung
Piers Maxim



Orkest van het Oosten

Chor der
„Nationale Reisopera“


Solisten

Peter Grimes
Nigel Robson

Ellen Orford
Miranda van Kralingen

Captain Balstrode
Henk Smit

Auntie
Lucia Meeuwsen

Niece 1
Elena Vink

Niece 2
Janny Zomer

Bob Boles
Brian Galliford

Swallow
Richard Suart

Mrs Sedley
Anneliese Fried

Reverend Horace Adams
Bernard Loonen

Ned Keene
Marcel Boone

Hobson
Jacques Does

A boy (John)
Steven Otten


Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Nationale Reisopera
(Homepage)




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